Für immer Dein
selbst je unter die Augen gekommen ist. Und dabei war es nur ein Kuss gewesen. Ein Kuss. Nichts eigentlich. Doch noch immer wurde ihm heiß, wenn er an dieses Nichts dachte.
Eigentlich war er auch froh gewesen, dass sie vor ihm geflüchtet war, da er nicht wusste, wie er sich weiter verhalten hätte. Sicher, er hätte mit ihr geschlafen. Doch heute würde er es bereuen. Nicht wegen ihm. Wegen ihr. Sie war noch nicht bereit für so etwas Einschneidendes.
Er würde sie verängstigen und zerbrechen.
Denn auch wenn sie so tat, als wäre ihr alles egal und sie solide gebaut sah er, dass sie bei Weitem nicht so stark war wie sie vorgab.
Dieser verfluchte Dampter hatte in den letzten Jahren verdammt gute Arbeit geleistet und sie Stück für Stück für die Männerwelt gebrochen. Und würde er sie nun auch einfach nehmen, wäre er nicht besser als Dampter.
Sie stöhnte. Gerade hatte sie doch tatsächlich gestöhnt. Und sofort regte sich etwas in ihm. Er räusperte sich und versuchte seinen Bruder abzuwarten, um ihm ein Gesprächs ans Bein zu nageln.
Eine weitere Stunde verging, in der sie mehrmals seinen Namen ausgesprochen hatte. Jedes Mal war er sofort hellhörig geworden und hatte sich nach vorne gebeugt um zu sehen, ob sie wach war. Aber sie schlief tief und fest und er stellte mit Freude fest, dass sie anscheinend von ihm träumte.
Also ging es ihr genauso wie ihm. Gleich und Gleich gesellt sich eben gern. Dann hatte er doch nicht jeden Sinn für Frauen verloren.
„Joselyne!“ hörte sie de Vere wie er sich gerade zu ihr beugte und sie küssen wollte. Sie ersehnte seinen Kuss und öffnete bereits ihre Lippen. Wie hatte sie nur schon den ganzen Tag ohne diese Küsse aushalten können?
„Bitte nimm mich. Ich bin bereit dazu! Ich vertraue dir“ hauchte sie ihm ins Ohr.
Ja, er sollte es wissen.
„Joselyne!“ hörte sie die Stimme nun deutlicher. Sie schien nicht von ihm zu kommen und auch de Vere wurde immer verschwommener. Sein Antlitz wurde immer mehr von diesem grauen Nebel eingenommen. Mit aller Kraft versuchte sie ihn festzuhalten, doch sie war einfach nicht stark genug.
Sie rief seinen Namen und wollte erneut nach ihm greifen. Und tatsächlich, da war eine starke feste Brust, die sie umfasste. Er war noch immer da. Doch irgendetwas stimmte nicht, da sie ihn nicht mehr sehen konnte.
Erst als sie wieder in die Realität zurückkam, erkannte sie schlagartig dass sie geträumt hatte. Doch es war kein einfacher und banaler Traum gewesen. Nein, er war schmutzig und erregend zugleich.
„Ich musste Euch leider wecken, da wir beinahe da sind. Doch anscheinend war der Traum sehr erfreulich“, meinte er grinsend.
Noch zu verschlafen um zu antworten, nickte sie.
„Ich schien auch eine wichtige Rolle gespielt zu haben“, er beugte sich an sie heran. „Sagt mit, Joselyne, war ich Euer Ritter, der Euch befreit hat und dem Ihr Euren Körper geschenkt habt?“
Joselyne riss beide Augen auf und sah ihn entsetzt an. Nicht wegen seiner anzüglichen Bemerkung oder wegen der Arroganz die mitschwang. Nein vielmehr entsetzte sie die Tatsache, dass er haargenau wiedergegab, was sie so sehr in Aufregung versetzt hatte.„Habe ich Euch schon einmal gesagt, dass Ihr ein arroganter und selbstgefälliger Mistkerl seid?“ Verteidigung war in dem Fall die beste Entscheidung.
„Ihr sagtet etwas in der Art. Dann darf ich dies als Ja verstehen?“
Sie schnaubte nur und drehte sich wieder ganz zur Seite. Sollte er denken was er wollte.
Gerade durchquerten sie einen kleinen Wald, der ihr die Sicht auf die umliegende Gegend versperrte. Beim besten Willen, sie konnte nirgends eine Burg erkennen.
Doch nur wenige Schritte weiter erschien der Rand des Waldes, an dessen Pforten sie helle Sonnenstrahlen empfingen. Dahinter die ersten Türme der Burg.
Dover Castle war in ganz England bekannt. Es galt als „Das Tor zu England“ und war schon immer ein wichtiger Schlüsselpunkt zwischen England und Frankreich gewesen. Die wildesten Schlachten hatten auf diesem Boden bereits stattgefunden. Auch heute noch begehren die Franzosen diese Burg mehr als jede andere. Als Herr der Burg, hatte de Vere Einfluss und Ansehen im ganzen Königreich. Es war daher nicht verwunderlich, dass er als einer der engsten Vertrauten des Königs galt.
Immer näher kamen sie dem imposanten Gebäude, welches Joselyne den Atem stocken ließ. Sie hatte sich schon ein Bild zurechtgelegt wie sie aussehen könnte, aber mit so etwas hatte sie nicht gerechnet.
Hoch oben thronte
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