Fuer immer 2 - die Liebe
gemütlicher.« Sie greift hinter einen großen Kübel voller Sonnenblumen und holt einen kleinen Topf mit Efeu hervor. »Der hier ist das Richtige für einen Mann – braucht nicht viel Pflege und mag es sogar, eine Weile kein Wasser zu bekommen. Nicht kleinzukriegen.«
Ich zögere. Ich bin schon spät dran und eine bessere Idee habe ich auch nicht.
»Okay, ich nehme ihn.«
»Er wird ihm gefallen, ganz bestimmt.«
Mit der Pflanze im Arm gehe ich weiter die Straße hinunter und komme mir ein bisschen lächerlich vor, fast so, als würde ich ein kleines Hündchen spazieren tragen. Ich biege rechts ab Richtung Mission Street und checke auf meinem Handy noch mal die Adresse. In diese Gegend komme ich nicht besonders oft, darum bin ich unsicher, als ich schließlich vor dem höchsten Gebäude weit und breit stehe, auch wenn über dem Eingang goldglänzend die korrekte Hausnummer prangt.
Ich gehe durch die Glastüren und stehe in einem großen Foyer, das aussieht wie das eines Nobelhotels: Gedämpftes Licht spiegelt sich im mehrfarbigen Marmorboden, Sitzgruppen aus Couchen und Sesseln in modern-minimalistischem Design warten einladend auf breiten Läufern mit orientalischen Mustern. Ich fühle mich beobachtet und sehe hinüber zu der breiten, ebenfalls von Marmor eingefassten Rezeption. Ein Typ im Anzug starrt mich feindselig an, offensichtlich ist ein Mädchen in Jeans und mit einem Efeu im Arm hier fehl am Platz. Schnell husche ich wieder zur Tür hinaus, krame mein Handy hervor und zögere dann kurz. Vielleicht ist das ja ein Zeichen, es mir doch noch anders zu überlegen und kehrtzumachen. Ich atme tief durch und wähle Drews Nummer.
Er geht sofort ran. Im Hintergrund höre ich Stimmen und leise Musik. »Hey, wo steckst du? Soll ich dich irgendwo abholen?«
Der warme, freundliche Tonfall seiner Stimme berührt mich. Wahrscheinlich ist Drew zurzeit der Einzige in der ganzen Stadt, der sich wirklich freut, von mir zu hören. »Ich … nein … ich weiß nur nicht …« Durch die Glastüren spähe ich noch mal ins Foyer hinein. Der schnöselige Portier lässt mich nicht aus den Augen. Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe an der endlosen Fassade des großen Gebäudes hoch. »Ich bin mir nicht sicher, ob es das richtige Haus ist.«
Er nennt mir noch einmal die Nummer – definitiv dieselbe, die über dem Eingang zu diesem Palast steht. »Ist im Foyer ein Portier?«, fragt er.
»Ja. Allerdings sieht er eher aus wie ein Wachhund.«
Er lacht. »Das ist Larry. Sag ihm einfach, dass du zu mir willst, dann wird er nicht beißen und dich raufschicken. Ich warte oben am Aufzug. Beeil dich.«
»Okay, bis gleich.« Ich straffe die Schultern, gehe wieder hinein und schnurstracks auf Larry in seiner Marmorburg zu. »Entschuldigen Sie bitte, ich suche Apartment …« Ich schaue auf meinem Zettel nach. »Hm, hier steht keine Nummer, nur GPH …«
Er zieht arrogant die Augenbrauen hoch und wirft einen abschätzigen Blick auf das Pflänzchen in meinem Arm, bevor er antwortet. » GPH steht für Grand Penthouse.«
Natürlich, ein nobles Penthouse, passend zum Bugatti. »Aha. Ich möchte gern zu Drew Braithwaite.«
»Ihren Namen bitte?«
»Cole Ryan.«
Mit dem Stift in seiner Hand fährt er die Liste hinab, die vor ihm auf dem Tresen liegt.
»Ah, hier haben wir es. Bitte nehmen Sie den Aufzug ganz links, ich werde ihn für Sie rufen.«
»Sehr liebenswürdig«, entgegne ich wohlerzogen und gehe zu den Fahrstühlen. Als ich davorstehe, öffnet sich sofort geräuschlos die Tür und schließt sich ebenso leise hinter mir, sobald ich die Kabine betreten habe. Es gibt keine Knöpfe, die man drücken kann, nur dezente Schlitze für Codekarten. In der Decke sehe ich ein kleines rundes Ding, wahrscheinlich ein Kameraauge, und überlege kurz, ob ich winken soll, aber bestimmt beobachtet Larry mich, und die Genugtuung will ich ihm nicht geben. Fast unmerklich setzt der Fahrstuhl sich in Bewegung und gleitet so schnell aufwärts, dass kaum eine Sekunde vergeht, ehe er wieder anhält. Die Türen öffnen sich, doch ich trete nicht in einen Flur, sondern befinde mich direkt in Drews Apartment. Oder zumindest in irgendjemandes Apartment, denn was da vor mir liegt, sieht bestimmt nicht aus wie das Zuhause eines ganz normalen Zwanzigjährigen: ein riesiger Raum, über den verteilt mehrere Sitzgruppen aus wuchtigen Wildledercouchen und passenden Sesseln platziert sind, das Ganze geschmackvoll in indirekte Beleuchtung getaucht.
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