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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Phillips
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entweder dazu bewegen, mit Michael Carlisle zu sympathisieren, einem anständigen, aufrechten Mann, der eine junge Frau aus einer misslichen Situation gerettet hatte, oder ihnen den Eindruck vermitteln, dass er eben jene junge Frau benutzt hatte, um seine politische Karriere voranzutreiben. Persönlich war Chase davon überzeugt, dass Michael Jacqueline geliebt hatte, auch wenn politische Erwägungen bei der Hochzeit eine Rolle gespielt hatten.
Und letztendlich hatte er sie aus den Klauen ihres Vaters befreit, der sie früher oder später emotional zugrunde gerichtet hätte.
    Chase war ganz unvoreingenommen an die Sache herangegangen, brachte aber Verständnis für Michael auf. Auch Samson hatte sich mit ihm in Verbindung gesetzt, die Aussagen des Senators bestätigt und seine eigene traurige Lebensgeschichte preisgegeben. Aber er hatte mit dem gramgebeugten, missverstandenen Mann, an den sich die Einwohner von Yorkshire Falls im Laufe der Jahre gewöhnt hatten, nichts mehr gemein.
    Auch Chase hatte sein Herzensbrecher-Image abgelegt, mit dem ihn seine Brüder immer liebevoll aufgezogen hatten. Sowohl er als auch Samson hatten sich verändert, und das hatten sie beide allein Sloane zu verdanken. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Samson die Chance erhielt, eine Beziehung zu Sloane aufzubauen, während Chase allein zurückblieb. Ironischerweise fand er noch nicht einmal in der Story seines Lebens und in der Hoffnung auf den Beginn der lang ersehnten großen Karriere Trost.
    Sloane war seine Zukunft, doch wie sollte er ihr beweisen, dass er es wirklich ernst mit ihr meinte?
    Wieder musste er an die Ironie des Schicksals denken, als er erwog, sich zu diesem Zweck der Vermittlungskünste seiner Mutter zu bedienen.
     
     
    Sloane erwachte mit einem Ruck. Dafür, dass sie in einem Krankenhausbett lag, hatte sie erstaunlich gut geschlafen, zumindest in der Zeit zwischen Temperaturmessen und Tropfwechseln. Sie wusste nicht, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte, aber irgendetwas hatte sie geweckt. Als sie mühsam die
Augen aufschlug, stellte sie fest, dass helles Sonnenlicht durch die Schlitze der Aluminiumjalousien drang. Demnach war es bereits Morgen. Sie versuchte sich aufzusetzen, zuckte aber sofort zusammen und stöhnte gequält, als sich ein Hagel glühender Pfeile in ihre Schulter bohrte.
    Sie klingelte nach der Schwester, war aber fest entschlossen, sich heute nur die halbe Dosis der Schmerzmittel verabreichen zu lassen, mit denen man sie gestern voll gepumpt hatte. Die letzten Stunden in Yorkshire Falls wollte sie mit klarem Kopf erleben. Ihre Eltern würden sie heute mit nach Hause nehmen.
    Ein gedämpftes Geräusch ließ sie aufhorchen. Benommen drehte sie den Kopf zur Tür. Vermutlich war die Schwester gekommen, um ihr eine Spritze zu geben. Stattdessen sah sie einen unbekannten Mann in einem dunklen Anzug neben ihrem Bett sitzen, der sie schweigend beobachtete.
    »Das nächste Mal passt du ein bisschen besser auf, wenn du an offenen Fenstern vorbeigehst, junge Dame«, grollte er mit barscher, dennoch vertrauter Stimme.
    »Samson!« Sein Äußeres hatte sich zwar verändert, aber diesen rauen Tonfall hätte sie jederzeit erkannt.
    »Was ist? Kennst du deinen alten Herrn nicht mehr?«, fragte er in der typischen Samsonmanier, an die sie sich schon gewöhnt hatte. Doch seine Züge wurden weicher, als er fortfuhr: »Ich nehme an, jetzt entspreche ich optisch eher der Vorstellung, die du im Kopf hattest, als du dich auf die Suche nach deinem Erzeuger gemacht hast.« Er blickte an Anzug, Hemd und Krawatte hinunter. Seine glatt rasierten Wangen waren tiefrot angelaufen, aber sie rechnete es ihm hoch an, dass er ihrem Blick standhielt.
    Nun, da der Bart verschwunden und das Haar frisch geschnitten und gewaschen war, fiel Sloane als Erstes der Glanz
in seinen Augen auf. Jetzt akzeptierte er sich so, wie er war – damals und heute.
    Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, doch um seinetwillen zwang sie sich, ihm eine Antwort zu geben. »Wie du aussiehst, war mir egal«, erwiderte sie wahrheitsgemäß. »Ich wollte nur meinen Vater kennen lernen.«
    Er bedachte sie mit einem warmen Lächeln, und sie registrierte erstaunt, wie anziehend und distinguiert er jetzt aussah.
    Über die Bettdecke hinweg streckte er ihr eine leicht zitternde Hand hin. »Dein Vater ist hier bei dir.«
    Sloane legte ihre Hand in seine große, schwielige, und als sie ihn forschend musterte, sah sie den Mann vor sich, in den sich ihre

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