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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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verlassen, ehe er auch nur dazu gekommen war herauszufinden, wo man das Parfum bekam. Na ja, es hätte sowieso nicht zu ihr gepasst.
    Er straffte sich, um Mrs. Miller sein Beileid auszusprechen.
    »Mrs. Miller, ich möchte auch im Namen des Hotels unser tiefes Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Es tut mir sehr leid, dass Ihr Mann nicht mehr unter uns weilt.«
    Das hatte er in CSI Miami jemanden sagen hören. Er hoffte, es klang nicht zu aufdringlich.
    Mrs. Miller nahm seine Hand und lächelte. »Danke, Steven. Aber wissen Sie, es war besser so. Das war kein Leben mehr für ihn.«
    Er nickte. Er wusste von dem Schlaganfall, denn sie hatte ihm im vergangenen Jahr geschrieben, um ihre Buchung rückgängig zu machen und ihm zu erklären, warum sie nicht kommen konnten. Das Leben konnte verdammt grausam sein. In all den Jahren, die er nun im Hotelgewerbe arbeitete, hatte er kein einziges Paar erlebt, das nach so langer Zeit immer noch so offensichtlich verliebt gewesen wäre. Viele Ehepaare, die ins Sands Hotel kamen, sahen eher so aus, als würden sie sich am liebsten gegenseitig vom Balkon stoßen. Aber die Millers hatten gewusst, wie man die Liebe lebendig erhielt, selbst im Alter von … Tja, wie alt mochten sie sein? Bestimmt Mitte siebzig. Und doch hatten sie mehr Schwung als die meisten Leute, die nur halb so alt waren.
    Steven nahm ihren Koffer und ließ sich von der Frau an der Rezeption ihren Zimmerschlüssel geben.
    »Ich begleite Sie auf Ihr Zimmer.«
    Sie lächelte dankbar und folgte ihm zum Aufzug. Als sie eingestiegen waren, roch er wieder ihren unverkennbaren Duft.
    Marisa Miller war als Mary Bennett zur Welt gekommen, aber als sie im zarten Alter von neun Jahren beschlossen hatte, eine berühmte Balletttänzerin zu werden, hatte sie sich in weiser Voraussicht einen glamouröseren Vornamen zugelegt. Aufgrund ihrer Zielstrebigkeit und der Unterstützung ihrer Tanzlehrerin und den Warnungen ihrer Eltern zum Trotz, dass ein anstrengendes Leben vor ihr liegen würde, ergatterte sie im Alter von elf Jahren einen Platz an einer der führenden Ballettschulen des Landes. Marisa war durchaus talentiert, aber das reichte nicht aus, um in einer Welt des gnadenlosen Konkurrenzkampfs Erfolg zu haben. Doch sie war von ihrem Vorhaben nicht abzubringen. Das Ballett war ihr Leben. Ihre unbeirrbare Zielstrebigkeit war kräfteraubend, selbst für Lehrer, die an ehrgeizige Mädchen gewöhnt waren. Und es kostete ihre Trainer große Überwindung, Marisa mit siebzehn Jahren schließlich beiseitezunehmen und ihr zu erklären, dass sie einfach nicht das Zeug zur Tänzerin hatte. Jedenfalls nicht als Primaballerina, und mit weniger würde sie sich nicht zufriedengeben. Sie war nicht dafür geschaffen, sich in eine Balletttruppe zu integrieren. Wie es fast immer der Fall ist, hätte niemand sagen können, woran genau es ihr mangelte, aber irgendwie fehlte ihr das gewisse Etwas. Sie war geschmeidig, sie war schön, ihre Technik war einwandfrei – und doch waren sich alle einig, dass sie nie eine Margot Fonteyn werden würde. Und so brachte man ihr so schonend wie möglich bei, dass es besser für sie wäre, sich einen anderen Beruf zu suchen.
    Sie trug es unerklärlicherweise mit Fassung. Und von jenem Tag an hatte sie nie wieder etwas mit Ballett zu tun. Sie nahm eine Stelle als Sekretärin in einem kleinen Auktionshaus in der Nähe der Bond Street an. In dem Vertrauen darauf, dass irgendwann etwas ihr Leben verändern würde, gab sie ihr Geld für die besten Kleider aus, die sie sich leisten konnte. Sie hatte ein Auge für Qualität und einen Riecher für Schnäppchen und sah immer aus wie aus dem Ei gepellt. Sie ging zum teuersten Frisör, kaufte sich erlesene Dessous und Seidenstrümpfe und Schuhe aus feinstem Leder. Sie trug auffallenden Schmuck – natürlich keinen echten, aber die Eleganz, die sie ausstrahlte, ließen selbst die billigsten Kunstperlen edel schillern. Und obwohl sie darauf achtete, sich nie zu aufdringlich zu kleiden, wurde sie wahrgenommen. Überall, wo sie hinging, spürte sie die Blicke auf sich. Männer betrachteten sie interessiert, Frauen neidisch.
    Marisa war immer bereit.
    Als sie Ludo Miller zum ersten Mal sah, wusste sie sofort, dass er der Mann war, auf den sie gewartet hatte. Sie hatte sich angewöhnt, zu Matinee-Konzerten zu gehen – die Jahre beim Ballett hatten sie die klassische Musik lieben gelehrt, und so oft sie konnte, schlüpfte sie für eine gestohlene Stunde in eine kühle Kirche

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