Für immer Dein
Thomas´ andere Wertgegenstände überbringen würde. Vielleicht wollte er, dass du sie bekommst.“
Joselyne versuchte sich aufzusetzen, was ihr im ersten Moment misslang.
„Und der Brief. Von wem ist er?“
John griff nach ihrer Schulter und schob gleichzeitig ein Kissen unter ihren Rücken. „Ich weiß es nicht“, log er zu ihrem Wohlwollen. Natürlich wusste er von wem der Brief war. Er hatte ihn, als er ihn von dem Reiter bekommen hatte, kurz in Augenschein genommen. Auf der Vorderseite war ihr Name geschrieben.
Doch er musste sie anlügen. Ihr zu sagen, dass er wusste, dass ihr Mann sie darin beschimpfen würde, schaffte er im Moment einfach nicht. Deshalb entschied er sich für die feige Variante – er hielt sich raus.
„Was soll ich mit dem Ring anstellen?“ fragte er sie leise.
„Lass ihn einschmelzen. Ich will ihn auf jeden Fall nicht haben. Und schon gar nicht in meiner Nähe“, meinte sie achselzuckend.
Er ballte eine Faust rund um den Ring und gab ihr gleichzeitig wehmütig den Brief. Sie nahm ihn entgegen und sah ihn ängstlich an. Nun bemerkte auch Joselyne ihren Namen auf der Vorderseite und schien zu ahnen von wem er war.
Als sie zu ihm aufsah, entdeckte er Tränen in ihren Augen schimmern. Unwillkürlich ballte er seine Faust noch mehr. Was den Ring immer mehr in sein Fleisch trieb.
„Ich werde dich mit dem Brief alleine lassen. Es ist jemand vor der Tür, wenn du Hilfe benötigst.“ sagte er, stand auf und stritt auf die geschlossene Tür zu.
Doch er kam nicht weit, da er hinter sich, ihre noch immer etwas zittrig wirkende Stimme vernahm. Als er sich zu ihr umdrehte, waren die Tränen offensichtlich. Eine einzige rann ihr bereits über die Nasenspitze und drohte jeden Moment zu fallen. Wie auch er. Sofort spannte er jeden Muskel an. Reiner Schutzmechanismus, redete er sich ein. Doch viel mehr musste er kämpfen, um nicht wieder zu ihr zurückzulaufen.
„Möchtest du, dass ich gehe, John? Willst du, dass ich dich wieder in Ruhe dein Leben leben lasse?“
Im ersten Moment wollte er schreien und sie anflehen an so etwas gar nicht erst zu denken. Doch er musste seine Haltung bewahren. Doch vor allem seine Männlichkeit. Er hielt selbst wenig von verweichlichten Mannsbildern, die seinem Geschlecht nicht gerade guttaten. Doch selbst einer zu werden, ging über sein Verständnis weit hinaus.
Deshalb setzte er die gelassenste Miene, die er aufbringen konnte auf. „Ich schwor für dich zu sorgen und das werde ich. Natürlich würde ich dich nicht hindern wenn du gehen willst, doch von mir wirst du nie ein Wort darüber vernehmen, dass ich deine Abreise wünsche. Und nun ruhe dich aus.“
Somit ging er aus dem Zimmer und war noch immer überrascht, wie gelassen er geklungen hatte. Er konnte nun nur mehr hoffen, dass Joselyne keine außerordentlich gute Menschenkenntnis hatte.
Zuerst hatte sie geglaubt, er würde es wirklich bedauern, dass sie ihn so etwas fragte. Doch als er die Sache dann abtat, als er wäre es nichts weiter, als eine banale Frage über das heutige Wetter, hatte sie ihre erste Meinung wieder revidiert.
Doch dass sie überhaupt den Mut aufgebracht hatte ihn zu fragen, schob sie der Ohnmacht zu, die sie wie eine Sturmflut ereilt hatte und ihr anschließend die Beine wegriss.
Den Brief fest umschlossen lag sie nun da und überlegte, ob sie ihn nicht doch lieber wegwerfen sollte. Sie ahnte dass er von Thomas war und vor allem, dass er nichts Gutes enthielt.
Thomas musste irgendwie von ihrer Rettung erfahren haben. Und da sie ihren Mann, oder besser gesagt, Verflossenen, gut kannte, wusste sie, dass er sie verbal zerfleischen würde. Kein einzig gutes Haar würde er ihr lassen. So wie er auch an John jede Faser mit dem Messer durchtrennen würde.
Der Brief wanderte gerade in die nächste Hand, da fiel ihr aus den Augenwinkel heraus auf, dass sich die Tür wieder geöffnet hatte. Nicht ahnend welches Unheil auf sie zukam, drehte sie den Kopf in die Richtung, aus der die Bewegung gekommen war. Erschrocken verharrte Joselyne und hoffte so nicht bemerkt zu werden. Doch die Frau, die nun kam, schien eigens wegen ihr gekommen zu sein, da sie geradewegs auf sie zusteuerte.
Joselyne ließ den Brief schutzsuchend unter die Decke gleiten und zog selbige bis zur Nasenspitze hoch.
Anne de Vere nahm auf den Stuhl, auf dem gerade noch ihr Sohn gesessen hatte, Platz und sah sie einen Moment fast schon sanft an. Jedoch nur einen Augenblick später, verschleierten sich diese grauen Augen
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