Für immer - Blue
gerechnet‚ irgendetwas Neues zu entdecken. Hier sind schon zu viele Leute herumgelaufen‚ als dass man den Boden genauer untersuchen könnte‚ sowohl Polizisten als auch Sanitäter.“ Er richtete sich auf. „Ich habe heute Morgen die Lichtung und den Wald abgesucht und mich in einem immer weiteren Radius von dieser Stelle entfernt.“
Er ging in den Wald‚ und Lucy marschierte hinter ihm durch das dichte Unterholz.
„Ich glaube nicht‚ dass die Polizei so weit vom Tatort entfernt die Gegend untersucht hat“‚ sagte Blue über die Schulter‚ während sie ungefähr einen Kilometer zurücklegten. „Und ich hatte heute Morgen nichts anderes zu tun‚ darum bin ich einfach weitergegangen.“
An einem Pfad‚ der in den dichten Bewuchs geschlagen worden war‚ blieb er stehen. Er bestand aus kaum mehr als zwei Reifenspuren‚ Wagenspuren eines Trucks oder eines Jeeps‚ die zum Hügel hinaufführten.
Blue hockte sich auf den Boden und zeigte auf die feuchte Erde. „Reifenspuren“‚ sagte er. „Von großen Reifen. Gut vier Zentimeter breiter als gewöhnliche Abdrücke eines Geländewagens. Und zu was auch immer diese extrabreiten Reifen gehören‚ es ist ebenfalls groß und schwer.“
Tatsächlich waren die Reifenabdrücke in dem dunklen Boden ziemlich tief. Der Schlamm begann trocken zu werden. Was auch immer diese Spuren hinterlassen hatte‚ war gleich nach dem letzten Regen hier gewesen – wahrscheinlich um die Zeit von Gerrys Tod.
„War das eine Art Monstertruck?“‚ fragte Lucy nachdenklich und kniete sich neben ihn.
„Das oder ein Geländefahrzeug.“
„Die Spuren sehen frisch aus“‚ bemerkte sie. „Das Profil ist noch gut zu erkennen. Gott‚ wir können einen Abdruck nehmen! Und herausfinden‚ wer in der Nacht noch hier gewesen ist – wenn derjenige noch in der Stadt ist.“
„Und sieh mal hier drüben“‚ sagte Blue‚ stand auf und wies auf eine Stelle weiter entfernt. „Wer auch immer das Ding gefahren hat‚ er hatte es ziemlich eilig‚ hier wegzukommen.“
Lucy richtete sich ebenfalls auf und wischte sich die Hände an der Hose ab. „Das ist ja großartig! Lass uns zu meinem Wagen zurückgehen‚ dann fordere ich Verstärkung an. Ich lasse die Spurensicherung ein paar Fotos schießen und die Reifenspuren ausgießen.“ Sie schmunzelte. „McCoy‚ ich glaube‚ du hast gerade den eigenen Hals aus der Schlinge gezogen.“
Blue lächelte über ihre Begeisterung‚ während sie zurück zur Hauptstraße gingen‚ wo Lucy geparkt hatte. „Vorsicht! Sonst behaupten die Leute noch‚ du wärst befangen.“
„Tja … das bin ich ja auch“‚ gestand sie.
Als sie über die Schulter zu ihm sah‚ erkannte er jene schwelende Hitze in ihrem Blick‚ die sein Blut innerhalb von Sekunden zum Brodeln bringen konnte. Doch er las auch Bewunderung darin‚ Bewunderung‚ Respekt und etwas‚ das Heldenverehrung nahe kam.
Und in diesem Augenblick wurde ihm klar‚ dass Lucy immer noch in ihn verliebt war wie auf der Highschool –nein‚ nicht in ihn‚ sondern in ein überlebensgroßes Bild eines Helden. In einen Superhelden‚ der sie gerettet hatte‚ als er vor zwölf Jahren ihre Angreifer verjagt hatte. Jetzt gehörte er zu einer Eliteeinheit; er war ein Navy SEAL. Und nachdem er die Reihe Bücher über die Navy und über SEALs in Lucys Wohnzimmer gesehen hatte‚ wusste er‚ dass sie alles über das legendäre Heldentum‚ den Patriotismus und die Loyalität von SEALs gelesen hatte. Für Lucy war er eine lebende Legende.
Das machte ihn für sie attraktiv – wahrscheinlich attraktiver als jeder normalsterbliche Mann sein konnte‚ den sie kannte.
In Wahrheit aber kannte Lucy ihn überhaupt nicht. Denn er war sterblich. Und dass sie sich so stark zu ihm hingezogen fühlte‚ ihn respektierte und bewunderte – all das basierte auf einer Vorstellung von ihm. Auf einem Bild‚ das sie von ihm zusammenfantasiert hatte.
Aber was hatte er eigentlich erwartet? Seit er in Hatboro Creek angekommen war‚ hatte er nichts dafür getan‚ ihren Eindruck zu korrigieren. Er hatte ihr keines seiner Geheimnisse anvertraut‚ keines seiner Gefühle ausgesprochen. Eigentlich konnte Blue die Menschen‚ bei denen er seine Gefühle zeigte und seine Geheimnisse offenbarte‚ an einer Hand abzählen.
Frisco gehörte dazu. Doch es lag Jahre zurück‚ dass die beiden Männer sich richtig unterhalten hatten. Blue hatte ihn ein paar Mal im Veteranenkrankenhaus und in der Rehaklinik
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