Für immer - Blue
besucht‚ nachdem Frisco verletzt worden war. Aber Frisco wollte nicht reden. Und schließlich hatte Blue aufgehört‚ ihn zu besuchen.
Es war hart‚ mit den Schuldgefühlen umzugehen. Denn Blue wusste‚ dass er im Gegensatz zu Frisco einfach aufstehen und aus dem Krankenhaus gehen konnte. Es war hart‚ zu lächeln und ihm Hoffnungen zu machen‚ während sich auf Friscos Gesicht nichts als Schmerz abgezeichnet hatte. Inzwischen war es so lange her‚ dass Blue ihn besucht hatte – er wusste gar nicht‚ was er sagen sollte.
Blue konnte allerdings immer mit Joe Catalanotto reden‚ der die Alpha Squad kommandierte‚ und mit Daryl „Harvard“ Becker. Aber das waren auch schon alle. Von wegen an einer Hand abzählen – Blue brauchte nur seine Daumen‚ um die Menschen zu benennen‚ die Anteil an seinem Leben hatten.
Er beobachtete‚ wie der Sonnenschein in Lucys langem braunen Haar spielte‚ als sie die Wagentür aufzog und das an einem Kabel mit dem Funkgerät verbundene Sprechteil herausnahm. Sie lächelte ihm zu – das Aufblitzen weißer Zähne und funkelnder brauner Augen.
Aber warum kümmerte es ihn überhaupt‚ dass sie mit ihm schlafen wollte‚ weil sie seit Jahren das aufgebauschte Bild eines Helden mit sich herumtrug? Entscheidend war schließlich‚ dass sie mit ihm schlafen wollte! Jeder hatte seine Gründe. In der Highschool hatte Jenny Lees Motiv darin bestanden‚ sich in der Nähe von Gerrys Haus aufzuhalten und so die Aufmerksamkeit von Blues älterem Bruder auf sich zu ziehen. Auch die Frauen‚ mit denen er später zusammen gewesen war‚ hatten ihre Gründe gehabt. Sie wollten der Langeweile ihres Alltags entfliehen‚ eine Weile Nervenkitzel erleben‚ mit einem gut aussehenden Fremden eine kurze Strecke zurücklegen‚ der ein oder zwei Tage später aus ihrem Leben verschwunden wäre. Was war also dabei‚ wenn Lucy mit Superman schlafen wollte?
Sicher‚ sie war nicht vollständig davon überzeugt‚ dass sie überhaupt mit irgendwem Sex haben sollte. In ihr steckte viel von einem guten Mädchen‚ das sich in jener Nacht im Countryclub von ihren Gefühlen und Lust und vom Vollmond hatte mitreißen lassen.
Blue betrachtete Lucy‚ wie sie die Zentrale über Funk über die entdeckten Reifenspuren informierte. Sie war so lebendig‚ so voller Leben. Obwohl es nur ein Gespräch über das Funkgerät war‚ unterstrich Lucy ihre Worte mit ausladenden Handbewegungen‚ Schulterzucken und Lächeln. Wieder traf es ihn wie der Blitz‚ wie wunderschön sie war.
Es war nicht die Art Schönheit‚ die die Leute zum Starren und Raunen brachte‚ wenn Lucy über die Straße ging. In der Polizeiuniform hätten ihr die meisten Männer eigentlich keinen zweiten Blick geschenkt.
Blue wusste es besser. Er kannte die einnehmende Wärme ihres Lächelns‚ den starken Sog ihrer erfrischenden‚ humorvollen und fröhlichen Persönlichkeit‚ den schwindelerregenden Schimmer ihrer Augen. Und er kannte den verführerischen Geschmack ihrer Küsse und das unvergessliche Gefühl ihres unglaublichen Körpers an seinem.
Während er sie beobachtete‚ veränderte sich ihre Körpersprache kaum merklich. Er konzentrierte sich auf das‚ was sie sagte.
Sie blickte auf die Armbanduhr. „Mir ist bewusst‚ wie spät es ist“‚ erklärte sie. „Ich weiß‚ dass es fast elf ist‚ aber das hier ist wichtiger als …“
„Der Chief sagt‚ er schickt sofort jemanden los“‚ erklärte eine rauchige Frauenstimme über Funk. „Und du solltest dich besser schleunigst zum Revier bewegen – mit den Waffen‚ die McCoy versteckt. Und zwar noch vor Mittag‚ sonst wird es ungemütlich.“
Mit den Waffen‚ die McCoy versteckt?
Eigentlich überraschte es ihn wenig. Blue war darauf gefasst‚ dass früher oder später so etwas kam. Sie wollten ihn durchsuchen und hofften‚ bei ihm irgendetwas zu finden‚ das sie ihm wegnehmen konnten. Sie hofften‚ dass er dann weniger gefährlich war.
Lucy gab ihr Bestes‚ um das Unvermeidbare hinauszuzögern. „Annabella …“
„Der Chief ruft nach mir‚ Lucy. Ich kann jetzt nicht mit dir weiterdiskutieren“‚ sagte die Frau aus der Zentrale. „Mach deine Arbeit. Dieses Gespräch ist beendet.“
„Nein‚ Annabella …“ Lucy fluchte und beugte sich in den Wagen‚ um das Sprechteil wieder einzurasten. „Sie hat die Verbindung unterbrochen.“ Sie sah Blue an. „Sie hat tatsächlich das Funkgerät ausgeschaltet.“
„Weißt du‚ Yankee‚ wenn du
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