Fuer Elise
ihrer Seele vorzudringen. Dabei hatte sein gestriger Fehler auch etwas Gutes.
Sein Gift war jetzt in ihr.
Der Durst in seiner Kehle versiegte allmählich. Erschöpft blickte er hinab auf den Körper zu seinen Füßen. Angesichts dessen, was er seit Wochen jede Nacht tat, war sein aschfahles Leben davor das reinste Amüsement gewesen.
Magnus packte die Leiche der jungen Frau, wie sie bäuchlings vor ihm lag, in dem er einen Arm unter ihren Leib schob und mit der anderen ihr Schultergelenk griff. Er ignorierte das Knacken der Knochen, als er sie anhob.
Wie demütigend, anderer Leute Reste zu beseitigen. Selbst dann, wenn man Hohn seit Beginn menschlicher Kindheit gewohnt sein musste.
Nein, nach allem, was er durchgemacht hatte, würde es ihn keine Überwindung kosten, Elise Brennan umzubringen. Die Erinnerungen dabei würden intensiv sein. Er würde seine Mutter und Linette wiedersehen.
Doch vorher gab es Entscheidungen zu treffen. Er musste Elises leblosen Körper an einem ausgewählten Platz ablegen. Jeder Vampir sollte erfahren, dass Magnus Ryan sich reingewaschen hatte, von der verpassten Aufgabe, David Brennan, den einzig achtbaren Feind der Vampirrasse, zu töten.
Skellig
Es war das erste Mal seit Monaten, dass Michael zweimal in einer Woche Skellig Island besuchte und wieder nahm er die sechshundert Stufen gekleidet wie ein Mönch.
Kristallneb el hüllte die Landschaft ein, giftgrünes Moos schwappte über die Steine und griff nach seinen Zehen.
Er kam immer sonntags zum Beten und blieb lange. Heute galt sein Besuch einem anderen Zweck.
Die ersten Steinhütten wölbten sich vor ihm aus dem Nebel und Michael legte seine Hand auf eins der Kruzifixe, die auf grasüberwachs enen Gräbern standen. Er fühlte die Verbundenheit mit dem Ort, an dem es nur noch wenige Kräuter schafften, sich den zwischen den Steinen ans Licht zu kämpfen, als er die bekannte Stimme hörte.
"Wie lange ist es her?" fragte Gabriel und Micha lächelte lange bevor er sich umdrehte. Die ebenfalls in Filz gehüllte Gestalt legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Lass uns die Menschenleben nicht zählen." antwortete Micha und Gabriel schob ihn ins Innere eines Steiniglus.
"Es tut mir leid, dass du warten musstest," sagte der alte Freund, "Wie du weißt, lenke ich die Dinge in Afghanistan."
Michael nickte.
"Es bahnen sich Ereignisse an, die ich allein nicht zu bewältigen vermag." begann er.
Gabriel entfernte sich ein Stück und warf seine Kapuze ab. Sein Haar war kürzer geworden, doch er trug es noch immer länger, als heutzutage üblich. Es fiel ihm stumpf und in braunen Wellen in das ebenmäßige Gesicht.
"Es ist lange her, als wir mehrere brauchten, um ein Problem zu lösen." antwortete er.
"Hätte sie nur einen Schritt in die Höhle getan - wo stünden wir jetzt?"
"Nun, ich vermute, es gäbe ein Vampiropfer mehr." sagte Gabriel belustigt, was Micha einen Hieb versetzte. "Du hast doch Einfluss auf Elise. Der Zugang zur Höhle ist geweiht. Die Tür ist unpassierbar für den Vampir."
"Seit ihr Vater verstorben ist, ist ihre Seele jedoch schwach und angreifbar. Für diesen Vampir scheint die Weihung kein Grund, sie als Opfer zu verschmähen." wandte Micha ein und versuchte ein Aufwallen von Scham zu verbergen, bevor er weitersprach: "Erachten wir es denn weiterhin für richtig, sie von dem Versuch der Vampirheilung abzuhalten?"
"Ich sehe keinen anderen Weg!" rief Gabriel. "David Brennan war ein tragisches Opfer. Aber ich sehe nur eine geringe Gefahr für seine Tochter."
Micha nutzte die Vorlage des Freundes.
"Bedrückt Dich eine Schuld an Davids Tod? Schließlich warst du es, der ihn damals beschützten sollte?"
Noch als er das letzte Wort aussprach wurde ihm klar, dass die Frage zwischen ihnen stand, wie eine Mauer. Gabriel hob mit leichter Verzögerung den Kopf.
"Fühlst du denn Schuld gegenüber Elise?" fragte er.
Micha schwieg und suchte in Gabriels Gesicht nach Zweifeln. Doch er fand nichts, außer einer Reinheit, die ihm selbst verloren gegangen war.
"Du lässt dich zu sehr auf die Menschen ein." warnte Gabriel. "Vergiss nicht, wir haben die Existenz der Vampire zu dulden."
"Sein beharrliches Interesse an ihr ist doch Beweis genug, dass es etwas mit dem Heilmittel auf sich haben muss. Vielleicht weiß der Vampir mehr als wir."
"Du weißt, wie ich über Davids Heilmittel denke. Was er herausfand, war nie von Belang. Vampirismus ist nicht heilbar."
"Das sind deine Vermutungen!"
" Vermutungen auf
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