Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Zarte, lilafarbene Blüten, die bald wieder verwelkten. Auch die Brombeeren und Schlehen hatten in jenem Jahr üppig Früchte getragen. Drei Tage, bevor sie friedlich im Schlaf gestorben war, war sie mit ihrem alten Strohhut auf dem Kopf zur Wiese hinuntergewandert, hatte Früchte gepflückt und, zum Entsetzen der Familie, sich darangemacht, Marmelade zu kochen. Robert hatte sie heftig geschimpft, was ihn später noch lange verfolgen sollte. Aber dieses Jahr würden die Früchte ins Gras fallen und verrotten.
Während er zusah, wie Guy die letzten Säcke durch das hohe, struppige Gras schleppte, fragte er sich, ob die neuen Besitzer wohl einen Tennisplatz daraus machen oder den Antrag auf den Bau eines Swimmingpools stellen würden. Er beschloss, sich nicht weiter darum zu kümmern. Sobald Parr’s verkauft war, würde er Haus und Garten nur in seinen Träumen besuchen oder seinen noch ungeborenen Enkeln davon erzählen. Siehst du , sagte er sich. Es war falsch, dass er keine Phantasie hatte – oder nur sein Fehler, dass es die Mutter nie bemerkt hatte.
Zumindest die Bücher blieben verschont. Es war erstaunlich, wie viele Ausgaben es waren – gebundene Bücher, Taschenbücher, große bebilderte Ausgaben und Übersetzungen. Guy war derjenige gewesen, der die hohen Türme auf dem Fußboden entdeckt hatte, nachdem ihm die besondere Gunst zuteilgeworden war, das Arbeitszimmer betreten zu dürfen, um den Computer zu installieren. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, hatte er Material besorgt und stabile Regale dafür gebaut und aufgestellt.
Noch immer sehr aufgewühlt, flüsterte Bud leise vor sich hin: »Ich bin froh, dass ich nicht wie sie bin.« Als wolle sie das auch beweisen, griff sie wahllos nach einem Buch – es war einer der späten Titel, der unter Celias richtigem Namen erschienen war. Zu ihrer Überraschung öffnete es sich an einer bestimmten Stelle wie von selbst.
Zwischen den Seiten verborgen lag ein Schwarz-Weiß-Foto. Nach dem ersten Schreck starrte Bud eingehend darauf. Dann drehte sie es um, um zu sehen, ob auf der Rückseite eine Erklärung zu finden war.
Robert warf eines der letzten Papierbündel ins Feuer, als sein Handy klingelte. Es war Mel. Bei Miranda hatten tatsächlich die Wehen eingesetzt, und sie waren sicher in der Klinik angekommen. Alles sei unter Kontrolle, versicherte sie ihm. Aber sie müssten sich auf eine lange Wartezeit einrichten. Das wiederholte sie mehrfach ruhig, obwohl sie ahnen musste, dass er bereits mit den Autoschlüsseln klapperte und den Augenblick herbeisehnte, da er mit durchgedrücktem Gaspedal nach London zurückfahren konnte.
Guy hielt ihn zurück. Falls er unbedingt darauf bestehe, wollte er ihn nach London bringen. Es rührte Robert zutiefst, dass sein Sohn so besorgt um ihn war – selbst auf Kosten seiner Beziehung zu Bud. Allerdings war Robert überzeugt, dass sie bald wieder die besten Freunde sein würden und dass Bud verstehen würde, dass er nur die Familie schützen wollte – in der Vergangenheit wie in der Zukunft. Eben ganz wie der gute Sohn, der er war.
Bud war fassungslos. Sie konnte nicht begreifen, wie man ein solches Foto machen konnte. Es verstieß gegen jede Regel des Anstands. Vielleicht hatte ihre Großmutter, gleichermaßen verärgert und angewidert, es in das erstbeste Buch gesteckt und es dann vergessen. Aber Bud wusste, dass dem nicht so sein konnte. Das Buch war zu augenfällig an dieser Stelle aufgeklappt. Aus irgendeinem Grund war das schreckliche Foto ihrer Großmutter wichtig gewesen. Das Versteck bewies es. Sie hatte gewusst, dass es der letzte Ort war, wo ihre Kinder je suchen würden.
Tja, dachte Bud, unglücklich angesichts der verbrannten Briefe im Feuer. Jetzt würden sie nie erfahren, ob sie auf die seltsame Mitteilung auf der Rückseite je geantwortet hatte.
Die beiden Frauen stiegen vom Dachboden herunter, unterhielten sich leise über Miranda und durchlebten noch einmal die Geburten ihrer eigenen Kinder. Margaret schien sich erholt zu haben, doch über Theo und Evie zu sprechen hob immer ihre Laune.
»Das sind die einzigen Schmerzen, die zu ertragen es wert sind«, verkündete sie.
»Ich hab’s eigentlich genossen«, erklärte Sarah (die den Kaiserschnitt in letzter Minute und die entzündete Narbe nach Buds Geburt vergessen zu haben schien).
»Ich habe nicht das Gegenteil behauptet!«
Als sie den unteren Treppenabsatz erreicht hatten, dauerte der Wettstreit noch immer an, und Bud hatte sich allmählich die
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