Für eine Nacht
beantwortet, und zum Dank dafür halten Sie sich bedeckt!« Earl verschränkte die knochigen Arme vor der Brust und starrte sie ungeduldig an.
»Ich habe keine Ahnung, wem Samson sein Geld hinterlassen könnte«, erwiderte Sloane ruhig.
Was zur nächsten logischen Frage führte. Besaß Samson überhaupt eine nennenswerte Summe? Wenn ja, warum lebte er dann wie ein Bettler? Sie konzentrierte sich auf die beiden alten Männer am Tisch, die Einzigen, die vielleicht eine Antwort darauf wussten. »Ich habe gehört, Samson hätte gar keine Familie mehr.«
»Und er hat in Yorkshire Falls auch keine Freunde«, warf Kendall ein, die erkannt hatte, dass sie ihren beiden Trinkkumpanen jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen musste.
»Er hat ja mich und Ernie hier.« Earl warf sich in die Brust.
Ernie nickte zustimmend. »Wozu braucht er da andere Freunde?«
»Und mehr sagen wir nicht, ehe Sie nicht noch einen Schluck mit uns trinken.« Earl bekräftigte seine Worte, indem er sein Glas erneut in einem Zug leerte. Sloane wusste, dass sie keinen Tropfen mehr herunterbringen würde. Sie warf Kendall einen fragenden Blick zu. Die andere Frau winkte ab, ein Zeichen, dass auch sie nichts mehr trinken wollte.
Während Sloane noch fieberhaft nach einem Weg suchte, sich mit ihrer Freundin unauffällig aus dem Staub zu machen, traten die Chandler-Brüder an ihren Tisch. Rick räusperte sich, aber Sloane hatte nur Augen für Chase. Hoch gewachsen, dunkel und gut aussehend war er jeder Zoll ihr Retter.
Sie stand auf, um ihm genau das zu sagen, trat einen Schritt vor, stolperte und fiel direkt in seine Arme.
»Scheiße.« Chase fing Sloane auf und schlang die Arme um sie. Sie fühlte sich warm und weich an und roch gut – trotz der unzähligen Drinks, die sie gehabt hatte, und trotz des Zigarettenqualms in der Kneipe. Noch nie hatte eine Frau in ihm einen so starken Drang ausgelöst, sie zu beschützen und immer für sie da zu sein.
»Ich glaube, ich habe zu viel getrunken.« Leise kichernd lehnte sie sich gegen ihn.
»Tatsächlich? Da wäre ich nie drauf gekommen.« Insgeheim verwünschte er sich, weil er zugelassen hatte, dass die ganze Sache so aus dem Ruder lief.
Rick zog Kendall von ihrem Stuhl hoch und stützte sie, als ihre Beine unter ihr nachzugeben drohten. Chase ging davon aus, dass sein Bruder einen Tag lang nicht mit ihm sprechen würde, bis sein Zorn verraucht war.
Er wandte sich an die beiden alten Männer. »Okay, Jungs, der Spaß ist vorbei. Wenn ihr irgendetwas von Samson hört,
ruft ihr mich an.« Er gab sowohl Earl als auch Ernie seine Karte. Mit etwas Glück würde wenigstens einer von beiden sie nicht gleich wieder verlieren.
»Hätte nie gedacht, dass sich so viele Leute nach Samson erkundigen würden. Dachte immer, wir wären die Einzigen, die sich mit ihm abgeben.« Earl schüttelte den Kopf, aber Sloane, die sich an Chase klammerte, war zu weggetreten, um die volle Bedeutung dieser Worte zu erfassen.
Sie presste die Lippen gegen Chases Hals und begann an der Haut unterhalb seines Ohrs zu knabbern. Die Berührung erregte ihn so sehr, dass er sich kaum auf seine Fragen konzentrieren konnte.
»Will denn sonst noch jemand wissen, wo er steckt?«, brachte er schließlich mühsam hervor.
Ernie erhob sich von seinem Platz. »Vor’n paar Tagen war ein Typ hier und hat jede Menge Fragen gestellt.«
»Davon habt ihr mir ja gar nichts gesagt.« Sloane löste sich von Chase und spitzte die Ohren. »Wieso habt ihr mir das denn nicht erzählt?« Sie wollte einen Schritt vortreten, doch Chase hielt sie fest. Sie war ihm entschieden zu unsicher auf den Beinen.
»Sie haben nicht danach gefragt.« Earl schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
»Wie sieht er aus?«, fragte Rick barsch.
»Samson? Der ist hässlich wie die Nacht, genau wie Ernie hier.« Earl deutete feixend auf seinen Freund.
»Kein Grund, gleich ausfallend zu werden.« Ernie verzog schmollend die Lippen, straffte jedoch dabei die Schultern, als wappne er sich für einen Kampf.
Chase knirschte mit den Zähnen, während Sloane sich bemühte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und dem Gespräch zu folgen.
»Also noch mal von vorne. Wie sah der Mann aus, der sich nach Samson erkundigt hat?«, hakte Chase nach, der wenig Lust verspürte, eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen den beiden schlichten zu müssen.
»Kann mich nicht an ihn erinnern. Du vielleicht?«, fragte Earl seinen Kumpel.
Earnie schüttelte den Kopf. »Nö.
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