Für immer Dein
versuchte sie ihn durch den Nebel aus Wut zu erreichen, doch er hörte nicht.
„Geh´ Mutter“, forderte seine verblüfft dreinblickende Mutter auf.
„John“, rief ihn Joselyne erneut. „Lass es.“
„Einen feuchten Dreck werde ich tun“, fauchte er nun auch Joselyne an, was ihm bereits im nächsten Moment leidtat. „Scherr´ dich zum Teufel und sieh wo du bleibst“, fauchte er seiner Mutter nach, die dabei war aufzustehen.
Doch nicht nur Anne stand auf, sondern auch Joselyne. „Wenn du so mit uns spricht. Wir alle, die sich um dich sorgen, werde auch ich gehen. Wir sind alle aufgebracht. Du am meisten. Doch uns Beschimpfungen an den Kopf zu werfen, bringt rein gar nichts.“
„Joselyne“, meinte er dann wie in einem bösen Traum, aus dem man schnell wieder erwachen wollte.
„Du weist wie es um das Herz deiner Mutter steht. Was der Arzt gesagt hat. Und du spielst mir ihrer Gesundheit, als wäre es dir egal. Ich kann mich schon selbst verteidigen falls ich das Gefühl habe, ich muss dies tun.“
Joselyne und Anne, die sich nun scheinbar gegen ihn verbündet hatten, traten gemeinsam den Gang zur Tür an, doch er war schneller, stand auf und versperrte ihnen den Weg.
„Keiner wird gehen!“ befahl er ganz in der Herrscher Stimme, die er stets geübt hatte. „Weder du, noch du“, sagte und zeigte auf jede der Frauen. „Es tut mir Leid“, sagte er dann wehleidig.
„Hör auf dich ständig zu entschuldigen“, neckte ihn Joselyne und nahm wieder Platz.
Die Stimmung war wieder gerettet, dank Joselyne. Hätte sie nicht so schnell und vernünftig gehandelt und wäre seine Mutter gegangen, wären sie im Streit auseinander gegangen. So fand er wenigstens Gefallen am Essen.
Ehe sie sich versah, war der Abend zu Ende. Anne, die nach Joselynes mutiger Verteidigung immer mehr Gefallen an ihr fand, war nicht einmal ein so schlechter Tischnachbar, wie es Joselyne befürchtet hatte. Die Neuigkeit, die Joselyne so sehr schmerzte, war fast vergessen und man versuchte die noch verbliebene Zeit einfach zu genießen.
Als erstes war Julius aufgestanden und Edward hatte ebenfalls die Chance genutzt, sich zu verabschieden. Auch Anne wollte zu Bett und so waren nur noch John und sie übrig.
Er sah sie an. Nicht im herkömmlichen Sinne, sondern er sah sie an, wie er sie immer ansah, wenn sie scheinbar dasselbe wollten und dachten. Wieder dieses Lodern in seinen grauen Augen. Wieder dieser beschleunigte Herzschlag in ihrer Brust.
Dann kam er zu ihr, zog sie auf die Beine und küsste sie einfach.
Seine starken Arme hatte er um sie gelegt und er schien mit dem Feuer konkurrieren zu wollen. Die Wärme durchströmte sie und sie zog ihn immer mehr zu sich. Doch dann löste er sich von ihr und sah ebenso schlaftrunken wie sie an.
„Ich darf doch annehmen, dass du von nun an jede Sekunde mit mir verbringen willst?“ fragte er und strich ihr über die Wange.
Sie kicherte. „Wie immer – eingebildet und selbstsicher. Wie viele Sekunden werden es denn noch sein, ehe wir uns trennen müssen?“
Er sah ernst aus. Das Strahlen verschwand in dem Moment, indem sie ihm die Frage gestellt hatte. „Eine Woche. Ich bin zu müde mir die Sekunden auszurechnen.“
„Eine Woche!“
Das war Nichts. Viel zu wenig um es genießen zu können.
„Ich liebe dich“, sprudelte es aus ihr heraus, als er sie am Arm nahm und mit ihr losgehen wollte. Doch die Worte ließen ihn innehalten. Zuerst noch auf die Tür blickend, sah er dann sie an.
„Was hast du gesagt?“ fragte er mit einer völlig fremden Stimme und sein Kiefer begann zu mahlen.
„John, wirklich. Ich will nur dass du weißt, dass ich dich liebe. Vielleicht mehr als mir lieb ist.“
„Joselyne“, meint er dann fast traurig. „Es ist weder Zeit, sich zu verabschieden und so zu tun, als würde ich nicht mehr wiederkommen. Noch solltest du mich lieben. Ich kann dir nur wehtun. Auch wenn ich es nicht will, doch mir bleibt keine andere Wahl. Wie soll ich dir je..“
„John“, unterbrach sie ihn, „ich will keine Erklärung oder dass du es als Abschied aufnimmst. Keine Erwiderung, wenn es keine gibt. Ich will nur dass du es weißt. Dass ich es endlich einmal laut ausgesprochen habe.“
Dann war es sie, die den verblüfften und scheinbar zu Stein verwandelten John nach oben zerrte. Direkt in sein Schlafzimmer, wo sie ihm so leidenschaftlich um den Hals fiel, als wäre es schon ihre letzte Nacht.
19
Die Woche, die ihnen noch
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