Für einen Kuss von Frisco
hätte. Ich brauche ein Schmerzmittel! Aber ich kann es mir im Moment einfach nicht leisten, etwas zu nehmen, das mich außer Gefecht setzt.“ Er hasste es, vor Mia Schwäche zeigen zu müssen, und vermied jeden Blickkontakt mit ihr.
Steve zögerte einen Moment und schüttelte dann resigniert den Kopf. „Ich werde es bereuen, das weiß ich jetzt schon.“ Er kritzelte etwas auf seinen Block und sah Frisco eindringlich an. „Ich verschreibe Ihnen auch etwas, das die Schwellung zurückgehen lässt. Nehmen Sie nicht zu viel davon. Als Gegenleistung müssen Sie mir versprechen, zwei Wochen lang den Rollstuhl zu benutzen.“
Frisco schüttelte den Kopf. „Das kann ich Ihnen nicht versprechen. Lieber sterbe ich, als eine Sekunde länger als unbedingt notwendig in diesem Ding zu sitzen.“
Dr. Horowitz wandte sich Hilfe suchend an Mia. „Sein Knie ist dauerhaft geschädigt. Es grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt laufen kann. Es gibt nichts, um das Knie zu bessern, aber es könnte sich sehr wohl verschlechtern. Würden Sie bitte versuchen, ihm klar zu …“
„Wir sind nur Freunde“, unterbrach sie ihn. „Er hört nicht auf mich.“
„Ich werde Krücken benutzen“, versprach Frisco. „Aber nicht den Rollstuhl, okay?“
Er vermied noch immer jeden Blickkontakt mit Mia, musste aber ständig an das Gefühl denken, das ihre tränenverschleierten Augen in ihm ausgelöst hatten. Sie täuschte sich. Sie täuschte sich sogar gewaltig. Sie wusste es nicht, aber sie hatte durchaus die Macht, ihn zu allem zu bewegen, was sie wollte.
Vielleicht sogar dazu, dass er sich in sie verliebte. Mia fuhr den Wagen direkt vor den Eingang der Notaufnahme. Durch die hell erleuchteten Fenster konnte sie sehen, wie Dr. Horowitz Frisco eine Tüte mit Medikamenten in die Hand drückte und sich von ihm verabschiedete. Der Arzt verschwand eilig nach hinten, und Frisco kämpfte sich auf Krücken zur automatischen Eingangstür.
Zischend glitt sie vor ihm auf, und dann stand er draußen und sah sich suchend um.
„Hier bin ich“, rief sie, stieg aus und winkte. Überrascht starrte er das große Auto an, das sie heute fuhr. Es war mehr als doppelt so groß wie ihr Kleinwagen – er würde mühelos einsteigen können. „Ich habe für ein paar Tage mit einer Freundin getauscht“, erklärte sie.
Frisco sagte kein Wort. Er warf die Krücken und die Tüte mit den Medikamenten auf den Rücksitz und ließ sich dann vorsichtig auf dem Beifahrersitz nieder. Mit beiden Händen hob er das verletzte Bein ins Innere.
Mia stieg ebenfalls ein und ließ den Motor an. „Wie geht’s mit dem Knie?“, fragte sie und steuerte den Wagen vom Parkplatz.
„Gut.“
„Glaubst du wirklich, Dwayne kommt zurück?“
„Ja.“
Sie wartete vergeblich auf weitere Erklärungen. Frisco war offensichtlich nicht in der Stimmung zu reden. Wie üblich. Dennoch brütete er jetzt noch schweigsamer vor sich hin als sonst.
Sie wusste, dass es seinem Knie alles andere als gut ging. Es bereitete ihm Höllenqualen, und die Tatsache, dass er seinen Angreifer nicht hatte besiegen können, schmerzte ihn sogar noch mehr.
Sie wusste, sein verletztes Knie und seine Unfähigkeit, ohne Stock zu gehen, gaben ihm das Gefühl, nur noch ein halber Mensch zu sein. Es war einfach idiotisch. Als ob ein Paar kräftige Beine und ein athletischer Körper das einzig Wichtige an einem Mann wären.
Es war idiotisch, aber sie verstand ihn trotzdem. Plötzlich verstand sie auch, warum die Liste, die an Friscos Kühlschrank hing, die Liste mit all den Dingen, die er nicht tun konnte, kein Ausdruck von Weinerlichkeit und Selbstmitleid war, wie sie zunächst geglaubt hatte. Sie war eine Art Rezept für einen Zaubertrank, der Frisco wieder zum Mann machen sollte.
Springen, rennen, Fallschirm springen, schwimmen, strecken, beugen, dehnen …
Solange er all das und noch einiges mehr nicht tun konnte, würde er sich nicht wie ein Mann fühlen.
Solange er das nicht alles wieder konnte … Aber er würde diese Ziele nicht erreichen. Der Navy-Arzt hatte es klipp und klar gesagt: Sein Knie würde nicht mehr besser werden. Er hatte alles erreicht, was er erreichen konnte. Mehr war nicht drin, und allein schon, dass er wieder gehen konnte, grenzte an ein Wunder.
Schweigend fuhren sie nach Hause. Frisco stieg aus, ohne ihre Hilfe abzuwarten. Natürlich. Er brauchte ihre Hilfe nicht. Richtige Männer brauchten keine Hilfe.
Das Herz tat ihr weh, als sie zusah, wie er seine Krücken vom Rücksitz
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