Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
»vorsichtig sein« nur eine Bedeutung. Frederick sagte es häufig – »Du bist doch vorsichtig, oder?« Er war ängstlich darauf bedacht, die Gründung einer Familie noch so lange hinauszuschieben, bis sie sich etabliert hatten, und hatte sie zum Arzt geschickt, der ihr einen Pessar eingesetzt hatte.
»Ich bin drei Wochen überfällig«, gestand Bet.
»Der Vater …?«
»Was soll mit ihm sein?« Bet zog eine Grimasse.
»Hast du’s ihm gesagt?«, drängte Celia.
Bet zuckte die Schultern. »Er muss schließlich an seine Familie denken, oder?«
Es hatte sich also nichts geändert. Celia dachte an die zahlreichen, ungebundenen jungen Männer, die in Island View gekommen und gegangen waren, von denen Bet keinen einzigen auch nur beachtet zu haben schien. Priscilla hatte einmal behauptet, Bet sei ihr eigener schlimmster Feind. Celia hatte über das Klischee nachgedacht und erkannt, dass das Bets zwiespältiges Naturell war – Härte gepaart mit Herzenswärme –, das sie zu einer so wunderbaren Freundin machte.
Jetzt war sie kritischer. Sie dachte an all die betrogenen, hintergangenen Ehefrauen. Kein Wunder, überlegte sie, dass Frederick meine Freundschaft mit Bet nur ungern gesehen hatte.
»Deine Familie …?«, begann sie.
Bet zuckte die Schultern. »Was soll sein?«
»Liebst du ihn?«, erkundigte sich Celia stirnrunzelnd. Ein Blick auf den großen Wecker auf dem Kaminsims sagte ihr, dass es noch früh war. Wenn sie sich jetzt verabschiedete, erreichte sie noch den nächsten Zug von Waterloo aus und kam in Far Point noch bei Helligkeit an. Dann konnte sie mit ihrer Mutter und Lady Falconbridge in der warmen Küche heißen Kakao trinken. Sie dachte mit befremdlicher Sehnsucht an die beiden altmodischen Frauen, die jeweils nur einen Mann gehabt hatten.
Bet lachte. »Was hat Liebe damit zu tun?«
»Du musst es ihm sagen.«
»Kann sein«, stimmte Bet mit freudlosem Lächeln zu. »Denn allein kann ich das nicht schaffen.«
»Was schaffen?«
Bet zog die Schultern hoch. »Ich muss was dagegen unternehmen, was sonst?«
Celia ahnte, wovon Bet sprach, denn mittlerweile wusste sie über das leidvolle Schicksal der Frauen, einschließlich der Schrecken einer Geburt, Bescheid. Aber Bet machte keinen verzweifelten Eindruck. Eine Abtreibung erschien ihr offenbar nicht dramatischer als ein Zahnarztbesuch. Dann verwirrte Bet Celia zutiefst. Vielleicht spürte sie, dass ihre Freundschaft an einem seidenen Faden hing. »Was tue ich mir nur an?«, flüsterte sie. »Oh, Celia! Du hast solches Glück. Und darüber bin ich froh.«
»Nein!«, widersprach Celia. Endlich schien die Gelegenheit gekommen, über Katharine zu sprechen.
Aber Bet war viel zu sehr mit ihrer eigenen Situation beschäftigt. Sie habe eigentlich nichts für den Mann übrig, gestand sie. Er sei ein egoistisches Schwein! Und Celia sah Bet zum ersten Mal in Tränen aufgelöst. Sie beruhigte sich lange nicht. »Du bist ein Glückskind, Celia! Du erwartest immer nur das Beste von den Menschen.«
»Nein«, entgegnete Celia erneut, doch es war zwecklos.
Dicke Tränen rollten Bet über die Wangen.
»Deine Familie …«, erinnerte Celia sie.
»Die kannst du vergessen.« Bet seufzte. Ihre Eltern würden sie hinauswerfen, wenn sie schwanger nach Hause käme, dessen schien sie sicher zu sein. »Keine Chance«, schloss sie und trank den Rest Rotwein mit einem Schluck.
»Wo willst du …?«, begann Celia.
»Frag nicht«, wehrte Bet mit bitterem Lächeln ab. Und mit düsterer Miene fügte sie hinzu: »Erledigt.«
»Ich bin jedenfalls froh, dass du’s mir gesagt hast.«
Schließlich legten sie sich auf die Schlafcouch.
»Priscilla sage ich übrigens nichts«, warnte Bet.
Celia dachte an Priscilla, die stets das Visier herunterklappte, wenn man sie fragte, was sie während des Krieges getrieben hatte, jedoch jede Gelegenheit ergriff, über andere zu klatschen. Sie drückte Bets Fuß zum Zeichen stummen Einverständnisses und hatte das Gefühl, dass ihre Freundschaft damit besiegelt war. »Bet«, flüsterte sie und beugte sich zu ihr. Aber Bet war bereits eingeschlafen, völlig erschöpft von all den widerstreitenden Emotionen.
Celia begann allmählich zu begreifen, warum es einen guten Grund gab, daran gehindert worden zu sein, ihre Geschichte zu erzählen. Das Schicksal wollte es, dass sie nach Deutschland und zu Frederick zurückkehrte. Selbst ihre Mutter (die sie nur ungern gehen ließ) fragte wiederholt, wann sie abreise. Frederick war ein großartiger
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