Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Mann mit vielversprechender Zukunft – das sagten alle. Und es gab noch einen zwingenderen Grund für eine Rückkehr. Trotz des Pessars war sie beinahe im dritten Monat schwanger – was sie Frederick bisher verschwiegen hatte und Bet jetzt nicht erzählen konnte.
Die Atmosphäre jener Nacht blieb ihr noch lange gegenwärtig – zwei junge Frauen, schwanger und voller Angst. Wie sich herausstellte, hatte Bet recht gehabt, sie ein Glückskind zu nennen. Celia überlegte oft, wenn sie in Bets und Bet in ihrer Situation gewesen wäre, hätte Bet nie ihren Robert und eine andere Art der Liebe kennengelernt.
10
MEINE ZUKUNFTSPLÄNE –
VON ROBERT BAYLEY, ACHT JAHRE
UND ZWEI MONATE, DREI WOCHEN
UND NEUN TAGE ALT.
Wenn ich groß bin, werde ich Millionär. Etwas von
meinem Geld gebe ich für wohltätige Zwecke aus.
Ich kaufe mir einen Hubschrauber und eine Jacht,
richte einen privaten Zoo ein und esse zu jeder
Mahlzeit einen Schokoladenkuchen.
GEFUNDEN IN EINER SCHACHTEL MIT ANDEREN
ERINNERUNGSSTÜCKEN WIE ALTEN SCHULZEUGNISSEN ETC.
Elegant in Gabardinehose und Pullover experimentierte Robert an seinem Apple Mac herum, den Guy ihm anlässlich seiner Pensionierung geschenkt hatte. Er war sich der Motive seines Sohnes wohl bewusst und gleichzeitig entsetzt, dass er so viel Geld für ihn ausgegeben hatte. Die Effizienz des Computers war allerdings äußerst verführerisch. Er war für die Erstellung von Listen wie geschaffen.
1.Tägliche Heißwasser-Nassrasur aufgeben, egal, was geplant ist.
2.Gute Kleidung reinigen, dito, dito.
3.Mel mehr in der Küche helfen. Cordon-Bleu-Kurs in Anbetracht häufiger Einladungen zum Abendessen belegen.
4.Müll sorgfältig sortieren.
5.Bridge spielen lernen.
6.Weniger Käse essen.
7.Mehr Zeit mit den Schwestern verbringen.
8.Mit den Memoiren beginnen – denn wer rastet, der rostet.
9.Buch über Mummy unbedingt verhindern. Wir hatten als Familie bereits genug Aufmerksamkeit.
Natürlich schrie die Liste praktisch nach einem zehnten Programmpunkt, doch wie üblich verdrängte er das Problem »Miranda« in den hintersten Winkel seines Bewusstseins. Dass er sich schlecht benahm, war ihm klar, aber das bedrückte ihn nur noch mehr.
Es war halb zehn Uhr an seinem ersten Tag als Ruheständler, und orientierungslos, nachdem er die Liste fertiggestellt hatte, beschloss er, ein angemessenes Budget aufzustellen. Den Finanzen galt seine wachsende Sorge, obwohl Mel ihm versicherte, sie seien in einer »recht komfortablen« Lage. Die Bezeichnung »recht komfortabel« reichte ihm nicht. Er wollte Spaß. Was, wenn er wie seine Mutter fast neunzig Jahre alt wurde? Wie sah ihr Einkommen dann aus? Und jetzt, was die Probleme noch verschärfte, hatten sie auch noch ein älteres Haustier zu versorgen, was unausweichlich astronomische Tierarztrechnungen bedingte. Die Preise für Hundefutter waren eine Offenbarung. Kann leicht dazu kommen, dass wir uns zu dritt von Happy Dog Supreme (Tesco Choice Cuts ’ ) ernähren müssen, sinnierte er düster. Dennoch hatte er es gern, wenn Oscar unter seinem Schreibtisch lag. Schließlich hatte seine Mutter in den letzten Jahren mehr Zeit mit dem Tier verbracht als mit ihren Kindern und Kindeskindern. Es machte ihn froh, dass Oscar seine Gesellschaft der von Mel vorzuziehen schien.
»Verrücktes Alterchen!«, sagte er und tätschelte den Hund.
Was sonst hatte er an diesem Tag bisher vollbracht? Außer wertvolle Zeit mit Oscar zu verbringen, hatte er seine Schuhe geputzt, die Zähne mit Zahnseide gereinigt, wozu Mel ihn stets drängte, und mehrere Wattestäbchen in dem sinnlosen Versuch verbraucht, sein linkes Ohr zu reinigen. Denn obwohl er auf dieser Seite schlecht hörte, weigerte er sich, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, taub zu werden.
Die Zeit teilte sich mittlerweile für ihn in zwei exakt umrissene Abschnitte – »damals« und »jetzt«. Während der »damals«-Periode – einer respektablen, aber unauffälligen Karriere bei der Armee – verfügte er über ein gewisses Maß an Autorität, aber nie über genug Zeit. Jetzt hatte sich die Situation umgekehrt. Dennoch hatte an seinem ersten Tag des sogenannten Ruhestandes selbst der alltägliche Akt des Rasierens länger gedauert als sonst. Er warf erneut einen Blick auf die Liste, für deren Erstellung er über eine halbe Stunde gebraucht hatte, und erkannte in ihr eine Ansammlung seniler Wirrungen. Tatsache war, dass er als fitter, knapp über Sechzigjähriger aufgewacht war, ohne die
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