Fuer Elise
Stirnpartie ihrer Haare und warf im Sekundenabstand Kontrollblicke in den Rückspiegel. Endlich verschwand die grünbraune Einsamkeit Connemaras hinter ihr und die ersten Häuser Galways kamen in Sicht. Schließlich drehte sie ein letztes Mal am Behinderten-Dreizacks ihres Mini Coopers und bog von der University Road auf den Parkplatz eines Mercury Discounters ein. Es war noch wenig los und das Geschäft schien gerade perfekt für ihr Vorhaben. Elise parkte ein Stück entfernt vom Ladeneingang.
Die Lagerhalle lag als Wellblechverschlag etwas nach hinten versetzt neben dem eigentlichen Geschäft und ein LKW hatte sein Hinterteil in der Halle versenkt. Während sich in Supermarktnähe ein paar Mütter mit ihren Kleinkindern tummelten, befand sich hier keine Menschenseele.
Elise atmete aus und betrat die seitlich am Gebäude empor laufende Rampe, auf der ihre Schritte nachhallten, als hämmere sie mit einem Holzlöffel auf einen Kochtopf. Oben angekommen drapierte sie sich zuerst ein paar Haarsträhnen über die Schultern.
Verdammt, sie war nicht gut in so was. Sie hatte einfach keine Übung im Kontakt mit Menschen. Aber ihr Ziel war es schließlich ein neues Leben zu beginnen. Also trat sie mit erhobenem Kinn durch die offen stehende Tür.
Drinnen war es kühler und sie musste einen Hustenreiz unterdrücken, als sie die, mit Fasern von Kartons und anderen Plastikpartikeln angereicherte Luft einatmete. Beinahe gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie direkt in zwei Arbeiter hineingelaufen war, die bis eben in eine Warenliste vertieft gewesen waren. Die Kulisse für ihre entgleisten Mienen, bildeten Lagerregale, säuberlich beladen mit in Folien gekleideten Kartons.
Bevor Elise den Blick senkte, ordnete sie den Breitschultrigen im Flanellhemd als Kraftfahrer ein, während der Schmächtige mit Aknenarben, ihr Angriffsziel sein musste. Sie fühlte Erleichterung. Er war jung und wenig attraktiv.
"Darf ich stören?" fragte sie und spürte, wie ihre Haut vom Kinn aufwärts rot anlief. Ihre Stimme klang wie die eines 7-jährigen Mädchens.
Man sah beiden Männern an, dass jeglicher Gedanke an Arbeit bei Elises Anblick wie fortgespült war.
"Immer doch, Schätzchen." antwortete der Kraftfahrer und wedelte mit dem Klemmbrett in seiner Pranke.
Elise heftete ihren Blick auf den jungen Typ. "Entschuldigen Sie, dass ich hier reinplatze." begann sie nochmals. Der Supermarktmitarbeiter erwachte aus der Schockstarre und trat einen Schritt auf sie zu. Elise spürte ihren Atem ausströmen, den sie seit einer gefühlten Ewigkeit anhielt.
"Was kann ich für sie tun?" fragte er und schenkte dem Anderen einen fast triumphalen Blick.
Sie war absolut entschlossen, sich nicht lächerlich zu machen.
"Sammeln Sie hier die abgelaufenen Lebensmittel?"
"Alles, was das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, kommt nach hinten. Die Artikel werden regelmäßig aus dem Warenbestand aussortiert. Haben sie eine Beanstandung, Miss?"
"Oh nein, nein..." Elise lächelte und unwillkürlich glitt ihr Blick zu Boden. "Ich bräuchte zu Forschungszwecken nur ein paar alte Konserven. Toll wären Wurstwaren."
Ein Hitzeschwall durchflutete ihre Wangen. 'Toll wären Wurstwaren?' Was war das für ein bescheuerter Satz? Ihre Wangen verkrampften. Die Mimik ihres Gegenübers fiel in sich zusammen.
"Darf ich nicht rausgeben, Mam. Schadenersatzklagen und so, Sie wissen schon."
Er machte Anstalten wegzugehen.
Elise legte in angewiderter Kraftanstrengung ihre Hand auf seine Schulter. Der Junge blickte auf ihre Hand. Elise wich zurück.
Ich sehe gut aus, ich bin jung, alles ok, alles ok, sagte sie sich.
"Hören S ie." Sie schlug die Augen nieder, nur um gleich wieder aufzusehen, "Ich brauche die Dosen für eine Semesterarbeit. Der Abgabetermin ist übermorgen. Ich habe einen Versuch verschwitzt und stecke in der Klemme. Wenn Sie mir helfen,…" Elise stellte sich vor, jemand anders würde die folgenden Worte aussprechen, "…würde ich mich natürlich erkenntlich zeigen."
Der Gesichtsausdruck ihres Gegenübers veränderte sich nicht. Elise verspürte den unnatürlichen Drang in die Lagerhalle hineinzurennen und sich bis Ladenschluss hinter einer der Kisten zu verstecken.
"Ich fürchte, ich kann da nichts machen," antwortete der Typ. "Lassen Sie doch eine Dose eine Weile stehen, bis das Verfallsdatum abgelaufen ist."
Elise schnalzte mit der Zunge. Seine Intelligenz leuchtete leider nicht annähernd so schön wie seine Supermarktjacke.
"Vielleicht hab
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