Für einen Tag Mann sein!
"Darf ich?", erwiderte er schüchtern.
"Das liegt nicht an mir." Ich sah zurück zu Oliver, der schuldbewusst wirkte.
"Was hast du dir dabei gedacht? Soll ich die Wahl treffen, oder wie? Das ist hart!"
"Naja, du weißt jetzt, was ich will. Handle danach und ich halte dich nicht von der Affaire ab. Vielleicht lasst ihr mich ja mal zusehen."
"Das ist ein Scherz!", entfuhr es Oliver.
"Nein. Ich habe die Rolle getauscht, um zu wissen, wie es ist als Mann. Ich weiß es jetzt und erwarte, dass du daran denkst, wenn wir im Bett sind."
Unerwartet tippte Andy mich an der Schulter an.
"Sag mal, du bietest ihm großzügig an, sich weiter mit mir zu treffen unter der Voraussetzung, dass es bei euch in Zukunft anders läuft? Was hat er denn falsch gemacht - wenn ich fragen darf."
"Ich habe nicht darauf geachtet, ob ihr der Sex etwas bringt", gestand Oliver ein.
"Du bist ein Trottel!", schalt Andy ihn. "Und meinetwegen kannst du immer zusehen, Kim. Ich bin zwar nicht so der Frauentyp, aber wenn es dich heißmacht, warum nicht?"
Oliver stand der Mund offen. Diese Entwicklung hatte er sicherlich nicht erwartet. Das war jetzt nicht ganz die Lösung, die Vicky vorgeschlagen hatte, aber sie könnte eine Zeit lang funktionieren. Oliver seine homosexuelle Seite zu verbieten wäre sicher der falsche Weg. Im Grunde konnte ich Andy auch nicht als Konkurrenz sehen, eher als zusätzlichen Reiz. Welche Frau hatte nicht gerne gleich zwei Kerle, die man mit den Augen verschlingen konnte?
"Gibst du mir deine Nummer? Dann ruf ich an und sag dir, wenn wir uns einig sind", bat ich Andy.
Er stimmte zu. Zum Abschluss bestellten wir uns eine Pizza und saßen bis in den späten Abend zusammen. Als Andy dann nach Hause ging, räumte ich das benutzte Geschirr in die Spüle. Dabei fiel mein Blick auf das Kärtchen, das wie von Zauberhand nun wieder mit einer Adresse versehen war. Ich nahm mir vor, die Frau in jedem Fall aufzusuchen. Was mir das Erlebte und das dadurch erlangte Wissen wert war, konnte ich nicht beziffern. Ich würde schon mit ihr einig werden. Vielleicht würde sie mir ja weitere dieser verzauberten Wunschpillen überlassen - als Mann, das war ein nettes Abenteuer gewesen, dass ich gerne wiederholen würde ...
Ich habe die Hexe besucht. Wie viel ich ihr gezahlt habe und welche Vereinbarung ich mit ihr getroffen hatte, bleibt mein Geheimnis. Nicht einmal Vicky habe ich eingeweiht. Andy ist noch heute ein Teil von meinem und Olivers Leben. Eine starke Freundschaft verbindet uns und ich bin froh, dass ich in meinen wahren Körper zurückgekehrt bin.
Über den Autor:
Der Autor, der unter dem Namen Nik Simon Martin schreibt, entdeckte erst mit dreißig Jahren die Freude am Schreiben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf homoerotischen Geschichten. Nik S. Martin ist ein Pseudonym, welches sich durch ein Wortspiel von seinem wirklichen Namen ableitet. Der Autor lebt in einer Kleinstadt in Rheinland-Pfalz.
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