Fuer Elise
darstellte.
"Ja." antworte te Elise schlicht, umfasste ihren linken Ellbogen und quetschte nervös den tauben Arm.
"Funktioniert nicht, was?" nickte er in Richtung ihrer Hand. "Mein älterer Bruder hat Multiple Sklerose. Sitzt seit ein em Jahr im Rollstuhl. Soll ich dir was aus dem Container besorgen?"
Elise starrte ihn an und überlegte, wie lange sie in der Verwirrung verharren konnte, bis er die Psychiatrie anrief. Als sie sich fing, presste sie die einzige Antwort heraus, die ihr in den Sinn kam.
"Das wäre… super."
"Muss ich eine Schubkarre besorgen?"
Elise ließ ihren Ellbogen los, lächelte beschämt und schüttelte den Kopf.
Als sie aus dem Lager tanzte, hatte sie die Hoffnung aufgegeben, dass sich ihre kommunikativen Fähigkeiten je verbessern würden. Im Vorbeigehen warf sie den Zettel mit seiner Handynummer in einen am Boden verschweißten Mülleimer, die in regelmäßigen Abständen auf der Parkplatzmitte angebracht waren. Er erinnerte sie an Micha, aber er war es nun Mal nicht.
Im Gehen ließ Elise die Handtasche, die knapp 400 g mehr wog, als zuvor, hin und her schwingen.
Als sie ihren Mini aufschloss, fasste sie einen Entschluss, der nur in dieser Sekunde so möglich war. Sie hatte einiges an Training nötig, wenn es um soziale Kontakte ging und die X-Oil Tankstelle lag auf ihrem Rückweg auf der Lower Dangan. Wenn sie schon den Weg ihres Vaters einschlug, wollte sie wenigstens einmal im Leben so was wie eine Freundin gehabt haben.
Elise bereute ihre Entscheidung noch im gleichen Moment, als sie auf den Parkplatz einbog.
Cassy strampelte hinter der Theke hervor, bevor Elise den Motor abgestellt hatte und wedelte mit den Armen durch die Glasscheibe. Ihr Mund war zum Abbild einer Scream-Maske aufgerissen und zu allem Überfluss leuchtete er wie eine Tomate.
Elise seufzte und stieg aus. Die Schiebetüren glitten zur Seite und auf Cassys Kopf wippte ein Wischmopp aus Haaren auf sie zu.
"Oh danke, danke, dass du gekommen bist!" rief sie und rang die Hände. "Ich dachte Du hast die SMS nicht bekommen! Also nein, das stimmt ja gar nicht. Erst dachte ich, du hast sie nicht bekommen. Dann dachte ich, du hasst mich und dann, dass du es dir anders überlegen und mich besuchen wirst. Und Voila, hier bist du!"
Elises Ohren schmerzten.
Cassy stieß ein stimmhaftes Seufzen aus, machte ein Gesicht, als müsste sie heulen und legte ihre flache Hand auf ihr noch flacheres Dekolleté.
Elise hatte Cassys Erscheinung anders in Erinnerung. Vielleicht war das normal, wenn man sich erst einmal begegnet war und das in einer Situation, in der sie nicht zurechnungsfähig gewesen war.
Gegen Elises Figur wirkte Cassy wie ein ausgehungertes Laufstegmodel, über dem ein Overall aus fließendem Jeansstoff hing, der in ihrer Taille mit einer Kordel gerafft war. Ihre Ohrläppchen wurden von gigantischen Plastikohrringen zur Erde gezogen und außer ihrem Mund war sie fast ungeschminkt, was das Gesamtbild irgendwie hinken ließ.
Der Duft frischen Gebäcks stieg Elise in die Nase und sie bemerkte zu ihrer Verwunderung, dass sie eine Kleinigkeit hinunter kriegen konnte.
"Natürlich! Du hast ja einen weiten Weg hinter Dir." flötete Cassy, die ihren Blick Richtung Gebäcktheke bemerkt zu haben schien.
"Obwohl ich immer noch nicht weiß, wo du eigentlich lebst. Auf dem Land, nicht wahr? Du willst sicher Kaffee? Etwas zu essen? Warte, ich mach uns ein schönes Frühstück."
Elise entschied, dass Cassy keine Antwort erwartete und trottete hinterher. Cassy war hinter die Theke gehüpft und griff nach Pappbechern. Sie drückte einige Knöpfe an einem Monster von Kaffeeautomaten, der daraufhin wie wild zu blicken begann. Elise befand , es wäre wohl das Beste, an einem der beiden Plastikstehtische zu warten.
"Also erzähl." forderte Cassy und füllte Wasser in eine Öffnung der Maschine. "Wie geht es dir? Wir haben uns ja ein Jahrhundert nicht gesehen und letztes Mal warst du so blass!"
Korrekt wäre, dass sie sich bislang nur ein einziges Mal gesehen hatten. Nachdem Cassy diesmal tatsächlich eine Antwort erwartete, begann Elise ihr Kommunikationstraining.
"Ich bin vor allem gekommen, um mich bei dir zu bedanken." sagte sie und strich wiederholt über die Naht ihrer Jeans. "Dafür, dass Du mich im Supermarkt davor bewahrt hast, mich vollends lächerlich zu machen."
Cassy reckte das Kinn vor.
"Mäuschen, ich dachte du wirst gleich ohnmächtig, wie du da geschlagene zehn Minuten die Joghurts hypnotisiert hast."
Sie
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