Für eine Nacht
mit hängenden Schultern an der Wand lehnte.
Obwohl sie alle mit Roman und Charlotte fühlten, hielt das Rick nicht davon ab, Chase in der Zwischenzeit ins Gebet zu nehmen. Und da er genau wusste, dass dieser das Krankenhaus nicht vor der Geburt des Babys verlassen würde, saß sein älterer Bruder in der Falle.
»Wie meinst du das?«, fauchte Chase.
»So, wie er es gesagt hat.« Hannah kam zu ihnen herüber, dabei hüpfte sie vor Aufregung von einem Bein auf das andere. Sie konnte es kaum erwarten, sich endlich als Babysitter betätigen zu dürfen.
»Verschwinde, Fratz. Ich rede mit meinem Bruder«, wies Rick sie zurecht.
Hannah schüttelte den Kopf. »Mit Chase kann man nicht reden, wenn er sich irgendetwas in den Kopf gesetzt hat. Jedenfalls behauptest du das immer.« Die hübsche Vierzehnjährige grinste wie ein Kobold.
Rick stöhnte. »Du machst alles nur noch schlimmer.«
»Das finde ich nicht.« Chase beugte sich zu Hannah und flüsterte ihr zu: »Was sagt Rick denn sonst noch so über mich?«
»Hmm.« Hannah wickelte sich eine lange Haarsträhne um den Finger und schob nachdenklich die Unterlippe vor. »Er sagt, seit Sloane weg ist, ist mit dir überhaupt nichts mehr anzufangen. Er sagt, du hättest sie auf den Knien anflehen müssen, bei dir zu bleiben.« Sie hielt inne und kicherte. »Aber vermutlich hätte das auch nichts mehr geholfen, weil du die ganze Sache schon zu gründlich vermasselt hast.« Sichtlich zufrieden mit sich nickte sie.
»Ts, ts.« Rick zwinkerte ihr zu. »Dein Taschengeld für diese Woche ist gestrichen, Rübe.«
»Hannah, komm her und lass Rick und Chase in Ruhe«, rief Kendall ihr von der anderen Seite des Raums her zu.
Rick verdrehte die Augen. »Zu spät«, teilte er seiner Frau lakonisch mit.
Kendall zuckte die Achseln. »Ich hab’s jedenfalls versucht.« Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Raina zu, die auf einem Stuhl saß und in einer Zeitschrift blätterte.
Chase scharrte mit seinem Turnschuh auf dem Linoleum herum, während er überlegte, wie viel er Rick über den Bruch zwischen Sloane und ihm verraten sollte. »Übermäßige Geistesgaben habe ich dir ja nie zugetraut, aber ich muss zugeben,
dass du hinsichtlich Sloane den Nagel auf den Kopf getroffen hast.«
Rick hob die Brauen. »Was ist passiert?« Schlagartig war er todernst geworden.
In Krisensituationen hielten die Brüder fest zusammen, auch wenn sie sich kurz zuvor noch so sehr gepiesackt hatten. »Ich habe sie gebeten zu bleiben. Gewissermaßen. Ich habe ihr gesagt, ich hätte meine Meinung geändert und wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen.«
»Und sie ist trotzdem gegangen«, stellte Rick sachlich fest.
»Wie du siehst.«
»Aber du weißt nicht, warum.«
Chase, dem es peinlich war, sowohl sein Versagen eingestehen als auch sein Liebesleben offen legen zu müssen, nickte nur stumm.
»Soll ich dir ihre Gründe erklären?«
»Tu dir keinen Zwang an.« Chase selbst wusste nicht mehr weiter. Vielleicht konnte sein Bruder ihm einen Rat geben.
»Sloane kennt dich gut.« Rick zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. »Vermutlich genauso gut wie Roman und ich dich kennen, und das will einiges heißen, wenn man bedenkt, dass ihr erst seit so kurzer Zeit zusammen seid.«
Chase schnaubte. »Nennst du das eine Analyse? Erzähl mir lieber etwas, was ich noch nicht weiß.«
Rick zuckte die Achseln. »Nur mit der Ruhe, dazu komme ich gleich. Ich schätze, Sloane dachte, du wolltest nur eine flüchtige Affäre mit ihr. Ganz unverbindlich, nichts Ernstes.«
Chase verschränkte die Arme vor der Brust und musterte seinen Bruder aus schmalen Augen. »Ich bin immer noch nicht beeindruckt. So weit bin ich auch schon gekommen.«
»Ich fange ja auch gerade erst an.« Rick rieb sich die Hände.
»Sie ist zu dieser Überzeugung gelangt, nachdem du ihr auf deine unnachahmlich charmante Art klar gemacht hast, dass Familie und Kinder für dich nicht in Frage kommen. Sicherheit ist oberstes Gebot, wenn nichts passieren soll. Stimmt’s oder hab ich Recht?«
Chase rieb sich die brennenden Augen. »Das trifft es ziemlich genau.« Diesen Spruch hatte er seinen Brüdern immer wieder eingeschärft, weil er es als seine Pflicht angesehen hatte, die beiden Jüngeren über Safer Sex zu belehren. »Und?«
»Frauen haben ein Gedächtnis wie ein Elefant«, klärte Rick ihn auf. »Sloane dürfte diese Worte kaum vergessen haben.«
»Man sollte meinen, sie wäre froh darüber, wenn ein Mann
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