Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
mehr aushalte und frage: »Kennst du Alana aus der Schule?«
»Mmm«, brummt er. In meinem Rücken fühle ich, wie sein Herz schneller schlägt. Sein Brustkorb hebt sich, als er tief Luft holt. »Eigentlich … äh … war ich mal mit ihrer Schwester befreundet.«
»Befreundet … oder mehr?« Ich habe ein flaues Gefühl in der Magengegend und frage mich, ob sie wohl genauso hübsch ist wie Alana.
»Wir waren nicht fest zusammen«, sagt er schnell.
»Du meinst, du hast nur mit ihr geschlafen?« Ich drehe mich zu ihm um, damit ich seine Augen sehen kann, wenn er auf meine Frage antwortet.
Er weicht meinem Blick aus und antwortet nicht sofort. »Sie geht in Santa Barbara aufs College und war letzten Sommer in den Ferien hier.« Wieder habe ich das Gefühl, dass er irgendwie älter ist, erfahrener, als ein normaler Siebzehnjähriger sein sollte. »Ich habe dich nicht angelogen. Ich gehe nicht mit Mädchen in meinem Alter aus.« Er senkt den Blick und beißt sich auf die Unterlippe. »Das heißt, bis jetzt nicht.«
Obwohl mein Herz bei seinem letzten Satz vor Freude hüpft, erwidere ich nichts. Er kommt näher und will mich küssen, aber im letzten Augenblicke weiche ich zurück.
»Manchmal glaube ich, du willst eigentlich nur der Prinz auf dem weißen Pferd sein.« Ich senke den Blick und betrachte die raue Rinde des Baumstamms. Ich habe vorher nicht darüber nachgedacht, aber trotzdem beschreibt das genau meine Gefühle.
»Hm … Ist das ein Kompliment?«, fragt er unsicher.
»Nein, eigentlich nicht. Es kommt mir vor, als wäre ich für dich bloß das edle Fräulein in Not, und du willst der Held sein, der kommt und mich rettet.«
Griffon legt seine Hand auf meine. »Du hast recht. Ich will dein Held sein. Aber nicht, weil ich denke, dass du alleine nichts geregelt bekommst. Ich habe ganz andere, viel egoistischere Absichten.« Er beugt sich herüber und küsst mich, und ich merke, wie sehr sein Körper sich nach der Berührung sehnt. Gleichzeitig fühle ich die Schwingungen zwischen uns. Ein leises Summen, das ich mittlerweile ständig spüren kann, eine Verbindung von einem zum anderen.
Ich lasse mich in das Gefühl seines Körpers sinken. Meine Hände wandern seine Oberschenkel hinauf bis zu den Hüften, und ich schmiege mich noch stärker an ihn, sodass er scharf die Luft einzieht. Ich lege meine Beine um seine Taille, öffne den Reißverschluss seiner Jacke und schiebe meine kalten Hände unter sein Hemd. Ich spüre kurz das Ankh an seiner Brust, dann wandern meine Hände weiter und ich streichle die warme Haut über den Muskeln seines Oberkörpers. Es kommt mir vor, als säßen wir stundenlang so dort. Wir spüren uns, schmecken uns, und ich bin froh, dass wir an einem kalten, nassen Strand sind und nicht auf dem breiten Bett in seinem Zimmer, denn ich weiß nicht, ob ich dann die Kraft hätte, nicht weiter zu gehen, als ich sollte.
Im Hintergrund hören wir das Rauschen der Wellen, und mich durchströmt eine tiefe Zufriedenheit, als hätte ich etwas gefunden, nach dem ich schon seit vielen Jahren suche. Die Schule ist unwichtig. Das Cello ist unwichtig. Sogar, dass ich im Moment nicht spielen kann, scheint unwichtig.
»Es ist anders, wenn man weiß, dass man nicht nur diese eine Chance hat, oder?«, frage ich ihn.
»Ja, irgendwie schon«, antwortet Griffon zurückhaltend.
»Ich meine, selbst wenn etwas Schlimmes passieren sollte. Es würde uns zwar für den Rest dieses Lebens traurig machen, aber wir könnten uns einfach im nächsten wiederbegegnen und noch mal von vorn anfangen. Es gibt doch bestimmt so eine Art Zeichen, durch das man den anderen wiederfinden kann.«
»Nein, leider funktioniert das nicht ganz so«, sagt Griffon ein bisschen traurig. »Es ist nicht mal gesagt, dass wir zur selben Zeit oder im selben Jahrhundert wiederkehren, geschweige denn auf demselben Kontinent.«
»Aber was ist mit all den Geschichten über Menschen, die füreinander bestimmt sind? Die zueinanderfinden, weil das ihr Schicksal ist?«
»Ich wünschte, es wäre so«, sagt Griffon und küsst mich sanft auf den Hals. »Aber auch wenn die Technologie es heute leichter macht, andere Akhet zu finden, gibt es keine Garantie dafür, dass man die wiedertrifft, mit denen man früher zusammen war.«
Bei dem Gedanken, ein Leben ohne ihn zu verbringen, zieht sich mein Herz schmerzlich zusammen.
»Gibt es ein Ende? Kommt irgendwann mal der Zeitpunkt, an dem man nicht mehr wiederkehrt?«
»Vielleicht«, sagt Griffon.
Weitere Kostenlose Bücher