Für immer Dein
unmöglich war, ganz Frankreich im Sturm zu erobern, deshalb zog er die meisten Männer ab und schickte sie geradewegs nach Schottland.“
„Das muss zu der Zeit gewesen sein, als Peter eine Nachricht von dir brachte“, erinnerte sie sich an diesen Hoffnungsfunken, der bald verglüht war.
„Genau. Von da an, war es aber noch hoffnungsloser als zuvor. Die Franzosen waren in der Überzahl und wir Freiwild für sie. Schon Tage zuvor merkten wir, dass sie etwas im Schilde führten.“
Dass ihn jedoch die Nachricht, dass er bleiben soll und die anderen Heim durften fast in den Wahnsinn getrieben hat, verschwieg er. Ebenso die Bilder die nun in seinem Kopf auftauchten. Von den Männern, die gefallen waren. Deren verstümmelte Leichen sie gesammelt und begraben hatten.
„Zu fünft machten wir uns am Abend des Brandes auf den Weg, um die umliegende Umgebung zu erkunden. Wir wollten für alles gewappnet sein. Erst als wir zurückkamen entdecken wir das Feuer. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir nichts mehr für die anderen tun. Das Feuer hatte ihre Körper völlig zerfressen. Man konnte nicht einmal mehr den Unterschied zwischen Mensch und Tier erkennen.“
Wie jedes Mal, wenn er daran dachte, hörte er die Schreie, die sie schon von Weitem gehört hatten. Schreie, die ihn vermutlich sein ganzes Leben verfolgen würden. Etwas, dass er seinem Sohn ersparen wollte.
„Im nächsten Moment hatten uns die Franzosen dann entdeckt und in einen Kerker geworfen, den wir bis zu unserer Flucht nicht ein Mal verlassen hatten. Jeden Stein kann ich dir beschreiben. Der Geruch hängt noch immer in meiner Nase.“
Joselyne kullerten Tränen über die Wangen. Nichts im Gegensatz zu ihm. Trotzdem wollte sie, dass er ihr weitererzähle, wie er zu ihr zurückgekommen ist.
„Wie bist du dann freigekommen?“ fragte sie leise.
„Mehrmals haben wir versucht und zu befreien, doch sind gleich zu Anfangs gescheitert. Zwei Männer kostete dies das Leben und wir entschieden es einfach zu lassen und uns unserem Schicksal zu fügen. Doch eines Abends fand eine Hochzeit statt. Die Tochter des Bürgermeisters heiratete und alle waren zu dem Fest eingeladen worden. Dies war unseres Chance, die wir natürlich nutzten.“
Er lachte bitter aus und drehte sich ein Stück nach oben, um ihr in die Augen sehen zu können.
„Zwei Wachen ließen sie uns. Kaum älter als siebzehn und noch völlig grün hinter den Ohren. Sie wollten uns wirklich verrecken lassen. Wir mussten zwar ein paar Messerstiche einstecken, da wie alle geschwächt waren, doch irgendwann hatten wir es geschafft. Und nun bin ich wieder hier“, beendete er die grausige Geschichte.
Er rutschte nach oben und strich ihr sanft über die Wange. „Zeitweise glaubte ich, ich müsste in diesem Loch sterben. Mir war wirklich alles egal. Dover, Edward, Mutter – alle. Nur nicht du. Tag für Tag sah ich dein Gesicht. Du hast mir ungeahnte Kräfte und Mut verliehen.“
Sie lächelte gerührt und küsste ihn schnell auf den Mund. „Auch du warst mir nie egal, John. Selbst wenn ich versucht habe dich aus meinem Leben und meinen Erinnerungen herauszuschneiden, spätestens als ich Willi sah warst du wieder bei mir.“
Sie sahen sich an und wussten wie viel Zeit es kosten würde, wieder zurück zu finden in ihr altes Leben. Wenn es dies überhaupt noch gab. So vieles war anders und doch gleich.
„Erzähl mir nun du eine Geschichte. Eine, die du Willi erzählen würdest.“
Sie kicherte mädchenhaft und John zog die Decke über ihre nackten Körper.
„Eine Geschichte?“ wiederholte sie, als hätte sie sich verhört.
„Ja, eine Geschichte. Vielleicht träume ich dann nicht von Boulogne“, antwortete er bitter.
Joselyne dachte einen Moment nach, ehe sie sich über die Lippen leckte und zu reden begann. „Na gut. Es war einmal eine Prinzessin, die in einem hohen schrecklichen Turm gefangen war. Zu allem Übel, wurde dieser auch noch von einer Schlange mit drei Augen und zwei Zungen bewacht. Also kein Entkommen.“
„Warum ist sie nicht einfach gesprungen?“ fragte er höhnisch und beobachtete ihre Reaktion.
„Also wirklich, ich muss sagen Willi ist ein weit besserer Zuhörer, als sein erwachsenes Ebenbild“, tadelte sie ihn und versetzt ihm einen leichten Klaps auf den Hintern. „Wie dem auch sei. War sie gefangen und das schon jahrelang. Zuhause weinte ihr Vater, der König um sie. Unzählige Prinzen hatte er schon losgeschickt um sie zu retten, doch weder einer der Prinzen, noch seine Tochter
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