Für immer - Blue
und schlüpfte ins Haus.
Lucys Zimmer war groß – zweifellos war es einmal ein Wohnzimmer oder ein Salon gewesen. Sie hatte das Bett versetzt aufgestellt‚ sodass es fast von drei Seiten von den Panoramafenstern eingefasst war. Das Bett war nicht gemacht‚ die Bezüge in dunkelblau‚ rot und grün gemustert. Eine weiße Überdecke war vom Bett geworfen worden und lag jetzt auf dem glänzenden Parkett. Ein weißer Bettvorleger lag daneben. In der Sommerhitze brauchte Lucy ihn nicht‚ aber im Winter‚ wenn der Holzfußboden kalt war‚ war er bestimmt nützlich.
Die Wände waren weiß gestrichen‚ ein paar gerahmte Aquarelle setzten die Akzente. Die Bilder zeigten hauptsächlich Küsten mit hell gestrichenen Segelbooten auf dem Meer oder Strandszenen. Es gab nur zwei Fotografien; sie standen auf der Kommode. Blue erkannte Lucys Mutter auf dem einen Foto‚ wie sie durch ein Loch in der halbfertigen Küchenwand lächelte. Das andere war ein Foto von Lucy. Sie umarmte darauf einen hochgewachsenen dünnen Mann‚ den er nicht erkannte. Der Mann hatte Lucy den Arm um die Schultern gelegt‚ und beide lachten in die Kamera.
Wer zum Teufel war das? Wie viel bedeutete er Lucy‚ wenn sie das Foto in ihrem Schlafzimmer aufstellte? Eine verflossene Liebe? Ein aktueller Liebhaber? Wenn ja‚ wo steckte er dann? Lebte er auf der anderen Seite der Straße oder in einem anderen Winkel des Landes?
Lucy hatte von keinem Freund gesprochen. Sie hatte sich auch nicht so benommen‚ als wäre sie vergeben. Andererseits hatte Blue jedoch kein Recht darauf‚ diesen Anflug von Eifersucht zu verspüren. Er wollte keine feste Bindung‚ nur eine oder zwei heiße Nächte. Wenn Lucy nebenbei noch irgendetwas Festes laufen hatte‚ war das ihr Problem‚ nicht seins.
Warum hinterließ dann der Gedanke daran‚ dass Lucy lachte‚ wenn sie sich vorneigte und diesen anderen Mann küsste‚ bei ihm einen so bitteren Nachgeschmack? Wieso verspürte er diesen unwiderstehlichen Drang dazu‚ das Foto in der Mitte durchzureißen?
Blue hastete zur Tür. Mit einem Mal war er sich allzu bewusst‚ dass er in Lucys Privatsphäre eindrang. Doch er drehte sich noch einmal um und warf einen Blick über die Schulter zurück‚ bevor er zur Treppe zum Gästezimmer und zu der Dusche oben ging.
Es war ein schönes Zimmer‚ freundlich‚ geräumig und genauso ordentlich wie das restliche Haus. Lucy gehörte offensichtlich nicht zu den Menschen‚ die jede verfügbare Ecke mit Schnickschnack und Souvenirs vollstopfen mussten. Sie hatte keine Angst vor einer sauberen Oberfläche oder einer leeren Wand. Ja‚ ihm gefiel dieses Zimmer‚ sehr sogar. Er hoffte‚ dass er noch die Gelegenheit bekam‚ es wiederzusehen – von Lucys Bett aus.
„Lucy!“
Lucy drehte sich um und sah‚ wie Chief Bradley über den Flur auf sie zueilte.
„Schön‚ dass ich Sie erwische‚ Schätzchen“‚ stieß er außer Atem hervor. „Ich sehe‚ Sie haben sich eine Kopie vom Autopsiebericht besorgt. Gut. Gut. Haben Sie auch die Nachricht von Travis Southeby bekommen? Er hat sich gestern Abend zufällig mit Andy Hayes im Rebel Yell unterhalten und herausgefunden‚ dass Andy gesehen hat‚ wie Blue McCoy in der besagten Nacht gegen zehn Uhr das Motelzimmer verlassen hat.“
Sie nickte. „Ja‚ Sir. Das passt zu dem‚ was Blue mir erzählt hat.“
Sheldon Bradley nickte und strich sich durch das dünne graue Haar. „Hat er auch erwähnt‚ dass Matt Parker beobachtet hat‚ wie sich Gerry um elf Uhr im Wald – in der Nähe des Fundorts – mit jemandem gestritten hat‚ der genauso aussah wie Blue McCoy? Er hat sie dort zwanzig Minuten vor dem geschätzten Todeszeitpunkt gesehen.“
„Matt glaubt ‚ jemanden beobachtet zu haben‚ der Blue ähnelt?“ Lucy verbarg ihre Skepsis nicht. „Nein‚ ich habe diese Nachricht nicht erhalten. Und ich lege großen Wert darauf‚ heute Nachmittag sowohl mit Andy als auch mit Matt zu sprechen.“
„Und was haben Sie sonst noch vor?“‚ erwiderte der Chief.
„Sie haben den Bericht vor heute Abend auf Ihrem Schreibtisch‚ Sir“‚ erklärte Lucy. Sie öffnete die Tür‚ aber Bradley hielt sie wieder zurück.
„Eine Sache wäre da noch“‚ sagte er. „Leroy Hurley hat erwähnt‚ dass er Blue McCoy hier in der Stadt mit einer Maschinenpistole gesehen hat.“
„Chief‚ das war keine echte …“
Er hob die Hand. „Bisher hat niemand irgendwelche Waffen von McCoy beschlagnahmt. Und ich habe gehört‚
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