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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Sache zwischen uns beiden.»
    Ich starrte auf meinen Bildschirm und wusste nicht, was ich sagen sollte.
    «Vielleicht wäre es gut, wenn du dich nach deiner nächsten Verabredung mal in nächster Nähe umsehen würdest», sagte ich mit einem Blick auf Jamies Schreibtisch.
    Matt folgte meinem Blick und schaute dann wieder mich an. Ob es Bedauern oder Traurigkeit war, was da auf seinem Gesicht lag, konnte ich nicht sagen, aber es war mir auch gleichgültig. In einem Monat war ich hier weg – und ich konnte es kaum abwarten!
     
    Schließlich kam mein letzter Arbeitstag. Ich bekam einen müden Blumenstrauß und tat so, als würde mir der silberne Armreif gefallen, den mir Keitho schenkte. Ich räumte meinen Schreibtisch leer und rettete mich mit der Ausrede, ich hätte einen Zug zu erwischen, davor, die anderen zu einer Abschiedsrunde in den Pub einladen zu müssen. Vermutlich war es ihnen ohnehin gleichgültig, denn unser Viererteam war in den letzten Wochen zum eingeschworenen Dreierteam geworden. Jamie hatte nur mit mir gesprochen, wenn es absolut unumgänglich war. Aber das kümmerte mich nicht – schließlich stand ich kurz davor, in einen viel interessanteren und viel besser bezahlten Job einzusteigen. Außerdem hielten Beziehungen mit Menschen ohnehin nie lange.
    «Mach’s gut», sagte Matt und küsste mich züchtig auf die Wange. Während ich die Blumen aus der Vase nahm und mir Keitho noch einmal ein «Ciao» zurief, hörte ich Jamie murmeln: «Gut, dass wir dich los sind.»
    Ich wäre am liebsten explodiert. Ich war fair zu ihr gewesen, viel fairer, als sie es verdient hatte. Aber jetzt hatte sie es endgültig übertrieben.
    «Jamie, nachdem ja DU dafür verantwortlich bist, dass ich von hier weggehe, muss ich mich noch bei dir bedanken», sagte ich ruhig.
    «Was soll das jetzt wieder heißen?»
    «Dank deiner freundlichen Unterstützung verdiene ich jetzt über siebenundzwanzigtausend Pfund im Jahr, habe einen Firmenwagen und   … ach ja   … ein Spesenkonto!»
    Schweigen.
    Ich fuhr fort. «Oh, ich war nicht ganz präzise   … weil ich ja ein eigenes Auto habe, werden mir die Aufwendungen dafür gutgeschrieben, das bedeutet, dass noch viertausend Pfund mehr auf mein Grundgehalt draufkommen, und das wiederum heißt   …», ich sah zur Decke, während ich so tat, als müsse ich nachrechnen, «…   das wiederum heißt, fast zweiunddreißigtausend Pfund Jahresgehalt. Unglaublich, was? Also nochmal danke!»
    Jamies Blick entschädigte mich für fast alles, was sie mir angetan hatte. Und weil ich immer noch nicht genug hatte, beschloss ich, das Blumenwasser aus der Vase so schnell und einfach zu entsorgen wie möglich. Ich schüttete es ihr ins Gesicht.
    «Du Miststück!», kreischte sie und rieb an ihrer verschmierten Wimperntusche herum. Die beiden anderen sahen uns sprachlos an – Keitho rang die Hände, vermutlich befürchtete er, dass wir uns gleich aufeinanderstürzen würden. Doch ich sammelte nur meine Sachen ein und ging zur Tür. Nach der Szene, die ich eben hingelegt hatte, fing ich an zu zittern. Ich wusste nicht, was plötzlich in mich gefahren war – war es die verspätete Rache für meine Unterdrückung durch Sharlene in der Schule gewesen, oder wollte ich einfach nur sehen, wie Jamies Make-up zerlief? Eines wusste ich jedenfalls genau: Es fühlte sich gut an.
     
    Die meisten negativen Gefühle rauben uns eine Menge Energie. Diese Energie könnten wir bei anderen Gelegenheiten besser einsetzen. Also lass Dich von niemandem dazu bringen, Deine Kraft so sinnlos zu verschwenden. Ich hätte diesen Rat gut brauchen können, dann hätte ich Tommy Arden beim Spielen vielleicht nicht gegen den Kopf getreten, aber das ist eine andere Geschichte.
    Lass Dich einfach nicht provozieren.
     
    In einem multinationalen Baukonzern zu arbeiten bedeutete, dass ich mich in das sehr große Team der vor Geschäftigkeit summenden I T-Abteilung einfügen musste. Ich war eine gesichtslose Nummer, die an unterschiedlichen Baustellen Computernetzwerke einrichten und pflegen musste. Ziemlich lange war ich bei einem Bauvorhaben die einzige Frau zwischen lauter aufdringlichen Bauarbeitern, die mir zuerst nachpfiffen und dann erst mitbekamen, dass ich zur Firma gehörte.
    Dass ich bei unterschiedlichen Projekten mitarbeitete, hatte den Vorteil, dass meine neuen Bekanntschaften immer locker und flüchtig blieben – genau, wie es mir gefiel. Auch in der I T-Abteilung war ich die einzige Frau. Alle anderen waren

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