Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
nannte mich Lady Allison. Als ich im Krankenhaus war, hatte ich diese Erinnerung. Ich war noch ein Kind und die Frau in dem Cottage nannte mich auch Allison.«
Griffon nimmt seine Hand aus meinem Haar und legt seine Arme um mich. »Das kann alles Mögliche bedeuten«, sagt er. »Vielleicht gehören die Erinnerungen gar nicht zusammen.«
»Doch«, sage ich bestimmt und ein bisschen verwundert, dass er meine Entdeckung anscheinend nicht genauso spannend findet wie ich. »Es ist dasselbe Leben, ich fühle es. Das Mädchen im Cottage auf den Klippen und die Frau, die im Tower enthauptet wurde, sind ein und dieselbe.«
»Das glaube ich nicht«, sagt Griffon. »Ich habe die Führung von meinem Dad hundert Mal mitgemacht. Es gab nur eine Handvoll Menschen, die innerhalb der Tower-Mauern hingerichtet wurden, und jemand namens Allison war nicht dabei.«
Aber je genauer ich die Bilder betrachte, desto sicherer werde ich, dass ich recht habe. Das grobe, schwarze Gewand, das kleine Haus auf den Klippen – sie sind Teil ein und desselben Lebens, ich weiß es. Mein Name war Allison und ich wurde im Tower von London hingerichtet.
»Dann irren sich die Geschichtsbücher eben.« Ich stehe vor den Details meiner verschiedenen Leben und fühle mich wie ein löchriges Puzzle. Wie viele Leben liegen schon hinter mir? Wie viele kommen noch?
Griffon zieht mich näher an sich und rubbelt mich ein wenig warm. »Ja, vielleicht.« Er schaut hinaus über das Wasser. »Ich wünschte, wir könnten ewig hier so sitzen. Weit weg von Veronique. Von der Schule. Vom Sekhem. Vielleicht solltest du bei mir wohnen. Janine hätte bestimmt nichts dagegen. Dort würde Veronique dich niemals finden.«
»Klar«, sage ich. Als ob das so einfach wäre. »Ich kann mir genau vorstellen, wie ich es meinen Eltern beibringe: ›Also, hört mal, da gibt es eine Person, die sich an mir rächen will, weil sie denkt, ich hätte ihr in einem früheren Leben etwas Schlimmes angetan, darum ist es besser, wenn ich ausziehe und ab jetzt bei meinem –« Fast hätte ich »Freund« gesagt, kann mich aber gerade noch rechtzeitig bremsen.
Doch Griffon hakt nach. »Deinem was?« Er zwickt mich in die Seite und lacht. »Sag schon, deinem was?«
Ich überlege fieberhaft. Ich weiß nicht, was das richtige Wort für unsere Beziehung zu diesem Zeitpunkt ist, und habe Angst, etwas Falsches zu sagen. »Öh, mit einem nicht rein platonischen Freund, der keine Dates mit Mädchen von der Highschool hat«, sage ich schließlich.
»Das ist es für dich?«, Griffon grinst herausfordernd.
Ich rücke von ihm ab und sage ernst: »Ich weiß es nicht.«
»Ich denke doch.« Er lächelt leise, beugt sich zu mir herüber und küsst mich sanft. »Warum hast du Angst, es zu sagen?«
»Ich habe keine Angst«, sage ich und hoffe inständig, dass er mir das abkauft. Schließlich will ich nicht wie ein unreifer Teenager rüberkommen. Allerdings kann ich vor Aufregung nicht mal richtig atmen, was er hoffentlich nicht bemerkt.
Griffon küsst mich hinters Ohr. »Zwei Wahrheiten«, flüstert er, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spüre, »und eine Lüge. Ich zuerst.«
Ich beginne, dahinzuschmelzen, und mein Gehirn mit mir. »Okay«, kriege ich gerade noch raus.
»Von mir hing schon mal ein Gemälde im Louvre. Mein Kater heißt Stanley«, schnurrt er, und seine Lippen wandern hinüber zu meiner Schulter. »Und meine Freundin hat die wunderschönsten Augen auf der ganzen Welt.«
Ich schlucke und gebe alles, um mich zu konzentrieren. »Ich habe gesehen, wie gut du zeichnen kannst, also nehme ich an, das mit dem Gemälde ist eine Wahrheit.«
»Treffer«, sagt Griffon.
»Und du hast erzählt, dass du keine Haustiere hast. Das wäre also dann die Lüge.«
»Aha, du hast aufgepasst, sehr gut.« Er lehnt sich zurück, fährt mit dem Daumen über meine Wange. »Folglich wäre das mit meiner Freundin …?«
Ich lächele. »Die Wahrheit?«
Er sieht mich an und grinst, sogar im blassen Mondlicht kann ich seine Grübchen sehen. »Und wenn du meine Freundin bist, dann bin ich logischerweise …?«
»Mein Freund«, flüstere ich. Ich blicke forschend in sein Gesicht, warte darauf, dass er vielleicht doch noch in Gelächter ausbricht und sagt, dass alles nur ein Scherz war, doch stattdessen sieht er mich sehr ernst an.
»Das ist das erste Mal, dass ich zu jemandem ›meine Freundin‹ gesagt habe.«
In diesem Leben , füge ich in meinem Kopf hinzu.
Ohne den Blick zu senken, nimmt Griffon
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