Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Wendung. »Ah!« Die Sekunden vergingen. Sie spürte sein Zögern, sein stummes Abwägen. Dann sagte er beinahe nachsichtig: »Ich weiß, was dich umtreibt! Es ist diese Milly, stimmt’s?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er leicht stammelnd vor Verlegenheit fort: »Ich weiß, welchen Eindruck du gehabt haben musst. Aber glaub mir, da ist nichts gewesen – Hand aufs Herz. Ich hätte dich niemals betrogen. Das musst du doch wissen!« Er hielt einen Moment inne und versuchte, sich so deutlich wie möglich auszudrücken: »Leider hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, dass ich sie liebe. Und als ich ihr gesagt habe, das sei absurd, ist das verdammte Mädchen wie eine Wildkatze auf mich losgegangen.«
»Die Kratzwunden«, flüsterte Celia. Sie fühlte, dass er die Wahrheit sagte. Nur welchen Unterschied machte das? Sie war erniedrigt worden. So oder so. Zweifellos war ihm tief in Afrika die Macht seiner Stellung zu Kopf gestiegen. Sie erinnerte sich gut, wie heftig er geflirtet hatte: Wie er die Herausforderung der attraktiven jungen Frau angenommen hatte; wie er auf sie eingegangen war und damit sichergestellt hatte, dass sie da sein würde, falls er auf das versteckte Angebot zurückkommen wollte; schließlich die genüssliche Befriedigung seines Egos – und alles, ohne den ehelichen Treueschwur gebrochen zu haben. Angesichts des Skandals allerdings, den die Geschichte auslöste, hätte er ebenso gut mit ihr schlafen können. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass Milly der Grund gewesen war, weshalb sie Afrika so überstürzt verlassen mussten. Aber auch darüber hatte er nie ein Wort verloren.
Seine Lippen zuckten verächtlich. »Drunten in Afrika haben die Klatschmäuler es weidlich ausgeschlachtet. Hat mir sehr geschadet. Aber so was passiert in der Armee.« Er seufzte. Ein unschuldiger Mann, der gezwungen war, seinen Abschied zu nehmen, weil angesichts all der Verleumdungen und Gerüchte die Wahrheit irrelevant geworden war. Und seine Haltung und Miene gaben ihr zu verstehen, dass er darüber nicht habe sprechen können. Frederick stand auf und ging mit gesenktem Kopf erneut im Zimmer auf und ab.
Im Halbdunkeln konnte sie kaum sein Gesicht erkennen, spürte jedoch seine Ungeduld, die Selbstbezichtigungen und Geständnisse zu beenden. Seiner Ansicht nach hatten sie jetzt die Fronten geklärt, sollten einen Strich unter die Vergangenheit ziehen und zur Normalität zurückkehren. Hatte er ihr nicht offenbart, wie sehr er sie brauchte und verehrte? Sie führten eine gute Ehe. Alle dachten das.
»Ich glaube dir«, erklärte Celia. »Aber die Wahrheit ist, hättest du eine Affäre mit Milly gehabt, hätte ich das eher ertragen als die Sache mit Katharine.«
Frederick blieb abrupt stehen, so als habe Katharine ihre kalte Hand erneut nach ihm ausgestreckt, und die über die Jahre unterdrückte Frustration und Verzweiflung brachen aus ihr heraus.
»Katharine!«, rief sie. »Immer wieder Katharine! Hast du eine Ahnung, was es bedeutet, sich immer an zweiter Stelle zu fühlen? Das hat unsere Ehe zerstört!«
Sie hörte seinen tiefen Seufzer. Ich wünschte, ich könnte jetzt das Haus verlassen, nach London fahren, das erste Flugzeug zurück zu Alexej nehmen, die Treppen hinauflaufen, das Glück auf seinem Gesicht sehen, in seine Arme sinken . Und bei diesen Gedanken wurde ihr bewusst, dass sie einen Entschluss gefasst hatte. Das wahre Glück hatte sich ihr geboten, und sie begriff, dass sie ein Recht hatte, es sich zu nehmen.
Natürlich würde man sie für verrückt halten. Verrückt, weil sie ihren angesehenen, attraktiven Mann und ihren beneidenswerten Lebensstil aufgab. Verrückt, weil sie sich ihren Kindern entfremdete. Verrückt, weil sie einen Skandal verursachte. Und wozu? Für ein unsicheres Leben mit einem verarmten Fremden, der ihr nichts bieten konnte außer seiner Person. Die Auflösung der Ehe würde unerfreulich und schmerzhaft werden, aber schließlich hatte sie eigenes Geld. Das konnte vieles erleichtern. Es war möglich.
Erriet Frederick ihren Entschluss sowie die damit verbundene Erleichterung? Später gelangte sie zu der Einsicht, dass dies der Fall gewesen sein musste, denn von dem Augenblick an änderte sich alles.
»Ich wollte es eigentlich nicht, aber jetzt ist mir klar, dass ich dir die Wahrheit über Katharine sagen muss«, entschied er unvermittelt.
Er erhob sich, knipste eine Lampe an, und der vertraute Raum erstrahlte in hellem Licht – die beiden Sessel zu beiden Seiten des
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