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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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Ich hab auch vergessen, wie sie heißen.«
    »Oh«, murmelte Steve und hielt inne, während er Frederick mit einem Löffel fütterte. »Ihr meint vermutlich Brombeeren.«
    Und in diesem Moment geschah es. Mit einem lauten Schlag kippte Frederick vornüber auf seinen Teller, und der Brei aus Hühnchen, Kartoffeln und Lauch spritzte in alle Richtungen. Steve zog ihn umgehend hoch, doch als er die schlaffen Gesichtszüge sah, schüttelte er nur den Kopf.
    »Ist er …?«, begann Celia, biss sich auf die Lippe, und er nickte.
    Dann erinnerten sich beide an Bud. Steve nahm sie bei den Schultern und schob sie sanft aus dem Zimmer – allerdings erst, nachdem sie den Gesichtsausdruck der Großmutter gesehen hatte.
    Allein und völlig verängstigt rief sie umgehend ihre Eltern an. »Großvater ist von uns gegangen«, hatte sie erklärt, denn trotz der Spöttelei über Steve war ihr seine Diktion mit einem Mal sehr beruhigend erschienen. Und in derselben Manier fügte sie hinzu: »Er ist jetzt an einem besseren Ort.« Es war ihre Art der Erklärung für die schockierende Erleichterung im Gesicht der Großmutter.
    Später, als Celia sie ins Bett brachte, hatte Bud eine Eingebung. »Die Sternschnuppe hat uns gewarnt, stimmt’s?«
    »Sehr richtig!«, stimmte Celia ihr zu und gab ihr das Gefühl, etwas sehr Schlaues gesagt zu haben. »Weißt du, was ich glaube, Liebes?«, fuhr sie fort. »Ich erinnere mich an Großvater, wie er früher gewesen ist. Die Leute nannten ihn den schönsten Mann Englands, und er war ein großartiger Soldat. Mutig und stark. Weißt du noch, wie ich dir erzählt habe, dass wir vom Schnee wochenlang eingeschlossen waren, als Onkel Robert noch ein Baby war, und Großvater auf die Jagd ging, damit wir etwas zu essen hatten? Jetzt ist er wieder jung und bei seinen Eltern und« – sie zögerte – »und bei allen, die er je geliebt hat und die gestorben sind. Und jetzt kann er mit ihnen reden, soviel er möchte, und laufen und springen und Golf spielen. Der liebe Großvater. So traurig es für uns ist, für ihn müssen wir nicht traurig sein.«
    »Der liebe Großvater«, wiederholte Bud ein wenig erstaunt darüber, dass es Golfkurse im Himmel geben sollte. Der Tod hatte sie erschreckt. Aber ihre Großmutter hatte alles wieder gerichtet – wie immer.
    Am nächsten Morgen erschien Celia angemessen in sich gekehrt, doch beherrscht. Der Arzt hatte den Totenschein ausgestellt. Das Beerdigungsunternehmen war ebenso benachrichtigt worden wie der Pfarrer. Wenn die Familie eingetroffen war, wollten sie den Text für eine entsprechende Anzeige aufsetzen, die in der Times erscheinen sollte, sobald ein Termin für die Beerdigung feststand. Und sie mussten sämtliche Adressen durchgehen und Freunde und Verwandte anrufen. Steve hatte das Haus bereits in seinem kleinen, blauen Fiat in Richtung seines nächsten Jobs verlassen. Gegen Wochenende würde die Sozialstation Rollstuhl und Krankenhausbett abholen und die Rampen abbauen, damit das Haus wieder das alte, fast vergessene Aussehen zurückgewann.
    Und dann kam der Postbote, und Oscar (der friedlich vor dem warmen Küchenherd gedöst hatte) veranstaltete die übliche Show, in der er den bissigen Rottweiler gab. Bud nannte ihn einen »dummen Hund«, in derselben liebevollen, resignierenden Art, wie es die Großmutter sonst tat, während sie die Briefe von der Fußmatte auflas. Denn normalerweise war Celia diejenige, die die Post entgegennahm. An jenem Tag waren drei Sendungen gekommen: eine Postkarte, ein Gartenkatalog und ein großer weißer dünner Umschlag mit verschnörkelter Handschrift und eigenartigen Briefmarken. Als Bud sie in die Küche trug, schrieb die Großmutter gerade eine Einkaufsliste für die kommenden Tage.
    »Ich dachte, ich mache für heute Abend ein großes Blech Lasagne«, sagte sie. »Und möchtest du ›Trifle‹, mein Herzchen?«
    »Kann ich die Briefmarken haben?«, fragte Bud.
    Ihre Großmutter sah auf, ihr Blick plötzlich wachsam – so als habe man sie bei etwas Unerlaubtem ertappt, dachte Bud. Dann schien sie sich zu entspannen und zeigte ihr zauberhaftes Lächeln. »Aber natürlich!«, erwiderte sie.
    Bud reichte ihr den Umschlag. Sie betrachtete ihn eine Weile. »Entschuldige mich kurz, Schätzchen«, sagte sie und nahm ihn mit hinauf in ihr Arbeitszimmer.
    Als sie wieder herunterkam, sah sie aus wie eine alte Frau. Sie stützte sich schwer auf den Handlauf des Treppengeländers, das Gesicht aschfahl, und brachte kein Wort heraus. Noch

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