Für eine Nacht
daran klebte?
»Du bist angeschossen worden«, sagte Samson mit bebender Stimme.
Sloane nahm ihre Umgebung nur noch wie durch einen dichten Nebel wahr. Sie meinte zu sehen, wie Samson seine
Jacke auszog, meinte ihn murmeln zu hören: »Wir müssen die Blutung stillen«, aber sicher war sie sich nicht.
Aber als er ihr die zusammengefaltete Jacke gegen die verletzte Schulter presste, schlug eine glühende, unerträgliche Schmerzwelle über ihr zusammen. Sie kniff die Augen zusammen, um der Qual zu entrinnen, aber es war ihr nicht möglich, sich aus dem Gefängnis ihres Körpers zu befreien.
Wie aus weiter Ferne drangen andere Geräusche an ihr Ohr ... Schritte vielleicht? Und ganz eindeutig Stimmen. Eine gehörte Samson. Sloane wünschte, Chase wäre bei ihr, ihr Ritter in schimmernder Rüstung, aber er war bei seiner Familie, die für ihn immer an erster Stelle kam. Sloane war kein Teil seines Lebens mehr. Übelkeit stieg in ihr auf und drohte sie zu überwältigen, dazu gesellte sich das seltsame Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren.
Lass dich fallen, sagte sie sich. Vielleicht war dies der Weg, den Schmerzen zu entkommen. Die Welt begann sich um sie zu drehen, und dann wurde es dunkel um sie.
»Du hättest mich fahren lassen sollen«, beschwerte sich Chase bei Rick.
»Du bist viel zu aufgeregt«, widersprach dieser und ging vom Gas, als er sich einem Stoppschild näherte.
Chase warf seinem Bruder einen finsteren Blick zu. Rick hatte sich, nachdem er von Samsons Verschwinden erfahren hatte, die Autoschlüssel geschnappt und seine Brüder in bester Copmanier herumkommandiert. Er wollte nicht, dass Samson alleine und ohne Schutz in der Stadt umherstreifte.
Aber er hatte kein Wort darüber verloren, dass Chase Sloane nicht gefolgt war, als er noch die Gelegenheit dazu gehabt hatte, was Chase ihm hoch anrechnete. Er machte sich ohnehin
schon selbst genug Vorwürfe, da war eine Strafpredigt seitens seines Bruders das Letzte, was er gebrauchen konnte. Sein Instinkt sagte ihm, dass Vater und Tochter zusammen waren und dass daraus nichts Gutes erwachsen konnte.
»Kannst du nicht mal einen Zahn zulegen?«, fauchte er seinen Bruder an.
Rick ging nicht darauf ein, aber Roman legte ihm von der Rücksitzbank aus beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Bis zu den McKeevers ist es nicht mehr weit.«
Chase konnte sich nur einen Ort vorstellen, wo Sloane allein hingehen würde – das alte Baumhaus, wo sie Samson zum ersten Mal getroffen hatte. Er hielt es für äußerst unwahrscheinlich, dass sie in sein Haus zurückgekehrt war, nachdem er sein Bestes getan hatte, um sie zu vergraulen.
Verdammter Mist.
Fünf Minuten später, die Chase wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen waren, hielt Rick vor dem Haus der McKeevers an. Deren Wagen stand nicht in der Auffahrt, demnach war die Familie noch nicht zurück. Damit hatte Chase schon gerechnet, nachdem er vom Auto aus bei den McKeevers angerufen hatte und niemand ans Telefon gegangen war.
»Wahrscheinlich ist die ganze Aufregung letztendlich umsonst«, versuchte Roman ihn zu beruhigen.
»Ich möchte dich mal sehen, wenn wir statt nach Sloane nach Charlotte suchen würden!«
Roman sah ihn finster an. »Suchst du Streit?«
Doch Chase sprang schon aus dem Auto, noch ehe Rick den Motor abgestellt hatte, und rannte um das Haus herum in den Hinterhof. Seine Brüder folgten ihm. Das Blut rauschte in seinen Adern, sein Mund war staubtrocken geworden.
Es kümmerte ihn nicht, was Sloane denken mochte, wenn sie friedlich im Baumhaus saß und er völlig außer Atem dort auftauchte. Hauptsache, sie war am Leben und unversehrt.
Die trockenen Blätter raschelten lauter unter seinen Füßen, als ihm lieb war, und kündigten vermutlich seine Ankunft an, aber daran ließ sich nichts ändern. Plötzlich ertönte ganz in seiner Nähe ein gedämpftes, undefinierbares Geräusch. Chase blieb neben der mächtigen Rottanne stehen. Er witterte mit einem Mal Gefahr.
»Was ist los?«, flüsterte Rick hinter ihm.
Chase zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
Rick bedeutete ihm zu bleiben, wo er war. »Ich schleiche mich von hinten an«, erklärte er, zog seine Waffe und wies dann mit der anderen Hand auf das Baumhaus in der Ecke des Hofes.
In diesem Moment löste sich eine einzelne Gestalt aus dem Unterholz und rannte davon, und gleichzeitig schob Samson den Kopf aus dem Fenster des Holzhäuschens. »Ruft einen Krankenwagen!«, rief er ihnen
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