Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
Vom Netzwerk:
Augen.
    "Wir müssen die Geschichte am Anfang beginnen. Magnus ist der Anfang."
    sagte sie.
    "Eher dein Ende." kommentierte er, während er zum Fenster ging.
    Er war ein wunderschöner Mann, gesund, jung, menschlich und nicht ihre Liga. 
    "Wenn ich dich zu ihm gehen lasse und er dich täuscht, kann ich nichts mehr für dich tun." hörte sie ihn sagen und auf einmal tat ihr leid, wie er da stand: hilflos, besorgt und körperlich doch so stark. Seltsamerweise hatte sie sich nie die Frage gestellt, ob Micha Freunde besaß.
    Sie stand auf und zog das T-Shirt so weit über ihre Schenkel herunter , wie möglich. Ihr Kreislauf gehorchte, als sie zu ihm ging.
    "Ich habe keine Wahl." sagte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich habe Vertrauen zu Magnus. Er wird mich gehen lassen - auch wenn es nicht klappt."
"Nein, wird er nicht."
    Elise presste die Lippen zusammen und sah zu Boden. Sie war sich nicht sicher, wer Recht behalten würde. Vielleicht wusste Magnus das selbst nicht.
    Vampire handelten nicht vorsätzlich. Sie existierten zwischen Trieb, Aggression und einem Rest menschlichen Verstandes.
    Aber: er hatte sie zurückgebracht. Er hatte sie in ihr Zimmer getragen, was für ihn Verbrennungen und Schmerzen bedeutete. Ein hilfloses Stück Mensch in seinen Armen, erfüllt von dem Wunsch verwandelt zu werden. Wenn er in ihre Träume eindringen konnte, hatte er ganz sicher auch die Fähigkeit ihre Gedanken in einer Ohnmacht zu erspüren. Und doch hatte Magnus seine Pläne geändert. Warum?
    "Was ist mit mir geschehen letzte Nacht?" fragte Elise und
    Micha sah sie an, als verstehe er die Frage nicht.
    "Du hattest einen Herzstillstand. Die ganze Nacht habe ich mich gefragt, wie er das angestellt hat. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es deine eigene Dummheit war." Er hob beide Arme. "Ist dir klar, dass fünf Prozent der Spinnenbissopfer sterben?"
    "Wenn du gerade auf Gifte zu sprechen kommst." lenkte sie ab. "Botulinum ist wirkungslos."
    "Du hast ihm tatsächlich die Spritze verpasst?" rief er, "Und du glaubst trotzdem, ein bisschen Spinnengift verwandelt ihn zurück in einen Menschen?"
Er hatte Recht. Etwas fehlte. Etwas Elementares.
    "Ich werde den Rest der Komponenten im Postfach meines Vaters finden." sagte sie, doch sie klang nicht überzeugt.
    "Und wenn nicht?"
    Der Streit ermüdete sie.
    "Fahr zurück nach Galway, Micha. Ich melde mich bei Dir, wenn ich Hilfe brauche."
    N och als sie es aussprach, fragte sie sich, ob das überhaupt nötig war. Er schien sowieso alles zu erspüren, was im Schloss vor sich ging. Auf einmal fühlte sie sich bei dieser Vorstellung beobachtet. Das Gefühl verschwand, als sie in seine Augen sah.
    Er war anders als Magnus. Ein Anker, von dem man nie mehr loskam, wenn man sich einmal daran festmachte. Micha verfügte über ein Gift, das weniger offensichtlich war, als das von Magnus. Welches der beiden besaß wohl die gefährlichere Wirkung? Vielleicht spielte Magnus die offeneren Karten.
     
    "Ich darf dich nicht verlieren." flüsterte Micha und Elise wusste, es war ein Moment der Offenbarung, der doch nichts zwischen ihnen ändern würde. Er griff unter ihr Kinn und fuhr mit dem Daumen darüber. Dann senkten sich seine Lippen fast unmerklich auf ihre, flüchtig wie die Berührung eines Windhauchs. Etwas fehlte. Elises Herz schlug langsam weiter. Seine Nähe schmerzte nicht. Sie kam nicht umhin, sich einzugestehen, dass alles, an was sie momentan denken konnte, die Frage war, wann sie Magnus wieder sah.
     
    Als Elise allein vor dem Laptop im Labor saß, schien die Atmosphäre nüchtern und Magnus weit weg.
    Vier ungelesene Emails standen im Postfach. Vier Emails die von Vampiren aus Dublin st ammen sollten und entgegen ihrer Vermutung den Absender ihres Vaters trugen. "[email protected]" Er hatte sie sich zwar selbst geschickt. Bestimmt waren sie jedoch für Elise .
    Sie stützte ihren Kopf in die Hand und seufzte.
    Die erste Mail war ein Brief.
    Liebste Elise,
     
    wenn du das hier liest, habe ich Dich allein gelassen mit unserer Bürde. Mir bleibt wenig Zeit für Worte.
    Diese Hinweise, werden dich führen:
     
    1. Micha ist eine Stütze, die Gabriel das Wasser reichen kann.
    2. Blut ist das Elixier des Lebens. Es zu teilen ist keine Schande.
    3. Wenn nichts mehr hilft, hilft nur noch Gott.
     
    Verzeih mir meine Unzulänglichkeit als Vater. Du hättest ein besseres Leben verdient. Eine letzte Warnung: Unterschätze nie die Verlockung des Vampirs.
     
    In Liebe, Dein

Weitere Kostenlose Bücher