Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
verstehen …«
»Verstehen?«, schreie ich aufgebracht. »Du hast mich getötet! Du hast mir mit einer Axt den Kopf abgeschlagen! Was gibt es da zu verstehen?« Jetzt ist es ausgesprochen. Und plötzlich habe ich nur noch das Bedürfnis, so schnell wie möglich von hier wegzukommen, von ihm wegzukommen.
»So war es nicht«, sagt er mit erstickter Stimme.
Aber in meinem Kopf ist nur Platz für das Bild seiner Augen hinter der dunklen Maske. Ich habe lange genug auf ihn gehört. Ich wünschte, ich könnte die Jahre, die Jahrhunderte, die zwischen uns liegen, zurückdrehen, aber ich bin im Hier und Jetzt – allein mit ihm auf dem weiten Strand.
Ich renne los in Richtung des Feuers. Der Sand ist feucht und schwer, sodass ich bei jedem Schritt tief einsinke. Ich höre Griffons Schritte hinter mir, und kurz bevor ich eines der etwas abseits stehenden Grüppchen erreiche, hat er mich eingeholt. Er packt meine Schulter und dreht mich zu sich herum.
»Du musst mich anhören«, sagt er heftig.
»Ich muss gar nichts«, sage ich und versuche, seine Hand abzuschütteln. »Lass mich los!«
»Erst wenn du gehört hast, was ich zu sagen habe!«, brüllt er verzweifelt, und plötzlich wird es still um uns herum. Alle starren uns an.
»Was ist hier los?« Sein Freund Peter stellt sich zwischen uns und Griffon lässt mich los.
Ich schaue mich hektisch um. »Wo ist Rayne?«, frage ich keuchend, noch ganz außer Atem von meinem Sprint.
»Sie ist gerade mit ihrer Schwester und ein paar anderen losgezogen, um Drinks zu besorgen«, sagt Peter. Dann sieht er Griffon an. »Was ist passiert?«
»Alles unter Kontrolle«, sagt Griffon, »nur ein Missverständnis.« Er sieht mich an, und ich verstehe, dass er unser »Missverständnis« nicht vor all diesen Leuten austragen will. »Komm, ich bringe dich nach Hause.«
»Mit dir fahre ich nirgendwohin. Lieber gehe ich zu Fuß.«
Peter sieht mich an. »Das ist nicht nötig. Ich werde dich fahren.«
»Bitte, Cole, tu das nicht«, beschwört Griffon mich. »Du machst einen Fehler.«
»Können wir dann los?«, frage ich Peter. Alle Augen sind auf uns drei gerichtet. Ich kehre Griffon den Rücken zu und setze mich in Bewegung.
Peter zögert einen kurzen Augenblick, dann kommt er hinter mir hergetrabt. »Ich habe gleich dort drüben geparkt«, sagt er und zeigt irgendwo nach links.
Auf dem Weg zum Auto sagt keiner von uns beiden ein Wort, das einzige Geräusch ist das Klimpern seines Autoschlüssels, als er ihn aus der Tasche zieht.
»Kannst du denn noch fahren?«, frage ich.
»Ich hab nichts getrunken«, antwortet er, öffnet mir die Beifahrertür und geht um das Auto herum zur Fahrerseite. »Und du? Alles okay bei dir?«, fragt er beim Einsteigen.
Ich nicke nur, meine Kehle ist wie zugeschnürt bei dem Gedanken daran, was gerade passiert ist. Seit Wochen hat Griffon mir den perfekten Typ vorgespielt. Den, der auf alles die richtige Antwort hat. Sieht aus, als hätte ich die falschen Fragen gestellt.
Genau in dem Augenblick, als Peter den Schlüssel ins Zündschloss steckt, heult hinter uns ein Motorrad auf. Gerade habe ich den Kopf zum Fenster gedreht, da rauscht Griffon an uns vorbei, und mein Blick fällt auf den Helm, der immer noch am Rahmen festgemacht ist. Er beschleunigt so stark, dass das Hinterrad gefährlich hin und her schlingert, während er in Richtung der großen Schnellstraße davonrast.
»Der Blödmann wird sich noch umbringen«, sagt Peter leise. Er manövriert das Auto aus der Parklücke und fährt in dieselbe Richtung wie Griffon, dessen Rücklicht bereits in der Ferne verschwindet. Ich schaue in den Seitenspiegel und sehe die Feuer am Strand kleiner und kleiner werden, während wir den Hügel hinauf Richtung Cliff House fahren. Mein Herz klopft wie wild, und ich habe immer noch das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Ich hocke in dem dunklen Auto und sehe die ganze Zeit Griffons Gesicht vor mir. Die verführerischen Locken. Der feine Schwung seiner Lippen und die süßen Grübchen, wenn er lächelt. Die Augen, die mich von Anfang an getäuscht haben. Von dem Augenblick an, als wir uns begegnet sind, muss er sich heimlich über mich totgelacht haben. Die Tränen laufen mir in heißen Strömen übers Gesicht, und ich habe nicht die Kraft, sie wegzuwischen.
Peter greift in die Ablage und reicht mir wortlos einen Stapel Papierservietten. Ich bedanke mich nicht mal, weil ich genau weiß, dass ich sowieso kein Wort rausbringe. Wir fahren einige Minuten schweigend,
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