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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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Allerdings aus einem anderen Grund als ihre Mutter, die immer wieder verzweifelt wiederholte: »Wie konntest du nur?«
    Nie hätte sie der gefühlskalten, verbitterten Margaret eine unglückliche Liebesaffäre zugetraut. Es machte sie in Buds Augen wesentlich sympathischer. Natürlich hätte sie Charles nie heiraten dürfen, und sie konnte nichts dafür, dass sie ihn nicht liebte. Aber Bud war der Meinung, dass sehr viel Mut dazu gehörte, sich wie Margaret zu verhalten.
    Dann vergaß sie die Tante. Durch das offene Fenster des Arbeitszimmers stieg ihr der scharfe Geruch von Holzfeuer in die Nase, der die gute Landluft verpestete. Bis zu diesem Augenblick hatte sie irgendwie gehofft, die Männer würden ihre Drohung nicht wirklich wahr machen. Dann hörte sie, wie Guy laut über eine Bemerkung des Vaters lachte, und bildete sich ein, sogar das Knacken und Knistern brennender Zweige zu hören. Was sollte sie tun? Selbst wenn sie die Papiere in aller Eile ins Arbeitszimmer verfrachtete, verstecken konnte sie sie nirgends. Außerdem hörte sie in diesem Moment Guy die Treppe heraufpoltern, um die gefüllten Plastiksäcke zu holen, deren Inhalt für das Feuer bestimmt war.
    »Guy«, begann sie froh, ihn allein zu treffen.
    »Lass es«, sagte er mit angespannter Miene. Er sah sich im Arbeitszimmer um, als denke er gar nicht an die Großmutter, sondern versuche nur abzuschätzen, wie lange es dauern würde, die auf dem Fußboden herumliegenden Papiere, die Notizbücher auf dem Schreibtisch und die Schachteln mit Krimskrams einzusammeln. »Ist mir unverständlich, wie jemand in diesem Chaos arbeiten konnte«, sagte er leicht angewidert.
    »Guy. Wir können das noch verhindern. Bitte!«
    »Du hast vielleicht Nerven, Bud«, entgegnete er, und sie wusste sofort, dass er darauf anspielte, wie sie mit seinem Vater gesprochen hatte.
    »Es tut mir leid. Ich wollte ihn nicht kränken. Aber niemand scheint mich zu verstehen.«
    »Doch, das tun sie«, widersprach Guy halsstarrig wie sein Vater.
    »Wäre sie nicht gewesen«, erklärte Bud leidenschaftlich, »wären wir eine schrecklich normale Familie!«
    Es dauerte einen Moment, bevor er antwortete. Es war beinahe so, als begreife er nicht, dass sie das Offensichtliche nicht verstand. »Was ist an einer normalen Familie denn so schrecklich?«
    Das Feuer loderte immer höher, je mehr staubiges, altes Papier in großen Bündeln in die Flammen geworfen wurde, und schickte Fontänen roter Funken in die Luft. Allmählich verbreitete es rauchige Hitze, die in ihren Augen brannte.
    »Wie viel haben wir noch?«, fragte Robert Guy, nachdem sie zwölf Säcke geleert hatten.
    »Noch ’ne ganze Menge.«
    »Bring das Zeug runter.« Plötzlich bemerkte Robert verblüfft, dass ein Foto in die Flammen schwebte. »He!«, rief er. Und für einen Moment glaubte er, die Gesichter seiner Schwestern und sein Konterfei und den Stempel »Abzug« erkannt zu haben. Dann rollte sich das Bild zusammen, wurde schwarz und zerfiel zu Asche. Sie hätten an Fotos denken müssen. Wenn Bud nicht diese Szene gemacht hätte, wäre das auch geschehen, dachte er, denn er brauchte wie immer einen Sündenbock.
    Während Aschepartikel über die Wiese wehten, wo er einst mit seinen Schwestern gespielt hatte, kamen traurige Erinnerungen zurück: Das erste Mal, als er seine Eltern nach dem Gehirnschlag des Vaters besucht hatte. Die Stimmung der Mutter war gedämpft gewesen, und sie benahm sich beinahe so, als sei es ihre Schuld (was absurd war); schon damals hatte er angenommen, sie würde ihre schriftstellerische Tätigkeit aufgeben. Sein Vater brauchte ständige Betreuung. Kaum glaubte er, nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Umgebung zu genießen, drückte er vehement die Klingel an seinem Rollstuhl. Mit der Krankheit veränderte sich seine Persönlichkeit. Er wurde rücksichtslos, und der schrille Klingelton war von da an in Parr’s allgegenwärtig. Aber Celia verlor nie die Beherrschung, klagte nicht. Erst den Zeitungsartikeln nach ihrem Tod hatte Robert entnommen, dass sie in dieser Zeit zu einer ernsthaften Schriftstellerin geworden war. Sie hatte keine simplen Liebesromane mehr geschrieben, sondern sich auf Menschen aus dem wirklichen Leben, auf Familien und deren Probleme konzentriert. Er wusste die Anstrengung zu schätzen, die das gekostet haben musste, und bewunderte sie dafür. Er war stolz auf seine Mutter, auch wenn er noch kein einziges ihrer Bücher gelesen hatte.
    Falls in jener Woche Ende der 1960er

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