Für immer Dein
sie über die gesamte Landschaft, wirkte trotzdem aber nicht fehlplatziert. Im Gegenteil. Durch die hellgrauen Steine passte sie sich perfekt in das Landschaftsbild. Inmitten einer Vielzahl an Türmen, ragte genau in der Mitte der viereckige Bergfried mit seinen imposanten Türmen hervor.
Nur mehr wenige Meter entfernt, wurden sie bereits von den ersten Menschen begrüßt.
„Ihr verhaltet Euch ganz ruhig und sagt nichts. Ich werde das schon machen“, sagte er, als schien er ihre Angst gespürt zu haben. „Ich bin bei Euch!“
Nun kreuzten sie den Weg von einem Dutzend Menschen, die ihm Glückwünsche, Jubel und Komplimente entgegenriefen. Alle waren ordentlich gekleidet und keiner schien Hunger zu haben. In jedes Gesicht in das Joselyne blickte, kam ihr ein Lächeln entgegen. Wenigstens ging es der Bevölkerung hier bei ihm gut, dachte sie wehmütig an ihre alte Heimat zurück.
Als sie dann in den herrschaftlichen Haupthof einritten, sah Joselyne eine weitere Gruppe Menschen stehen. Dies war nun eindeutig seine Familie und seine engsten Gefolgsleute, die ihnen dort zuwinkten.
Nun erkannte sie weiter hinten auch eine ältere Dame mit grauem Haar. Dies konnte nur seine Mutter sein. Ihr Gesichtsausdruck schien sich bei Joselynes Anblick, immer weiter zu verfinstern und sie legte die Stirn in Falten. Nein, sie war hier wirklich nicht willkommen, dachte sie traurig.
Doch wieder einmal schien ihr Retter ihre Ängste zu spüren, da er sich, als er sie behutsam abgestellt hatte, vor sie drängte und sie so vor den neugierigen Blicken schützte. Nun kam auch die Dame, die sie als de Veres Mutter erkannt hatte, näher und begutachtete die Situation höchst skeptisch. Immer wieder versuchte sie an ihrem Sohn vorbeisehend, einen Blick auf Joselyne zu ergattern. Doch die breiten Schultern waren gnadenlos.
Die schlanke Dame, die für ihr Alter äußerst attraktiv war, legte den Kopf schief und sah ihre Söhne einen nach dem anderen an. Die Augen stachen Joselyne am meisten ins Gesicht. Auch wenn sie sie nur ab und an sah, da sich John so vor sie gedrängt hatte, doch dieses Grau war auf hundert Meter Entfernung und durch eine Rosenhecke hindurch zu erkennen. Dies hatte er also eindeutig von ihr.
„John, Edward“, sagte sie recht kühl für die Begrüßung einer Mutter „ihr wart länger weg als ich dachte!“
Johns Gesicht konnte sie nicht erkennen, aber Edward sah sie und der wirkte auch nicht so, als hätte er seine Mutter schmerzlich vermisst. Er sah eher so aus, als wäre er froh gewesen sie längere Zeit nicht gesehen zu haben.
„Es gab ein paar Zwischenfälle, die uns etwas aufgehalten haben. Ansonsten ist alles in Ordnung und du kannst dich unbesorgt deinen weiteren Verpflichtungen widmen“, antwortete de Vere trocken und schien sie wieder loswerden zu wollen.
Doch besagte Dame hatte alles andere vor, als sich wieder ihren Verpflichtungen zu widmen. Viel interessierter war sie an Joselyens Identität, die sie krampfhaft zu erkennen versuchte. Deshalb versuchte seine Mutter abermals einen Blick auf Joselyne zu erhaschen, als ihr dies ein weiteres Mal nicht gelang, sprang sie geradezu nach rechts, was Joselyne von einer Frau in diesem Alter niemals mehr erwartet hätte. Jetzt konnte sie sie erkennen und Joselyne sah ihr genau in die Augen.
Ja, diese grauen Augen hatte er von ihr.
„Ich verstehe, Zwischenfälle !“ sagte sie abwertend und Joselyne wusste, dass sie damit gemeint war.
Wenn Blicke töten könnten, wäre Joselyne gerade in Flammen aufgegangen, einem Drachen zum Fraß vorgeworfen worden oder hätte einen ätzenden Ausschlag verpasst bekommen, der sie ein Leben lang verstümmelt hätte. Doch Joselyne brauchte gar nicht erst zu sterben um in der Hölle zu landen, erkannte sie erschrocken. Sie hatte die schlimme Befürchtung, dass sie soeben bei Luzifer höchstpersönlich eingetroffen war. Satan in den Kleidern einer Adeligen. Mit den Augen eines Engels.
„Ich möchte jetzt gerne einmal nach Hause kommen, ehe ich mit dir die Vorkommnisse bespreche. Wenn du erlaubst Mutter!“ erklärte ihr John gereizt und suchte den Platz vor ihnen nach jemanden ab. Sogleich kam die scheinbar gesuchte Person auch schon herbeigeeilt und nickte der davonstürmenden Frau hochachtungsvoll zu.
Der Mann der nun vor ihnen zum Stehen kam war mittleren Alters und hatte einen Schnauzer, der an den Seiten angespitzt war. Seine Kleidung, die an der Brust das Wappen der de Veres aufgenäht hatte, war perfekt geglättet und
Weitere Kostenlose Bücher