Für einen Kuss von Frisco
Liebesbeziehung. Aber sie hatte nicht gesagt, dass sie Friscos Liebe wollte.
Vielleicht hatte sie ihm die bittere Wahrheit nur ein wenig versüßen wollen. Vielleicht hatte sie einfach nur vergessen zu erwähnen, dass sie – selbst wenn er sie liebte – nicht an einer Beziehung zu einem Krüppel interessiert war.
„Der Arzt schaut sich meine Röntgenbilder an und wird mir sagen, dass nichts gebrochen ist“, erklärte Frisco. „Soweit er das anhand der Bilder beurteilen kann.“
Was hatte sie von dem Kampf mitbekommen? Hatte sie gesehen, dass Dwayne ihn mit nur einem einzigen Tritt zu Boden geschickt hatte? Hatte sie beobachtet, wie Sharons Exlover auf ihn eingetreten hatte? Wie er hilflos am Boden lag – ein winselnder Hund, zu dumm, seinem Peiniger zu entkommen?
Und jetzt saß er wieder einmal im Rollstuhl. Er hatte sich geschworen, nie wieder in so einem verdammten Ding zu landen, und was war passiert?
„Verdammt noch mal, Lieutenant! Als ich Sie nach Hause geschickt habe, damit Sie sich ausruhen, meinte ich auch ausruhen. Wollen Sie jetzt etwa eine neue Karriere als Straßenkämpfer starten?“ Steve Horowitz trug seine weiße Ausgehuniform. Was zum Teufel hatte er hier zu suchen?
„Dr. Wright rief mich an. Er sagte, er habe in seiner Notaufnahme einen meiner ehemaligen Patienten mit einem stark vorgeschädigten Knie, das aussieht, als sei es gerade mit einem Vorschlaghammer bearbeitet worden.“ Dr. Horowitz verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich fragte mich, welcher meiner ehemaligen Patienten dumm genug sein mochte, sich auf eine Schlägerei einzulassen, die seinem Knie den Rest geben könnte. Ihr Name kam mir als Erstes in den Sinn.“
„Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Steve.“ Frisco fuhr sich mit der Hand über das müde Gesicht. Er fühlte Mias Augen auf sich ruhen. Dann musterte sie den Navy Captain.
„Was haben Sie sich bloß dabei gedacht?“
„Darf ich vorstellen?“, fragte Frisco statt einer Antwort. „Miss Mia Summerton. Mia, das ist Steve Horowitz, Navy-Doc. Er reagiert auf Captain, Doktor, Steve und manchmal auch auf Gott.“
Steve Horowitz war etliche Jahre älter als Frisco, wirkte aber deutlich jünger. Anerkennend musterte er Mia mit ihrem langen dunklen Haar, ihrem hübschen Gesicht und dem fröhlich geblümten Sommerkleid, das ihre glatten, ebenmäßig gebräunten Schultern und ihre schlanken Arme betonte. Sein Blick wanderte kurz zurück zu Frisco, registrierte das blutige T-Shirt und das zerschlagene Gesicht. Frisco glaubte zu wissen, was in dem Arzt vorging. Wahrscheinlich fragte er sich, was eine Frau wie sie mit einem Typen wie ihm zu tun hatte.
Nichts. Sie hatte nichts mit ihm zu tun und wollte auch nichts mit ihm zu tun haben. Das hatte sie deutlich klargestellt.
„Sie haben vermutlich mehr Glück als Verstand gehabt, Lieutenant. Es scheint nichts gebrochen, aber mit Sicherheit kann ich das erst sagen, wenn die Schwellung zurückgegangen ist.“ Dr. Horowitz zog sich einen Stuhl heran und betastete vorsichtig Friscos Knie.
Augenblicklich brach Frisco der Schweiß aus. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mia sich nach vorn beugte, als wolle sie nach seiner Hand greifen, doch er schloss die Augen. Er wollte sie nicht ansehen, wollte sich nicht eingestehen, dass er sie brauchte.
Sie nahm seine Hand trotzdem und hielt sie fest, bis Steve mit seiner Untersuchung fertig war. Inzwischen war Frisco schon wieder schweißüberströmt und sein Gesicht vor Anstrengung grau. Ihm wurde mit einem Mal bewusst, dass er Mias Finger viel zu stark drückte, und ließ abrupt ihre Hand los.
„Gut“, seufzte Steve schließlich. „Sie fahren jetzt nach Hause und laufen die nächsten zwei Wochen so wenig wie möglich herum. Ich verschreibe Ihnen ein Schlafmittel …“
„Das werde ich nicht nehmen. Ich habe … etwas zu regeln.
„Und das wäre?“
Frisco schüttelte den Kopf. „Eine Privatangelegenheit. Meine Schwester steckt in Schwierigkeiten. Jedenfalls werde ich kein Schlafmittel nehmen. Gegen ein lokal wirkendes Schmerzmittel hätte ich allerdings nichts einzuwenden.“
Steve Horowitz schnaubte verärgert. „Ich kenne Sie doch. Wenn Sie schmerzfrei sind, dann werden Sie herumlaufen und Dummheiten machen. Nein. Kommt überhaupt nicht infrage.“
Frisco beugte sich vor und senkte die Stimme. Er wollte nicht, dass Mia ihn hörte. Er hasste es, seine Schwäche zuzugeben. „Sie wissen, ich würde Sie nicht darum bitten, wenn ich nicht unerträgliche Schmerzen
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