Fuer immer 2 - die Liebe
versucht, Griffon zu töten«, zische ich sie an. Die Narbe auf seiner Wange und auch die an meinem Arm sind Beweise dafür, dass sie es auf uns beide abgesehen hatte und das alles definitiv kein Unfall war.
Veronique wirft einen Blick hinüber zu Rayne, offensichtlich unsicher, wie viel sie in ihrer Gegenwart sagen kann
»Sie weiß Bescheid«, sage ich. »Sie weiß, was du getan hast.«
»Okay«, nickt Veronique und streicht sich nervös eine Strähne aus der Stirn. »Genau deswegen wollte ich dich sehen.« Sie zögert und starrt hinunter auf ihre Hände. »Ich wollte dir sagen … dass es falsch von mir war und … dass es mir leidtut.« Sie sieht mir direkt in die Augen.
Ich warte auf weitere Erklärungen, aber sie schweigt.
»Es tut dir
leid
?«, frage ich schließlich aufgebracht. Es fällt mir schwer, meine Stimme zu kontrollieren. »Und was genau tut dir
leid
? Dass du mich verfolgt hast? Dass ich deinetwegen meine linke Hand nicht gebrauchen und kein Cello mehr spielen kann? Dass du Griffon fast getötet hättest? Sag schon, was von all dem tut dir am meisten
leid
?«
Ich zittre am ganzen Körper und kann Veronique nicht anschauen. Jedes Mal, wenn ich in meinem Kopf den Schuss höre und das Bild vor mir sehe, wie Griffon rücklings über die Balustrade stürzt, tut sich in mir ein tiefer Abgrund auf.
Rayne ist an meine Seite getreten und legt eine Hand auf meinen Arm. »Alles ist gut«, versucht sie, mich zu beruhigen.
»Oh nein, nichts ist gut!«, erwidere ich heftig. Endlich habe ich die Chance, die ganze Wut, die sich in den letzten Monaten in mir aufgestaut hat, herauszulassen und Veronique ins Gesicht zu schleudern. »Du kapierst nicht mal, was du getan hast, oder?«, fahre ich sie an. Mein Herz hämmert und mein Atem geht schnell und stoßweise. »Griffon wird für den Rest seines Lebens eine Narbe zurückbehalten.« Ich zerre meinen Ärmel hoch und halte ihr meinen Unterarm entgegen. »Und unter
dieser
Narbe hier liegen meine zerfetzten Sehnen. Ich kann kein mehr Cello spielen, und wahrscheinlich werde ich nie wieder auftreten können. Und warum das alles? Ich hatte in dem anderen Leben überhaupt nichts mit Alessandras Tod zu tun!« Inzwischen ist mir völlig egal, ob mich jemand hört oder nicht.
Veronique wartet, bis ich fertig bin. »Du hast recht und ich kann deinen Zorn verstehen. Die Schuld für all das liegt allein bei mir und ich übernehme die volle Verantwortung. Ich war dumm und verbohrt, konnte an nichts anderes mehr denken als an Rache, weil ich dachte, dass dann endlich der furchtbare Schmerz aufhört, der mich von einem Leben ins nächste ständig begleitet hat.« Tränen treten in ihre Augen. »Meine Liebe zu Alessandra hat mich blind gemacht. So blind, dass ich alles andere in diesem Leben vernachlässigt habe. Ich konnte mich nicht für neue Beziehungen öffnen und habe meine Talente verkümmern lassen. Aus Liebe habe ich Dinge getan, die ich leider nicht mehr ungeschehen machen kann. Ich bin nur dankbar, dass alles so glimpflich ausgegangen ist.«
»Netter Vortrag«, bringe ich gepresst hervor. So leicht kommt sie mir nicht davon.
»Ich habe mir Hilfe gesucht«, drängt sie weiter und wirft einen Seitenblick auf Rayne. »Meine Therapeutin ist zwar eine Khem, aber sie versteht, was es bedeutet, eine Akhet zu sein.«
Rayne sieht mich fragend an. »Khem ist jemand, der kein Akhet ist«, kläre ich sie auf – das weiß ich von Janine.
»Sie ist eine gute Therapeutin und hat mir schon bei vielem geholfen«, fährt Veronique fort. »Übrigens, Giacomo ist zurück nach Italien gegangen. Allein.« Sie lacht kurz auf. »Aber wer weiß, vielleicht hat er ja inzwischen schon eine Neue gefunden.«
Jetzt bin ich tatsächlich überrascht. Giacomo hat immer zu ihr gehalten, obwohl sie die ganze Zeit einer jahrhundertealten Liebe hinterhergejagt ist. Er war sogar bereit, für sie zu töten. »Das tut mir aber wirklich leid«, sage ich bissig.
Sie zuckt nur die Schultern. Entweder hat sie meinen Sarkasmus nicht bemerkt, oder er ist ihr egal. »Es ist besser so. Selbst er konnte es am Ende nicht mehr ertragen, mit einem Geist zu konkurrieren. Aber ich arbeite daran. Ich muss lernen, mich damit abzufinden, dass ich Alessandras Wesenskern vielleicht niemals mehr begegnen werde. Und dich kann ich nur für alles um Verzeihung bitten.«
»Dir verzeihen?«, frage ich ungläubig. »Nenn mir einen guten Grund, warum ich das tun sollte. Ich habe dir vertraut, aber du hast mich immer nur
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