Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
herumschnüffeln konnte. Sie hatte drei ganze Wochen Zeit, bevor wir das spitzgekriegt haben. Auf diese Art ist sie auf diese ekelhaften Verleumdungen gestoßen.«
Guy verteidigte seine Cousine umgehend: »Bud hat nur versucht, Grans Andenken zu wahren.«
Robert schnaubte verächtlich.
»Beruhige dich, Dad«, vermittelte Miranda. Er zwang sich zu einem Lächeln, wollte seine Tochter in ihrem Zustand nicht aufregen.
»Schließt sie das aus Informationen, die sie in Gran’s Kalendern oder Notizbüchern gefunden hat?«, wollte Bud sachlich wissen.
»Unter anderem«, gab Robert zu.
»Das beweist nichts. Könnte Stoff für einen Roman gewesen sein«, protestierte sie. »Herrgott, Gran war Schriftstellerin!«
»Da hat sie recht«, pflichtete Margaret bei und dachte an die Art und Weise, wie die Mutter in dem Buch, das sie gelesen hatte, mit der Wahrheit umgegangen war.
»Aber in den Sechzigerjahren waren Mummy und Daddy nie getrennt!«, warf Sarah triumphierend ein. »Es kann also gar nichts passiert sein.«
Das hatte Robert auch gedacht. Aber er hatte sich geirrt.
Offenbar war Jenny Granger auf ihren Streifzügen durch das Haus auf die jahrzehntealten Reisepässe der Eltern gestoßen, und hatte sie gründlich abgeglichen.
Für Robert waren Pässe noch intimer als Tagebücher, aufregender, als Romane es je sein konnten. Man musste nur einen Blick auf die gestempelten Seiten werfen, und Erinnerungen wurden wach – Erinnerungen an herrliche Landschaften, köstliches Essen und das seltsame Gefühl der Freiheit, das einen stets in fremden Ländern überkam. Er war aufrichtig traurig gewesen, als die alten, schönen britischen Pässe durch die roten der Europäischen Union ersetzt worden waren. Er konnte verstehen, dass seine Mutter die alten Pässe nicht weggeworfen hatte.
Jenny hatte ein Notizbuch aus ihrer Handtasche genommen und aufgeschlagen. »Ich habe festgestellt, dass Ihre Mutter im Sommer 1968 eine Woche ohne Ihren Vater verreist war. Haben Sie eine Idee, warum sie allein nach Osteuropa gereist ist?«
»Nicht die geringste.« Er verzog keine Miene, während er fieberhaft nachdachte. 1968 war sein letztes Jahr in Sandhurst gewesen, und sein Vater, seit einiger Zeit pensioniert, lebte zufrieden mit der Mutter in Surrey.
»Ich bin überzeugt, dass sie damals etwas erlebt hat, das tiefgreifende Konsequenzen hatte«, behauptete Jenny Granger. Sie schien kurz zu zögern, bevor sie die Bombe zündete. »Alle Anzeichen sprechen für eine Liebesaffäre.«
»Ich erinnere mich!«, sagte Margaret unvermittelt. »Bet ist eingezogen, um Daddy und mich zu versorgen. Er hat sich wie verrückt nach Mummy gesehnt. Aber das ist eine Art Studienreise gewesen! Sie ist mit drei oder vier anderen Autorinnen von Liebesromanen gereist. Die eine hatte einen komischen Namen. Sie müssen die ganze Zeit über zusammen gewesen sein.«
»Na also!« Robert wirkte erleichtert.
»Ich wusste, es ist lächerlich«, sagte Sarah. »Und überhaupt, was kann schon in einer Woche passieren?«
»Lächerlich!«, wiederholte Robert, warf jedoch sofort wieder einen ängstlichen Blick auf seine Schwestern und hoffte, sie kämen nicht auf dieselbe schockierende Idee wie er gerade.
»Der Hauptgrund, weshalb ich glaube, dass in jener Woche etwas mit ihr geschehen sein muss«, informierte Jenny Granger ihn in ihrer besserwisserischen, arroganten Art, die ihn so wütend machte, »ist die Tatsache, dass sich ihr Schreibstil komplett geändert hat.«
Was absolut nichts bewies, hatte er verächtlich gedacht.
»Und das hat mich hellhörig gemacht. Zu Beginn der Siebzigerjahre hatte sie aufgehört« – Jenny Granger malte Anführungszeichen in die Luft – »Schmonzetten zu schreiben und begonnen, sich mit Menschen aus dem wahren Leben zu beschäftigen.«
Robert zog eine Grimasse. Wie sollten erfundene Figuren aus dem richtigen Leben sein?
»Sie schrieb Familiengeschichten.« Jenny Granger schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. »Eigentlich sind Sie in einer besseren Position als ich. Sie müssten wissen, ob sie auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen hat. Kommt einem so vor, als bemühe sie sich um Authentizität und beschreibe Redeweise und Verhalten der Menschen aus dem richtigen Leben.«
»Wenn meine Mutter über Menschen im richtigen Leben geschrieben hat«, entgegnete Robert mit ablehnender Miene, »dann, weil sie jäh auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. Mein Vater hat kurz nach ihrer Rückkehr einen schweren
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