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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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stürzen. Stell dir mal die Schlagzeilen vor: Verfeindete Schulmädchen schicken Klassenkameradin in den Tod und halten zwanzig Jahre lang dicht . Außerdem wird es einen Prozess geben. Wenn du noch keine Alkoholikerin wärst, würdest du es spätestens dann werden.«
    Fiona schloss die Augen.
    »Und was ist mit Lindsays Eltern? Was glaubst du wohl, wie die sich fühlen, wenn sie erfahren, dass wir Lindsay nur benutzt haben, um klarzustellen, wer von uns die Anführerin ist? Das wird ihnen kein besonderer Trost sein, oder? Du kannst nicht anderen dein Elend aufbürden, nur damit du dich besser fühlst.«
    Fiona spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie schaute auf den Strand hinaus. Eine Mutter ging mit ihrem kleinen Sohn spazieren. Er wollte partout nicht an ihre Hand und stapfte stur hinter ihr her. Fiona musste an ihre beiden Kinder denken, als sie in diesem Alter waren. Was würde sie dafür geben, diese Jahre noch einmal erleben zu dürfen und alles besser zu machen!
    »Was soll ich denn tun?« Sie drehte sich flehend zu Tracey um. »Ich kann es nicht länger für mich behalten. Ich will nicht bis an mein Lebensende mit diesem schrecklichen Geheimnis rumlaufen!«
    Tracey kramte eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche und reichte sie Fiona. »Ruf diesen Typ an. Er hat mir den Kopf geradegerückt. Er weiß alles darüber. Er wird auch dir helfen.«
    Fiona betrachtete das Kärtchen. Tracey Pikes Seelenklempner? War sie schon so tief gesunken? Sie musste völlig verzweifelt sein.
    Genau wie sie selbst. Ihr ganzer Körper ächzte vor Sehnsucht. Nicht nach Absolution. Sondern einfach nur nach einem verdammten Drink! Sie konnte das Geheimnis bis in alle Ewigkeit für sich behalten, wenn sie trank. Aber sie wollte nicht mehr trinken. Sie wollte ein normaler Mensch sein. Ein glücklicher Mensch.
    Vielleicht war es ein Fluch. Vielleicht war es ihr vom Schicksal bestimmt, unglücklich zu sein, genau wie ihre Mutter. Der Gedanke war ihr unerträglich, dass ihre Kinder sich einmal so an ihre Kindheit erinnern würden wie sie sich an ihre, mit einer Mutter, die wie ein schwarzes Gespenst durch das Haus spukte und allen die Lebensfreude raubte. Sie wollte mit ihnen im Meer schwimmen, ohne Angst zu er trinken. Sie wollte mit ihnen reden können, ohne sich ständig zu wiederholen, ohne hysterisches Lachen, für das sie nur verschreckte Blicke aus weit aufgerissenen Augen erntete. Sie wollte den Weihnachtsbaum mit klarem Verstand schmücken, nicht benebelt vom Glühwein.
    Sie wollte einfach nur eine ganz normale Mutter sein. War das denn zu viel verlangt? Fiona stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Weißt du was«, sagte Tracey auf einmal, »du benutzt die Geschichte doch nur als Vorwand. Dieser eine Nachmittag symbolisiert für dich alles, was dich jemals in deinem Leben unglücklich gemacht hat. Komm drüber weg, Fiona! Das Leben geht weiter. Ich garantiere dir, wenn du jetzt mit dieser Sache herausrückst, nach all den Jahren, löst du damit mehr Kummer aus, als du dir vorstellen kannst.«
    Plötzlich wollte Fiona nur noch, dass Tracey wieder verschwand. Es war ein Fehler gewesen. Tracey mochte die Anführerin gewesen sein, aber Fiona hatte eindeutig Beihilfe geleistet. Und jetzt übernahm Tracey erneut das Kommando, wie nur sie es vermochte. Fiona konnte sich nicht einmal mit ihr anlegen, denn was sie gesagt hatte, ergab einen Sinn. Ein Geständnis allein würde nicht dazu führen, dass sie fortan jeden Morgen mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Bett springen würde. Da wartete noch eine Menge mehr Arbeit auf sie …
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte sie müde.
    Tracey nickte zufrieden. Sie nahm ihre Handtasche und schlang sich die Kettenhenkel über die Schulter. Sie hatte keine Zeit zu verschenken. Sie war eine viel beschäftigte Frau. An der Tür drehte sie sich noch einmal um.
    »Ich hoffe, du kriegst es auf die Reihe«, sagte sie sanft. »Denn du hast eine Menge, wofür es sich zu leben lohnt.«
    Einen kurzen Moment lang wirkte sie sehr verletzlich. Und plötzlich begriff Fiona, dass Traceys forsches Auftreten auch nur Fassade war.
    Tracey hob die Hand zum Abschied. Diesmal gab es keine Küsschen, keine bedeutungslose Umarmung. Nur zwei Frauen, die einander so schnell wie möglich loswerden wollten.
    Nachdem Tracey gegangen war, riss Fiona die Verandatüren auf, um den penetranten Parfumgeruch und den Zigarettenqualm loszuwerden. Sie setzte sich auf die oberste Treppenstufe und dachte über das nach, was ihre

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