Für immer, Dein Dad
die auf den Computerbereich spezialisiert waren.
«Das gibt’s doch nicht. Du kannst dich doch nicht von dieser Hexe verdrängen lassen!», ereiferte sich Carla. Zuvor hatte sie mir von dem «verruchten» Wochenende erzählt, das sie mit Rob in einem romantischen Landhaus verbracht hatte.
«Ich finde es dort sowieso nicht mehr so interessant. Ein Wechsel schadet bestimmt nicht. Außerdem kann ich woanders mehr Geld verdienen.»
Bei dem Stichwort Geld zog Carla die Augenbrauen hoch. Normalerweise sprach ich mit ihr nicht über Dinge wie Gehalt oder beruflichen Aufstieg. Carla hatte es noch nie länger als zwei Monate an einer Arbeitsstelle ausgehalten. Sie lebte gewöhnlich von der Arbeitslosenunterstützung und ihren gutbetuchten Freunden. Ich erinnerte mich nur allzu gut daran, welche Distanz schon einmal zwischen uns entstanden war, und ich wollte nicht, dass es noch einmal so kam. Sie war meine einzige richtige Freundin, und die Geschichte mit Jamie hatte mir noch deutlicher gemacht, wie wichtig sie mir war.
Ich wechselte zu einem Thema, das sie bestimmt mehr interessierenwürde.«Rat mal, wen ich kürzlich getroffen habe!»
«Wen denn?»
«Sharlene Rockingham.»
«Nein, wirklich?»
«Ja, ich bin fast umgefallen!», kicherte ich und erinnerte mich an das kreischende Kind, das Sharlene angebrüllt hatte.
«Dieses fiese Stück! Was sie damals alles mit dir gemacht hat …»
Daran wollte ich mich jetzt dann doch lieber nicht erinnern.
«Hat sie dich auch gesehen?»
«Ja. Sie hatte die Kinder dabei.»
«Ist sie Lehrerin, oder was?»
«Sie hat selbst vier Kinder.»
«Aber sie ist doch erst …»
«… so alt wie wir. Ich weiß!»
«Ach, jetzt fällt es mir wieder ein. Gleich nach der Schule hat sie eins von diesem Schlägertypen Ricky Sonstwer bekommen. Der sitzt jetzt im Gefängnis. Das hat Corey mal von ihrem Bruder erfahren.»
Als sie Corey erwähnte, machte mein Magen einen Satz. «Das muss Daddy Nummer zwei gewesen sein. Bei Nummer eins wohnt nämlich ihr ältester Sohn.»
«Ja, stimmt, sie hat wohl zwei Typen in einem Jahr gehabt. Anscheinend Brüder! Was für eine Schlampe!»
«Woher weißt du das denn?»
«Daisy aus unserem Jahrgang hat es mir erzählt, als ich ihr einmal in Lee Green über den Weg gelaufen bin.»
«Das hast du mir gar nicht erzählt.»
«Ich habe gedacht, das interessiert dich nicht! Die Schule und so weiter hast du schließlich längst hinter dir gelassen.»
Diese Bemerkung erschreckte mich ein bisschen, gefiel mir aber gleichzeitig auch. «Findest du?»
«Natürlich. Du wohnst in deiner eigenen Wohnung, du hast einen Job mit super Aufstiegschancen, du fährst ein tolles Auto. Du hast es geschafft!»
Obwohl mir Carlas Worte schmeichelten, wusste ich, dass alles, was ich erreicht hatte, noch lange nicht genügte. Dad erwartete mehr von mir. Er war gestorben, bevor er seine Träume verwirklichen konnte. War es da nicht nachvollziehbar,dass er sich wünschte, ich würde mehr aus meinem Leben machen? Weiter kommen, als ich es mir je hätte träumen lassen? Seine kühnsten Erwartungen erfüllen? Mir den Respekt meiner Kollegen und finanzielle Sicherheit erarbeiten? Zum Glück entwickelte sich die Computerbranche in rasantem Tempo. Es war also gut möglich, dass ich all das erreichen würde.
Ich würde meinen Dad nicht enttäuschen.
Einige der Arbeitsvermittlungen hatten mir in Aussicht gestellt, innerhalb von Tagen eine Stelle für mich zu finden. Doch aus den Tagen wurden Wochen, bis endlich ein interessantes Stellenangebot in meiner Mailbox landete. Ich sprang vor Begeisterung fast auf den Tisch, als ich die kurze Stellenbeschreibung las: Fünftausend UND ein Firmenwagen. Auf genau so etwas hatte ich gewartet, und ich war fest entschlossen, mir diesen Job an Land zu ziehen.
Und das schaffte ich auch.
Als ich die Zusage erhalten hatte, hüpfte ich zur Arbeit wie ein Gummiball. Ich platzte fast vor Glück und dem wundervollen Gefühl der Befreiung.
«Du hast also einen neuen Job. Meinen Glückwunsch», sagte Matt, der am Wasserspender stand. Die anderen waren noch nicht da.
«Danke», gab ich ehrlich zurück. Dann schaltete ich meinen Computer ein. Nur noch vier Wochen, dann habe ich das hier hinter mir, dachte ich.
«Tut mir leid, dass es nicht so richtig geklappt hat», sagte er.
«Mir auch, aber ich glaube, der neue Job wird toll. Vielleicht kann ich dort sogar am Aufbau von Netzwerken arbeiten, das wäre mal was anderes.»
«Ich meinte eher die
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