Fuer immer 2 - die Liebe
gerne.« Schnell stopfe ich mir ein Stück in den Mund. »Hm, also die sind wirklich lecker.«
»Gut. Nimm dir doch ein paar und lass uns nach nebenan gehen. Ich verspreche auch, dass wir weit genug von den Fenstern wegbleiben.«
Als wir ins Wohnzimmer hinüberschlendern, spüre ich Drews Hand ganz nah an meinem Rücken, auch wenn er mich nicht wirklich berührt.
»Drew!«, spricht ihn unterwegs eine blonde Frau an und zieht ihn zur Seite. »Du hast dich ja ziemlich rar gemacht in letzter Zeit.«
»Man könnte sagen, du warst komplett abgetaucht«, bestätigt der Typ neben ihr und deutet dann mit dem Kopf auf mich. »Und jetzt sehe ich auch, warum.« Die beiden wirken schon ziemlich angetrunken.
»Ich war beschäftigt«, sagt Drew und lächelt mir zu.
»Zu beschäftigt für deine ältesten Freunde?« Die Frau zieht eine Schnute und wedelt mit der Hand vage in meine Richtung. »Drew und ich haben viele Jahre zusammen in Paris verbracht, musst du wissen.« Sie schwankt ein bisschen näher und flüstert theatralisch: »Nicht dieses, sondern bei einem der letzten Male.« Sie torkelt wieder zurück und legt schwärmerisch den Kopf in den Nacken. »Ah, die Salons in Saint Germain des Près, die langen Nächte im Chez Ma Cousine … das Paris der Zwanzigerjahre muss man einfach erlebt haben. Wer das verpasst hat, kann einem wirklich nur leidtun.« Sie wirft mir einen kurzen, unfokussierten Blick zu. »Du warst doch dort, oder?«
»Weiß ich nicht.« In meinem Leben als Clarissa wäre ich in den 1920 ern etwas über vierzig gewesen. Möglich wäre es also. »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
Der Typ gibt mir einen herablassenden kleinen Stups, wie ich ihn inzwischen schon von anderen Iawi kenne. »Aha, eine Shewi.« Er lässt seine Hand ein bisschen länger als nötig auf meinem Arm liegen, natürlich, um zu erfahren, ob wir uns aus einem früheren Leben kennen. Schnell nutze ich die Gelegenheit, blende alles andere um mich herum aus und versuche, herauszufinden, ob es in seinem Wesenskern etwas Dunkles gibt. Doch alles, was ich spüre, ist eine beschwingte, etwas diffuse Heiterkeit – was natürlich auch am Wein liegen kann. »Eine wirkliche spannende Phase«, sagt er und zieht seine Hand zurück. »Es gibt so vieles zu entdecken.«
»Oh ja, da hast du recht«, erwidere ich lächelnd – er hat offensichtlich keine Ahnung, dass ich ihn gescannt habe, was mich ermutigt und mir ein bisschen mehr Selbstvertrauen gibt.
Wir gehen langsam weiter, immer wieder wird Drew kurz von einem der Grüppchen verschluckt oder er begrüßt Neuankömmlinge mit Küsschen und Umarmung. Ich traue mich nicht recht, mich einfach allein irgendwo hinzusetzen, darum trotte ich schweigend hinterher und halte mich im Hintergrund. Am anderen Ende des Raums lacht jemand laut, und als ich kurz hinübersehe, entdecke ich Giselle. Mit einem bunten Drink in der Hand hockt sie lässig auf der Kante eines der niedrigen Couchtische und unterhält sich mit einer elegant aussehenden Afroamerikanerin. Sie schaut nicht in meine Richtung, aber ihre Körpersprache sagt mir, dass sie mich gesehen hat.
Immer wieder öffnet sich die Fahrstuhltür und noch mehr Gäste kommen herein. Selbst wenn ich die ganze Nacht Zeit hätte, könnte ich niemals jeden Einzelnen von ihnen scannen. Ich denke zurück an den Mann auf der Golden Gate. Er stach auf den ersten Blick aus Hunderten von Menschen heraus, so als wäre ein Scheinwerfer direkt auf ihn gerichtet. Möglicherweise funktioniert das ja hier auch. Janine hat gesagt, Empathie sei nichts weiter als eine hoch entwickelte Form von Intuition, und ich müsse nur mein bewusstes Denken ausschalten und mich von meinem Gespür leiten lassen. Vielleicht gelingt es mir ja so, die Leute zu erkennen, nach denen ich suche.
Ich höre schallendes Gelächter und sehe hinüber zu dem Grüppchen, bei dem Drew gerade steht. Die Leute um ihn herum unterhalten sich über eine Party, die vor ein paar Wochen in Frankreich stattgefunden hat. Ich spitze die Ohren, um zu verstehen, was genau sie sagen, als plötzlich mein Handy vibriert. Ich ziehe es aus der Tasche und schaue aufs Display.
Du siehst wunderschön aus. Ich bin froh, dass du gekommen bist.
Verwirrt sehe ich auf und begegne Drews Blick. Er lächelt und zieht die Brauen hoch, sodass ich unwillkürlich auch lächeln muss. Ich tippe eine Antwort.
Geht mir genauso. Mal abgesehen von den Fischrogen. Würg.
Ich sehe sein Grinsen, als er es liest. Dann hält er sein
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