Für immer Dein
ausholend.
Und als wäre es nicht schlimm genug, dass der Boden unter Joselynes Füßen zu zittern begann, stand auch John noch auf und lächelte. Doch er lächelte nicht mehr ihr zu, wie er es eben noch auf seine wundervolle Art getan hatte. Nein, als wäre sie bereits Geschichte, lächelte er nun seine Zukünftige, das Wort brannte auf ihrer Zunge, an, die sich brav vor im verbeugte und ihn aus glitzernden Augen ansah – fast schon anstarrte.
Ein ohrenbetäubender Lärm brach los. Joselyne war noch immer versteinert, doch Robert brachte sie zurück. „Klatsch!“ brummte er und ihre Hände, die der einzige Teil ihres Körpers waren, der die Lage, besser gesagt, die schlimme Wendung ihres Schicksals nicht verstanden, folgten diesem Befehl. Ihre Handflächen prallten zusammen. Zuerst sachte und leicht, dann hart, als wäre dieser Schmerz eine Art der Genugtuung.
„Ich muss hier weg“, flüsterte ihr Mund zurück, während sich ihre Augen angewidert schlossen, als sich John über die Hand seiner zukünftigen Frau beugte und sie sanft küsste.
Der Kuss auf ihre verfluchte Hand war länger als es üblich war und dies brachte nun auch ihre Beine zum rebellieren. Sie drückten sie vom Stuhl weg und rannten aus dem Saal. Stumm dankte sie der geforderten Sitzordnung, die sie an den Rand der Gesellschaft verbannte.
Irgendwann lehnte sie sich dann gegen die Steinwand, deren Kälte sich in ihren Rücken bohrte. Ein herrliches Gefühl – der Schmerz, der ihre Sinne benebelt, mehr als es diese verfluchte Frau mit ihren zukünftigen Mann vermochte. Der Mann, der eigentlich längst ihr gehören sollte, so wie es auch Robert fand. Und Robert hatte immer Recht. Immer.
Nur eine Sekunde später wurde sie dann auch von diesem Mann in die Arme genommen. Er sagte etwas, dass er schon als Kind zu ihr gesagt hatte, wenn sie hingefallen war, oder aus Jux wieder über eine Böschung gekullert war. Er war hier, hielt sie, spürte sie, ihren Schmerz, der sie in tausend Teile zu zerreißen schien.
„Ich wusste, dass es einmal so weit kommen würde“, krächzte sie dann halb aus Verteidigung, halb aus Angst einfach Nichts zu sagen.
„Ich weiß“, meinte Robert sanft und zog sie noch enger an sich. „Er wird dich hierbleiben lassen. Willi ist hier. Hier ist dein Zuhause.“
„Das ist es doch gar nicht“, widersprach sie ihm und schob sich mit aller Kraft weg. „Natürlich würde er mich nicht fortschicken. Aber will ich hier bleiben? Will ich zusehen müssen, wie er sie heiratet. Kinder mit ihr bekommt, sie liebt und ihr all das gibt, was eigentlich ich will?“ sie zwang sich ein Lachen ab, dass Robert eigentlich sagen sollte, dass es nicht so schlimm ist, wie es ihr Zustand vermuten lässt.
Doch beide wussten, dass es weit schlimmer war. „Mein Leben, mein Sohn, ihn – ich habe alles hier. Ich liebe Dover, ich will hier nicht weg, doch…, ach was solls.“
„Du redest, als würdest du deine Abreise planen“, stellte er dann fest.
Joselyne schwieg und starrte auf ihre Hände.
„Er wird dich suchen und dich wieder herbringen.“ Wieder schwieg sie.
„Joselyne“; meinte Robert frustriert stöhnend „du kannst ihm seinen Sohn nicht wegnehmen. Und du kannst Willi sein Zuhause, seine Familie nicht nehmen.“
„Willi ist noch so klein, er würde Dover aber auch mich bald vergessen haben.“
„Dich?“, fragte Robert entsetzt. „Wenn es dass ist, was ich denke, dann rede lieber nicht weiter.“
Er tat so als würde er gehen, blieb dann doch stehen und drehte sich um. „Weißt du was du da redest? Ich habe meine Frau verloren und glaub mir ich habe sie mehr geliebt als alles andere auf der Welt. Auch ich dachte mir ich müsste sterben, doch das Leben geht weiter. Und nun willst du mir sagen, dass du deinen Sohn hierlassen würdest, nur um dich vor dem Schlimmsten zu drücken. Merke dir was ich dir sage – das Leben geht weiter, auch für Willi. Er würde dich vergessen, wenn es das ist was du willst. Er würde mit dem Wissen leben, dass seine Mutter ihn verlassen hat. Wegen was – weil sie ihn nicht liebte, zu sehr liebte, sich zu sehr liebte. Oder von einem Geist verfolgt wurde, der vor über einem Jahr starb, doch der sie keine Sekunde in Ruhe ließ. Gute Nacht.“
Joselyne stand da – völlig überfahren und schockiert zugleich. Sie wusste, dass Robert recht hatte. William würde sie sein Leben lang hassen. Doch dieser Gedanke, der sich die letzten Wochen in ihr zusammengesponnen hatte, verband sich nun zu einer Lösung,
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