Für immer - Blue
Lippen aufeinandergepresst‚ wie sie ihn mit kaum verhohlener Ungeduld anschaute.
„Warum?“‚ fragte er. Er sprach das Wort laut aus‚ sodass sich einige der Gefängnisinsassen neugierig zu ihm umwandten und sich dann weiter von ihm entfernten.
Blue musste verstehen‚ warum sie es getan hatte. Aber natürlich konnte Lucy ihm nicht antworten.
Lucy saß vor dem Tor zu R. W Fishers Anwesen. Es ähnelte einer Plantage. Sie hatte sich auf dem Fahrersitz von Sarahs Wagen klein gemacht. Lucy hatte sich den glänzenden schwarzen Honda von ihrer Freundin geliehen‚ weil ihr zerbeulter Truck auf dieser gepflegten Straße wie ein bunter Hund auffallen würde. Außerdem hatte Lucy sich ein kleines Aufnahmegerät aus dem Büro von Sarahs Mann geliehen. Von ihrem Dachboden hatte sie ein Fernglas geholt.
Die Nacht erschien ihr ewig lang. Es war erst drei Uhr‚ und Lucy fühlte sich‚ als säße sie bereits eine halbe Ewigkeit hier statt seit acht Stunden. Kurz nach sieben war sie R. W Fisher von seinem Büro aus hierher gefolgt. Er war ins Haus gegangen und seitdem nicht mehr herausgekommen.
Das Fernglas nützte ihr nicht viel. Im Haus war es dunkel‚ und durch das Fernglas wirkte es lediglich größer und dunkel.
Das Aufnahmegerät nützte ihr genauso wenig. Lucy war es gelungen‚ sich eine Weile damit zu unterhalten‚ einen der aktuellen Hits aufs Band zu singen und sich die Aufnahme dann anzuhören. Aber weil die meisten bekannten Songs von Herzschmerz und traurigen Liebesgeschichten handelten‚ hatte Lucy damit schnell aufgehört.
Sie zwang sich‚ wach zu bleiben‚ indem sie koffeinhaltiges Kaugummi kaute‚ das sie in einer Fernfahrerkneipe gekauft hatte. Aus Angst‚ die Überwachung unterbrechen und eine Toilette suchen zu müssen‚ hatte sie den mitgebrachten Kaffee nicht angerührt.
Die Nacht war schwül und heiß. Doch Lucy ließ den Motor nicht an‚ um die Klimaanlage einzuschalten. Sie hatte Angst‚ dass die Nachbarn sonst auf den laufenden Motor aufmerksam wurden und die Polizei riefen.
Genau die Polizei‚ die auf irgendeine Weise in einem Mordkomplott mit R. W. Fisher unter einer Decke steckte.
Darum saß Lucy da. Und schwitzte. Und wünschte sich‚ Blue hätte nicht so schnell Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit bekommen. Sie überlegte‚ ob Northgate genauso furchtbar war‚ wie sie gehört hatte. Sie fragte sich‚ wo Blue war‚ ob er schlief oder wach war. Und sie betete‚ dass er in Sicherheit war.
Drei Minuten vor sechs öffnete sich Fishers automatisches Tor. Lucy setzte sich gerade hin und rutschte im nächsten Moment weiter hinunter‚ um sich zu verstecken. Fisher fuhr in einem großen Geländewagen mit extrabreiten Reifen durch das Tor. Lucy hätte sowohl ihr Haus als auch ihre Software-Firma in Charleston darauf gesetzt‚ dass die Profile fast noch nagelneu waren. Und sie hätte ihren Einsatz dafür verdoppelt‚ dass die Spuren‚ die Blue in der Nähe vom Fundort der Leiche entdeckt hatte‚ von genau diesen breiten Reifen stammten.
Sie beobachtete‚ wie Fisher rechts abbog und schnell auf die Straße fuhr.
Sie drehte den Zündschlüssel zu Sarahs Wagen‚ wartete jedoch‚ bis Fisher weiter weggefahren war‚ bevor sie ihm folgte.
Er kam nicht weit. Er fuhr auf den Parkplatz der Schule und bremste.
Ohne die Geschwindigkeit zu drosseln‚ fuhr Lucy an ihm vorbei und lenkte den Wagen erst mehrere hundert Meter weiter an den Straßenrand. Sie schnappte sich das Aufnahmegerät – nur zur Sicherheit – und stieg leise aus dem Wagen. Zu Fuß ging sie durch den Wald und näherte sich von dort dem Parkplatz.
Fisher stand bei seinem Geländewagen und hatte einen Fuß auf die Stoßstange gestellt‚ als würde er sich die Schuhe zubinden. Er trug eine kurze Jogginghose und ein T-Shirt. Für einen fast siebzigjährigen Mann war er erstaunlich gut in Form.
Er machte ein paar Dehnübungen‚ setzte sich die Kopfhörer seines Walkmans auf und begann dann‚ am Rand des Schulsportplatzes entlangzulaufen. Lucy verfolgte ihn‚ indem sie parallel zu ihm schnell durch das dichte Gehölz marschierte.
Er ist abscheulich fit‚ dachte sie‚ als sie schon nach einer kurzen Strecke außer Atem war. Natürlich lief Fisher nicht in einer langen Jeans und Cowboystiefeln‚ musste nicht über Wurzeln und Steine springen und bekam keine Zweige und Schlingpflanzen ins Gesicht. Sie erkannte‚ dass sie ihn verlor‚ riss sich zusammen und rannte schneller.
Er erreichte die Ecke des
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