Für immer, Dein Dad
Coronation Street und überreife Bananen.
Während des Essens achtete ich auf meine Tischmanieren und hoffte, dass kein Reiskorn zwischen meinen Zähnen stecken blieb.
«Die beiden sind richtig verliebt, was?», flüsterte mir Oliver zu, als Carla Rob mit einer Gabel Schokoladenkuchen fütterte.
«Ja, süß …» In Wahrheit fand ich es überhaupt nicht süß.
«Bei dem Anblick könnte einem glatt schlecht werden.»
Wir brachen in Gekicher aus, und auf Carlas Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln.
Es blieb den ganzen Abend über ziemlich nett mit Oliver. Und als er mich zu meinem Auto begleitete, mich um meine Telefonnummer bat und fragte, ob wir uns am nächsten Wochenende nicht mal auf ein paar schwarze Bananen und ein Stück Kuchen treffen sollten, dachte ich: Warum nicht?
Oliver war wirklich ein toller Typ. Ein echter Gentleman, der mir die Türen aufhielt und kurz vom Tisch aufstand, wenn ich im Restaurant mal auf die Toilette ging. Er sah zwar nicht gerade aus wie ein Fotomodell, aber am meisten zog mich ohnehin sein Selbstvertrauen an. Er war unheimlich selbstsicher, und das gefiel mir.
Wir schliefen miteinander, als wir uns etwa sechs Wochen lang kannten. Ich fühlte mich gut damit. Zwar war ich nicht unsterblich in ihn verliebt, aber ich genoss seine Zuneigung, die Zeit, die er sich für Zärtlichkeiten nahm, und auch die offenkundige Bewunderung, mit der er mich im Restaurant ebenso wie im Verkehrsstau anschaute. Doch als er mir zwei Monate, nachdem wir uns kennengelernt hatten, sagte, dass er mich liebte, brachte ich nur ein schwaches «Ich auch» heraus. Das war jedenfalls besser, als zu sagen: «Tja, das ist nett von dir, aber …» Ich suchte in mir nach Gefühlen und wollte mich gern auch verlieben, aber im Grunde wusste ich genau, dass es dies hier nicht war. Trotzdem wollte ich, dass diese Beziehung funktionierte, unbedingt, und deshalb stimmte ich zu, als er einen weiteren Monat später fragte, ob er bei mir einziehen solle. Er war einfach so nett, so fürsorglich, es wäre mir fast unhöflich vorgekommen, nein zu sagen. Aber in meinem Innersten wusste ich, dass diese Entscheidung falsch war.
Es gelang mir, mich vor seinem Einzug von meiner Firma für eine Woche nach Nordengland auf Dienstreise schicken zu lassen. Ich brauchte diese Pause von dem Gefühlschaos, um ein paar klare Gedanken zu fassen. Sosehr ich es mir auch wünschte, mit vierundzwanzig war ich nicht bereit für Oliver oder irgendeine andere ernsthafte Beziehung.
Verschiedenes: Zusammenziehen oder nicht zusammenziehen?
Vielleicht kennst Du ja den Spruch «Warum soll ich mir ein Auto kaufen, wenn ich kostenlos Bus fahren kann?», vielleicht aber auch nicht. Wenn Dich ein Mann fragt, ob Ihr zusammenziehen sollt, dann kann das richtig toll werden, aber denk trotzdem genau darüber nach, WARUM Du es tun willst. Liegt es mehr an den halbierten Kosten, oder bist Du wirklich hundertprozentig in ihn verliebt? Denke auch darüber nach (und frage ihn), warum ER mit Dir zusammenziehen will. Auch was ihn angeht: Liegt es an den Finanzen, oder umgeht er damit nur eine ganz ‹offizielle› Bindung? Das soll nicht heißen, Liebling, dass er Dich heiraten muss (Deine Mutter und ich haben schließlich auch schon zwei Monate vor unserer Hochzeit zusammengelebt), aber ich will nicht, dass irgendein Kerl mit meinem süßen kleinen Mädchen zusammenwohnt, nur weil es so schön bequem ist. Aber wenn alles stimmt, dann weißt Du, was Du zu tun hast – nur Du allein kannst diese Entscheidung treffen.
Dads Worte halfen mir kein bisschen dabei, mein Unbehagen über Olivers Einzug loszuwerden. Also unterdrückte ich es, und bald darauf stand er mit seinen Koffern, seinem Goldfisch und seinem Saxophon, auf dem er gar nicht spielen konnte, vor meiner Tür.
«Unsere gemeinsame Wohnung. Das wird bestimmt ganz toll.»
«Glaube ich auch», sagte ich ohne Überzeugung.
«Stell dir mal vor, wir werden JEDEN Morgen zusammen aufwachen …»
Daran wollte ich lieber nicht denken. Stattdessen suchte ich einen Platz für das verflixte Saxophon.
Noch bevor unsere erste gemeinsame Woche zu Ende war, wusste ich, dass ich einen Riesenfehler gemacht hatte.
Schon mit dem ersten Schritt, den er mit seinen Riesenlatschen auf mein Territorium tat, fing er an, sich zu verändern. Der charmante ältere Mann, mit dem ich einen ganz neuen, intellektuellen Männertyp kennengelernt hatte, verschwand. An seiner Stelle war ein fauler
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