Für eine Nacht
über seine Rechte belehrt hatte. Er hatte den Mann noch mit der Waffe in der Hand auf dem Nachbargrundstück überwältigt, ehe er zu seinem an der Straßenecke abgestellten Truck flüchten konnte. Chase hoffte zuversichtlich, dass sein Bruder bald Licht in das Dunkel dieser Geschichte bringen würde.
Er ließ sich auf einen Stuhl in der Nähe der Tür zur Notaufnahme sinken, in die man Sloane kurz zuvor gebracht hatte, und zwang sich zur Ruhe. Er konnte nichts anderes tun, als auf Eric zu warten und ihn dann zu bitten, dafür zu sorgen, dass man ihn zu Sloane ließ.
Plötzlich flog die Tür auf, und eine Ärztin kam heraus. Chase erkannte sie sofort wieder, sie hatte Sloanes medizinische Versorgung übernommen, nachdem die Sanitäter die Trage aus dem Wagen gehoben hatten.
Er fuhr wie von der Tarantel gestochen von seinem Stuhl hoch. »Wie geht es ihr?«
Die Ärztin betrachtete ihn mit einer Mischung aus professioneller
Sachlichkeit, Mitgefühl und Argwohn. »Ihr Zustand ist stabil«, erklärte sie dann so zögernd, als wisse sie nicht recht, ob sie ihm diese Informationen geben durfte. »Sie ist noch ziemlich benommen, aber sie möchte ihren Vater sehen.«
Chase fiel ein Stein vom Herzen. Sloane war bei Bewusstsein und hatte sogar schon ein paar Worte gesprochen! Dem Himmel sei Dank.
»Wissen Sie, ob ihr Vater hier ist?«, fragte die Ärztin.
Der Kloß, der sich in Chases Kehle gebildet hatte, erschwerte ihm die Antwort. »Ich habe ihn nirgendwo gesehen.« Nachdem er Sloane im Rettungswagen ins Krankenhaus begleitet hatte, schien sich Samson in Luft aufgelöst zu haben.
Zur Hölle mit dem Mann!
Chase blickte sich noch einmal nach allen Seiten um, aber Samson blieb verschwunden.
»Kann ich jetzt zu ihr?«, wandte er sich dann an die Ärztin, unfähig, die Hoffnung in seiner Stimme zu unterdrücken.
Die brünette junge Frau schüttelte bedauernd den Kopf. »Wenn sie auf ihr Zimmer gebracht wurde und Sie dann sehen möchte, sage ich Ihnen Bescheid.« Sie schob die Hände in die Taschen ihres weißen Kittels. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, sie ist bei uns gut aufgehoben.«
Sie legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. Die Geste muss sie aus dem Handbuch für Angehörigenbetreuung haben , dachte Chase frustriert.
»Und falls Ms. Carlisles Vater auftaucht, richten Sie ihm bitte aus, das seine Tochter ihn sehen möchte.«
Ehe Chase zu einer Antwort ansetzen konnte, stürmte ein Mann, eine imposante Erscheinung in Anzug und Krawatte, auf die Ärztin zu – niemand anderes als Senator Michael Carlisle
höchstpersönlich. »Sagten Sie eben, Sloane wollte ihren Vater sehen?«
Die junge Frau nickte. »Und Sie sind ...«
»Senator Michael Carlisle«, verkündete er mit der Autorität in der Stimme, die maßgeblich zu seiner steilen Karriere beigetragen hatte. »Ich möchte jetzt zu meiner Tochter.«
Madeline stand neben ihrem Mann. Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie blickte weder nach rechts noch nach links und bemerkte den ganz in ihrer Nähe stehenden Chase überhaupt nicht, was in Anbetracht ihres aufgelösten Zustands nur verständlich war. Und da Chase in seiner Funktion als Sloanes Beschützer vollkommen versagt hatte, war er im Moment wohl der letzte Mensch, den Madeline sehen wollte.
Trotzdem musste er unbedingt mit dem Senator sprechen – nicht nur über Sloane, sondern auch über seine Wahlkampfmanager und die ganze Situation, in der sie sich befanden. Und er musste die Frage anschneiden, wer der geeignete Reporter war, um diese Story zu schreiben. Seiner Meinung nach war er, Chase, als Einziger imstande, sowohl Sloanes als auch die Interessen des Senators zu wahren. Allerdings hütete er sich, dem Mann damit zu kommen, bevor dieser sich nicht vergewissert hatte, dass seine Tochter wieder gesund werden würde.
Stattdessen sah er voll hilfloser Wut zu, wie der Senator seiner Frau eine Hand auf den Rücken legte und sie in die Notaufnahme führte. Sloane hatte eine Familie, die sie liebte und die sich um sie kümmern würde. Michael und Madeline Carlisle würden dafür sorgen, dass sie bestmöglich betreut würde. Chase hatte in dieser Angelegenheit kein Mitspracherecht.
Erbittert trat er mit dem Fuß gegen das abgetretene Linoleum, doch zugleich verspürte er einen Anflug von Erleichterung.
Sloane würde am Leben bleiben, also hatten sie beide noch eine zweite Chance. Er konnte es kaum erwarten, ihr seine Liebe zu gestehen und mit ihr zusammen sein neues Leben zu
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