Für immer Dein
Welches seine Mutter selbstverständlich bemängelte. Würde ihn doch wundern, wenn sie einmal etwas gut fand.
Er nahm Platz, begrüßte die beiden und sogleich wurde allen auch der erste Gang serviert. Zuerst gab es seinen geliebten Salbeifladen. Als Kind hieß es immer, „das Überraschungspaket“, da es außen braun und krustig war, während es innen herrlich weich nach Salbei und warmen Brot duftete. Dazu wurde ihm eine einfache Gemüsebrühe serviert, die die Köchin aber immer mit ihrer geheimen Zutat verfeinerte.
„Wie gehen die Arbeiten an den Stallungen voran?“ fragte ihn Edward vorsichtig. Der noch immer nicht so recht wusste, wo er nun in der Hierarchie stand.
„Clive meinte, wir könnten die Verspätung wieder einholen, da er ein paar kräftige Burschen aus Alkham angeheuert hat, die ihr Handwerk wirklich beherrschen. Ich hoffe nur, er hält sein Versprechen“, meinte er mehr zu sich selbst, als zu seinem Bruder.
Der Winter würde wieder kommen und mit ihm die Kälte. Hatten sie dann nicht genügend Stellmöglichkeiten für die Tiere, hatte er ein wirkliches Problem.
„Er wird..“ wollte Edward ihn beruhigen, doch Anne fiel ihm ungehindert ins Wort.
„Ich hörte deine Hure ist heute zusammengebrochen. Sie scheint der Aufgabe nicht wirklich gewachsen zu sein. Vielleicht solltest du sie mit den Männern zurück nach Alkham schicken. Dort wird sich jemand finden, der sie unterhält.“ Anne unterstrich ihre völlig unpassende Aussage mit einem fast schon hexenhaften Lachen, während sie die Serviette vor den Mund hielt.
John zerdrückte das Brot, das er noch in Händen hielt, um so den Drang nicht nachgehen zu müssen, der ihm befahl aufzustehen und seine Mutter zu erwürgen.
Da sie noch immer lachte, ließ er ihr Zeit. Doch lange würde er es nicht mehr ertragen können.
„Ich könnte aber auch diese vorlaute Person, die sich meine Mutter schimpft mitschicken. Dies würde sicher niemanden negativ auffallen. Alle würden sich an deinem Verschwinden erfreuen und sich hemmungslos betrinken“, spottete er, nur um zusehen zu dürfen, wie sie schockiert errötete.
Wenn er eines über seine Mutter gelernt hatte, dann das, dass sie mit demselben Ton behandelt gehört, wie sie ihn an den Tag legte. Sie war kein von Grund auf böser Mensch. Im Gegenteil, sie hatte sogar ihre lieben Momente. Auch wenn er diese, seitdem er auf der Welt war, an einer Hand abzählen konnte. Das Wort eigen und forsch traf es am besten.
Darum kümmerte er sich nun ebenso wie sie es tat, um jemand anderen und widmete sich seinem Essen. Welches im Übrigen dabei war, kalt zu werden.
„Ich bin deine Mutter, da hast du recht. Und ich war es, die dich geboren hat, die dir das Leben geschenkt hat. Ich habe mich für euch drei geopfert und dies soll nun der Dank sein?“ fragte sie ihn völlig außer sich und er ahnte, dass sie nun bald zu weinen beginnen würde.
John richtete sich in seinem Stuhl auf und entschied die Suppe doch lieber kalt werden zu lassen, als einen erneuten Streit entfachen zu lassen.
„Und ich weiß es sehr zu schätzen. Doch möchte ich dir sagen, dass du nicht der Einzige Mensch auf Gottes Erden bist. Man muss sich arrangieren. So wie du es mir immer eingebläut hast, wenn ich mich ungerecht behandelt gefühlt habe. Und wir wissen alle. Edward und ich denke auch Adam, möge er in Frieden ruhen, wird mein Zeuge sein, dass du uns alle Liebe entgegengebracht hast, die du hast aufbringen können.“ Und dies war nicht einmal gelogen.
Es war zwar nicht viel Liebe geflossen, doch sie hatte ihr Bestes gegeben. Jedoch war sein Versuch haargenau richtig gewesen – sie war wieder beschwichtigt und lächelte ihm lieblich entgegen.
„Danke mein Sohn. Und möge Adam auch nicht mehr bei uns sein. Wie auch dein Vater“, sie griff sich traurig an die Brust und wischte sich dann die erste Träne fort. „So sind wir doch eine Familie. Wir sollten uns ehren und für uns da sein. Wie es Gott vorgesehen hat.“
„Dann erweise mir den Gefallen, Mutter und halte dich Joselyne gegenüber etwas zurück. Denn sie hat nicht nur ihren Mann, sondern auch ihr Zuhause verloren und ich möchte nicht, dass dies nun ein weiteres Mal geschieht.“
Anne schien fürs Erste zufriedengestellt, jedoch eine Antwort, ob sie der Bitte nun nachgehen würde, gab sie ihm nicht. Stattdessen legte sie ihr Besteck zur Seite und wartete geduldig auf den nächsten Gang.
Wie schon bei ihrem ersten Brief an Robert, hatte sich auch diesmal Winfridia
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