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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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ab. Normalerweise wäre sie an diesem Tag zur Pediküre gegangen. Sie hatte immer auf eine gepflegte Erscheinung geachtet – Nägel, Haare, Make-up –, weil es einfacher war, so zu tun, als hätte man alles im Griff, wenn man auch so aussah.
    Darüber brauchte sie sich jetzt keine Gedanken mehr zu machen. Eigentlich konnte sie sich von nun an völlig gehen lassen. Sie musste niemandem mehr etwas vorspielen. Sie konnte ganz ihr wahres Selbst entblößen. Das totale Chaos. Sollten doch alle sehen, wie es um sie bestellt war.
    Langsam stand sie auf. Wenn alle sie wie eine Alkoholi-kerin behandelten, dann konnte sie sich auch wie eine benehmen. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr und stellte überrascht fest, dass es schon fast sechs war. Perfekt! Sie würde zum »Ship Aground« spazieren, dem Pub, wo sich die Surfer immer trafen. Sie würde hingehen und sich hemmungslos volllaufen lassen. Tim, Lindsay, Tracey – sie konnten ihr alle gestohlen bleiben!
    Nur eine halbe Stunde später saß sie bereits an der langen Theke. Es war noch keine Hochsaison, aber der Pub war bereits halb voll mit Einheimischen und Wochenendurlaubern, die von dem schönen Wetter profitieren wollten, das vorhergesagt worden war. Im »Ship Aground« ging es das ganze Jahr über hoch her, weil es hier ordentliche Mahlzeiten zu erschwinglichen Preisen gab und die Atmosphäre eigentlich immer sehr entspannt war. Großbildschirme an den Wänden zeigten Surfvideos, es gab blank gescheuerte Kneipentische und Bänke aus Kiefernholz und ausladende, gemütliche Sofas. Heute Abend spielte sogar eine Band; drei Jungs mit Pferdeschwanz und schwarzen Jeans waren gerade dabei, Schlagzeug und Mikrofone aufzubauen. The Urge hießen sie, und Fiona musste reumütig lächeln. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal sexuelles Verlangen verspürt hatte. Der Alkohol dämpfte die Leidenschaft. Und sie konnte sich ebenso wenig daran erinnern, wann sie und Tim das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Dabei brauchten Männer Sex doch genauso wie Essen und Trinken! Sie schlug sich die Hand vor den Mund und überlegte krampfhaft. Vor Weihnachten? Ganz sicher vor Weihnachten. O Gott. Wie kam er wohl damit zurecht? Vielleicht holte er es sich ja woanders? Hatte er sie deshalb rausgeworfen? Vielleicht hatte er ja eine andere, und die ganze Situation kam ihm gerade ganz gelegen?
    Der Barmann brachte Fiona ein großes Glas mit Wodka, Eis und Zitrone, dazu eine Flasche Tonic. Langsam füllte sie das Glas und genoss die Vorfreude auf die Erleichterung, die ihr der Drink verschaffen würde. Als sie das Glas an die Lippen hob, dachte sie, nein, Tim war ihr nicht untreu. Dazu war er nicht der Typ. Er hatte einfach mit der Zeit das Interesse an ihr verloren. Vielleicht nicht in körperlicher Hinsicht – ihre Erscheinung hatte sich nicht sonderlich geändert –, aber er hatte den Respekt vor ihr verloren, und seine Zuneigung war versiegt. Sie hatten keine gleichberechtigte Partnerschaft mehr. Tim hatte immer unermüdlich geackert und versucht, alles im Griff zu behalten, während sie in den Tag hineinlebte und ihre Gedanken nur um die nächste Dröhnung kreisten.
    So wie jetzt. Sie trank mit gierigen Zügen, kostete das Prickeln des Chinins in ihrer Kehle, gierte der Wirkung des Wodkas entgegen, die einsetzen würde, sobald sie ihn geschluckt hatte. Schneller als Wein, der einen auf subtilere Weise in den benebelten Zustand beförderte. Wodka war die Härte, war für Leute, die nicht so taten, als ob, und zu denen gehörte sie jetzt auch.
    Sie bedeutete dem Barmann, ihr noch einen zu bringen. Er hob eine Braue, während er ihr den Drink hinstellte.
    »Ertränken Sie etwa Ihren Kummer?«, fragte er.
    »Nein«, entgegnete Fiona. »Ich hab was zu feiern.« Sie schwenkte das Glas vor seiner Nase. »Ich feiere die Tatsache, dass ich ab heute tun und lassen kann, was ich will! Ich brau che keine Vorwände mehr. Ich heiße Fiona, ich bin Alko holikerin, und es ist mir scheißegal!« Sie kippte ihren Drink hinunter.
    Der Barmann beobachtete sie leicht besorgt. »Noch einen?«, wollte er wissen.
    »Aber hallo!«, antwortete sie grinsend.
    Mit einem Achselzucken nahm er ihr leeres Glas, um es erneut aufzufüllen. Es war nicht seine Aufgabe, über andere Leute zu urteilen. Wenn er jeden verurteilte, der in diesem Laden zu viel trank, wäre er seinen Job längst los gewesen.
    Es war kurz vor acht, Fiona ging es prächtig. Sie hatte sich einen Teller Nachos mit Soße,

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