Für immer Dein
Sohnes. Sie hatte sich für Peters Angebot entschieden. Der Kopf dröhnte ihr immer noch. Sie versuchte alle Gedanken still zu legen und sich diesen Moment für immer einzuprägen. Dieser Moment würde für sie immer Abschied bedeuten. Sie würde nun ihren Sohn das letzte Mal sehen. Er schlief noch – ein weiterer Grund weshalb sie still sein musste.
Sie öffnete die Tür, trat ein und ungehindert flossen ihr die Tränen übers Gesicht. Ein Schluchzten konnte sie gerade noch unterdrücken, doch das Zittern war nicht mehr zu kontrollieren.
„Mami hat dich so lieb und ich werde dich nie vergessen. Ich verspreche es dir. Jeden Tag für den Rest meines Lebens werde ich an dich denken. Du wirst Susan lieben. Bei ihr bist du gut aufgehoben.“
Letzteres wusste sie nicht ob sie es mehr zu sich selbst sagte, als ewige Predigt, oder ob es Willi dienen sollte. Jedenfalls ging sie dem Drang nach und strich ihm über die weiche Wange. Er regte sich im Schlaf, wachte aber nicht auf.
„Ich wünschte ich könnte bei dir bleiben und zusehen, wie du größer wirst. Doch das kann ich leider nicht.“ Nun war ihre Stimme nur mehr ein Krächzen. Ein trauriges Abbild ihrer selbst – wie auch ihr Körper, dessen Extremitäten schlaff nach unten hingen.
Schweren Herzens stand sie auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schaffte es dann irgendwie zu laufen.
„Leb wohl“, hauchte sie an die Tür gelehnt, ehe sie in dem dunklen Gang verschwand und in Richtung Ausgang eilte, wo die Kutsche in ihr neues Leben auf sie warten sollte.
Nach einer langen Nacht, in der Alexia starke Wehen gehabt hat, kam am frühen Morgen dann endlich die lang erwartete Erlösung. Ein hohes Schreien, gefolgt von einem lauten Aufstöhnen zog durch den Raum, als seine Tochter das Licht der Welt erblickte.
Ein Wunder, dachte er im ersten Moment, als er sie sah. Seine Tochter. Er streckte die Hand aus um die kleinen Ärmchen zu berühren, die in den Armen ihrer Mutter wild fuchtelten. Sie hielt kurz still, sah ihn an und von da an wusste er, dass er dieses Mädchen mit aller Macht die er aufbringen konnte, schützen und lieben wollte.
Nachdem die Hebamme nun die ersten Wunden der Geburt versorgt hatte, beugte sie sich über Alexia, die strahlend lachte.
„Wie soll sie heißen?“ meinte sie und fuhr dem Mädchen, ihren Segen bringend, über die Stirn.
„Louise“, antworteten beide im Duett.
„Ein schöner Name für ein schönes Mädchen.“
„Sie ist wunderschön, nicht wahr?“ meinte Alexia trunken vor Glück, als die Hebamme sie alleine gelassen hatte.
„Genauso wie ihre Mutter.“
„Denkst du, es ist zu früh um nach Joselyne zu schicken?“
Seiner Frau die zerrauften Haare aus dem Gesicht streichend, nickte Robert. „Ich werde sie suchen. Mit Sicherheit hat sich die Neuigkeit schon längst herumgesprochen und sie wird bereits wach sein. Bin gleich wieder da.“
Als er Minuten später vor der geschlossen Tür seiner Schwester stand und nach dreimaligen Klopfen und rufen ihres Namens noch immer nicht geöffnet wurde, betrat er das Zimmer, welches völlig still und kalt vor ihm lag. Kein Feuer im Kamin, was auf die Anwesenheit einer Person nachtsüber hingewiesen hätte. Auch der Kleiderschrank war leer, wie er entsetzt feststellen musste. Das Gespräch, welches er am Tag des Festes mit ihr geführt hatte kam ihm in den Sinn.
Sie ist weg. Fortgegangen. William – was war mit ihm. Hatte sie ihn etwa hiergelassen.
Robert schlug die Tür zu, achtete nicht auf die ersten Menschen, die sich im Gang herumtrieben, sondern hastete zu Williams Schlafzimmer. Doch dort traf er das genaue Gegenteil vor. Ein Feuer brannte, das Bettchen sah benutzt aus und die erschrockene Amme, mit William im Arm, sah in erstaunt an. Er entschuldigte sich schnell, verließ dann den Raum und lief Winfridia in die Arme.
„Entschuldigung“, stotterte er abermals.
„Ist alles in Ordnung Lord Robert?“ fragte sie gewohnt besorgt.
„Joselyne,“ stotterte er weiter, „wo ist sie?“
Winfridia verspannte sich plötzlich, ihre Augen weiteten sich und sie sah betrübt zu Boden. Wäre er Herr seiner Sinne gewesen und nicht so erschüttert von der Tatsache, von der er nur vermutete, dass sie eine war, wäre es ihm aufgefallen. Doch nun packte er Winfridias Schultern und begann die arme Frau zu schütteln. „Sag mir wo sie ist. Sie kann doch nicht ihren Sohn zurücklassen!“
„Ich sah sie heute Morgen in eine Kutsche steigen. Sie trug Lord Fords Wappen. Mehr kann ich
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