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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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nicht, nach was sie suchte. Sie wechselte zurück zur Suchmaschine und scrollte die fett gedruckten Überschriften durch.
    " Amalgam ", " Hass ist das gefährlichste Gift der Welt ", " Insektengiftallergien ", " Kampfmittel des 21. Jahrhunderts "…
    " Botox ist das stärkste Gift der Welt. "
     
    Elise klickte auf den letzten Eintrag. Der Artikel kam schlicht daher, seriös, ohne Bilder und Werbung:
    " Botox ist ein Leichengift. Es bildet sich u. a. bei der Verwesung von Fleisch."
     
    War es überhaupt realistisch mit einem Gift einen Vampir zu töten? Aber wenn schon ein Gift, dann doch wohl ein Leichen gift.
    Konnte ihr Vater das gemeint haben? Sie musste sich zusammenreißen, um sich zu konzentrieren und die Intensität ihrer Verwirrung verblüffte sie. Das Gefühlschaos in ihr ließ sich kaum unter Kontrolle halten. Mit aller Kraft versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen und las weiter:
     
    "Auch Regierungen vermuten die Waffentauglichkeit von Botox. Die Angst vor Anschlägen mit dem Gift ist allgegenwärtig, wird es heutzutage, leicht zugänglich, in Arztpraxen aufbewahrt. "
     
    Elise sah von ihrer Lektüre auf und kratzte sich an der lahmen Hand. Sie juckte…
    S ie konnte wohl kaum in eine Arztpraxis einbrechen, um sich mit Botox zu bewaffnen. Wie sie ihren Vater kannte, bewahrte er aus Vorsichtsmaßnahmen keinen Rest des Giftes im Labor auf.
    Streng dein Gehirn an, dachte sie. In einem ihrer Semester wurde das Thema sicher behandelt. Sie las die letzten Zeilen des Artikels.
     
    " Die Bezeichnung der Erkrankung beim Menschen nennt sich Botulismus. "
     
    Etwas klickte in ihrem Gehirn. Botulinum-Erreger in Honig konnten bei Säuglingen unter einem Jahr die Erkrankung auslösen.
    Sie wechselte zum Lexikonf enster und tippte die Krankheitsbezeichnung ins Suchfeld. Der Text war für Laien einfach gehalten und beschäftigte sich hauptsächlich mit Symptomen und Sterbedaten. Aber er enthielt auch zwei Sätze, die Elises Aufmerksamkeit erregten:
    " Meist kommt es durch den Verzehr von verdorbenen Lebensmitteln zu einer Infektion, beispielsweise Wurst aus Konserven. Kennzeichnend ist ein aufgeblähter Deckel der entsprechenden Dose."
     
    Sie kramte unter Papieren einen Stift hervor und machte sich Notizen. Dann stieß sie sich mit den Füßen ab und drehte mit dem Hocker im Kreis. Siegessicher pfefferte sie den Stift auf einen Papierstapel, griff mit ihrer einen Hand nach der Tischkante und zog sich wieder an den Laptop heran. Wann hatte sie sich zuletzt so lebendig gefühlt?
    Nachdem sie die Popups auf der Startseite von Cloudmail.com beseitigt hatte, klickte sie sich durch zum Postfach-Login. Sie tippte den Benutzernamen ein: [email protected].
    Das Feld "Passwort" leuchtete ihr leer entgegen und ihr Blick glitt wie von selbst hinüber zur Höhlentür.
     

Verbindungen
     
    Als Elise am Mittwochmorgen im Labor die Augen aufschlug, die Stirn auf der kalten Tischplatte, fühlte sie sich erneut ausgeruhter, als nach jeder einzelnen Nacht im letzten Jahr in ihrem Bett. Aber das war bei Weitem nicht das Ungewöhnlichste an diesem Morgen. Das totsichere Gefühl wieder allein zu sein, machte sie völlig verrückt.
    Natürlich war niemand bei ihr gewesen. Aber Elise fühlte sich, als sei umtriebiger Besuch gerade zur Tür hinaus. Sie nahm die Stille überdeutlich wahr und in ihrer Brust herrschte eine leichte Entspannung, wie sie auch dann einkehrt e, wenn das Haus bis eben voller Gäste gewesen war.
    Sie strich sich über den Scheitel und seufzte. Sie hing wirren Gedanken nach.
    Der Bildschirm leuchtete. Wann genau war sie darüber eingeschlafen? Gefühlte Tausend Passwörter hatte sie ausprobiert und begann allmählich daran zu zweifeln, ob das Ausrufezeichen im Tagebuch ihres Vaters überhaupt ein Hinweis für sie sein sollte. Umso länger sie darüber nachdachte, umso klarer wurde ihr, wie sehr sie ihren Vater enttäuscht hatte.
    Elise griff nach ihrem Handy. Es war schon nach Acht. Dabei grenzte es vor allem an ein schieres Wunder, dass sie im Schlaf nicht vom Hocker gefallen war.
    Elise steckte ihre gelähmte Hand mit Hilfe der anderen in die Hosentasche und griff nach dem Zettel mit ihren Notizen. Bis sie in Galway ankam, hatten die Supermärkte geöffnet und ein bisschen Ablenkung würde ihr Gemüt um mindestens ein Pfund erleichtern. Der Gedanke auf fremde Menschen zu treffen, ließ ihre Zunge dagegen unmittelbar am Gaumen festkleben.
     
    Nervös und wiederholt fuhr sie sich mit der Hand durch die

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