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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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waren wir halb verhungert. Ständig hat man uns gedroht, kein Sterbenswort darüber zu verraten, was wir im Dienst taten. Dabei waren wir nur Kinder! Ich weiß, es war grausam. Ich weiß, wir können froh sein, dass wir leben. Aber …« Selbst Bet, die sonst so mutig gewesen war, konnte es nicht aussprechen. Würde das Leben je wieder schön sein?
    Celia beobachtete ein Pärchen auf einer Bank, das sich leidenschaftlich küsste. Sie sahen sich zärtlich an, doch sie wusste mittlerweile, dass nicht alles Gold war, was glänzte – dass geheimnisvolle Überraschungen überall lauerten. Ihrer Mutter hatte sie nichts von Katharine erzählt. Bet würde ihr sagen, was zu tun war. Der emanzipierten Bet war zuzutrauen, ihr zu raten, Frederick zu verlassen.
    Aber Bet hatte eigene Probleme. »Weißt du noch, wie großartig alle in Uniform ausgesehen haben? Damals waren Männer noch Männer!«
    »Du kannst jederzeit wieder zur Marine zurück.«
    »Es wäre nicht mehr dasselbe«, wehrte Bet kopfschüttelnd ab. »Vielleicht sollte ich heiraten«, fügte sie hinzu, doch das klang eher deprimiert.
    Sie hatten die andere Seite des Parks erreicht, gingen über die Westminster Bridge. Dabei blieben sie immer wieder stehen, beugten sich über die Brüstung und starrten in das schmutzig trübe Wasser des Stroms mit seinen tückischen Wirbeln und Unterströmungen. Die Themse führte mehr Unrat mit sich als sonst; Treibgut, das mit den Gezeiten hin und her geschwemmt wurde, als sei es ein Symbol für die zahllosen Leben, die der Krieg entwurzelt hatte. Von der Brücke aus hatten sie einen guten Überblick über den Schaden, den die Stadt genommen hatte: Ganze Straßenzüge waren ausgemerzt, als habe ein Kind achtlos Bauklötze umgestoßen, und dazwischen ausgebrannte Häuser wie schwarze, leere Höhlen.
    »War’s das jetzt?«
    Doch Celia hörte Bet nicht mehr zu, denn sie dachte voller Sorge wieder an ihre Mutter.
    »Sie ist nur noch Haut und Knochen«, stimmte Mr Peters düster zu. »Aber sie weigert sich, zum Arzt zu gehen. Und Ihre Ladyschaft unterstützt sie noch dabei.« Geistesabwesend fügte er aus alter Gewohnheit hinzu: »Gott segne sie.«
    Celia hatte ihn entsetzt angesehen. Es war typisch für ihre Mutter. Sie hatte stets so getan, als sei der menschliche Körper unwichtig und peinlich. Und die egozentrische Lady Falconbridge redete ihr trotz der späten Zuneigung auch noch das Wort.
    »Die beiden wursteln sich so durch dort oben im Herrenhaus und werden auch nicht jünger. Der Wasserhahn in ihrem Badezimmer tropft, das sagt sie mir jetzt!« Er schien erfreut, dass man ihm noch alles erzählte, und schämte sich gleichzeitig seines kranken Herzens, das ihn hinderte, einen Wasserhahn im Herrenhaus auszuwechseln, sah es als Schmälerung seiner Männlichkeit. »Diese verdammte Pumpe!«, brach es aus ihm heraus, und er deutete auf seine Brust. Dann entspannte sich seine Miene. »Sieh dich nur an. Eine anständige verheiratete Lady! Kommt mir wie gestern vor, dass du bei der Gartenarbeit vor dich hin gebrabbelt hast. ›Mit wem redest du?‹, habe ich dann gefragt, und du hast deine Puppe hochgehalten – Phoebe hieß sie doch, oder? Hätte schwören können, dass einmal neben dir ein Schatten hergehüpft ist. Aber jetzt, schau dich an!« Er strahlte vor Stolz. »Deine Mutter hält große Stücke auf deinen Ehemann. ›Er ist so schneidig in seiner Uniform‹, sagt sie. Und: ›Sie werden ihn eines Tages zum General machen.‹«
    »Was hat sie?«
    »Frauenkrankheit?«, vermutete er diskret. Dann zuckte er die Schultern, denn in Wahrheit wusste er ebenso wenig wie alle anderen.
    Es war ein seltsames Gefühl, ihn in seinem Cottage zu besuchen. In ihrer Kindheit war es verbotenes Terrain gewesen, obwohl ihre Mutter ihr den Grund dafür nie erklärt hatte. »Er ist ein Mann«, war alles, was sie als Antwort bekam – so als könne sich selbst der freundliche, väterliche Mr Peters auf seinem Territorium als unberechenbar erweisen.
    Ohne Mr Peters’ Pflege hatte sich der Garten in einen Dschungel verwandelt. Ein Feigenbaum breitete sich wie eine große, grüne Spinne über das Wellblechdach seines Hauses aus. Die Luft im Inneren war stickig und roch unangenehm süßlich, was durch die Hitze, die der rostende Paraffinofen verbreitete, noch verstärkt wurde. Sie hatte die geschlossenen Fenster und die toten Fliegen auf den Simsen gesehen und sich daran erinnert, wie sehr er die frischen Meeresbrisen geliebt hatte. Es kam ihr seltsam

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