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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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meine linke Hand und küsst sanft die Innenfläche. Seine Lippen berühren jeden einzelnen meiner Finger und streifen dann vorsichtig die Haut unterhalb des Verbandes, der die tiefe Wunde verdeckt. Er schließt die Augen, und ich sehe, dass seine Wimpern feucht schimmern. Ich schiebe eine Hand unter sein Hemd und fühle seine warme Haut. Er fröstelt. »Die ist eiskalt«, sagt er.
    »Bestimmt könnten deine Hände auch ein bisschen Wärme gebrauchen …«, erwidere ich lächelnd, nehme seine Hand und lege sie vorsichtig unter mein Shirt. Er sieht mich ein bisschen fragend an, während seine Finger sanft meine Haut berühren und mir fast der Atem stockt. Ich schmiege mich näher an ihn und fühle die immer stärker werdenden Schwingungen zwischen unseren Körpern. Das leise Summen steigert sich zu einem heftigen Pulsieren, im Einklang mit dem wilden Klopfen meines Herzens.
    Griffons Atem wird schwerer, intensiver. Ich streichle seinen Brustkorb und spüre, wie sein Körper sich bei der kleinsten Berührung meiner Finger erwartungsvoll anspannt. Es macht mich glücklich, solch eine Wirkung auf ihn zu haben. Lächelnd hebe ich den Kopf und schaue in sein Gesicht. Seine Augen sind geschlossen, und er beißt sich auf die Unterlippe, so als würde er gegen die heftigen Gefühle ankämpfen. Er spürt wohl, dass ich ihn betrachte, denn ganz langsam öffnen sich seine Lider, sodass ich seine Augen sehe. Diese bernsteinfarbenen Augen mit dem goldenen Schimmer darin, in denen etwas so Vertrautes und zugleich Unergründliches liegt.
    Als unsere Blicke sich treffen, schießt plötzlich eiskalte Furcht durch meinen Körper, so stark, dass ich beginne, zu zittern.
    Ich kenne diese Augen.
    Sie haben sich in meine Erinnerung eingebrannt, waren das Letzte, was ich sah, ehe das blitzende Metall auf mich herabfuhr und mich in tiefste Dunkelheit stürzte. Diese Augen, die keine Gnade kannten, das Einzige, was ich hinter der Maske von ihm sah, an jenem kalten, nebelgrauen Morgen auf dem Schafott. Wieder und wieder haben sie mich in meiner Erinnerung heimgesucht, doch als sie vor mir standen, habe ich sie nicht erkannt.
    Wie konnte ich so blind sein?
    Auch wenn Griffon äußerlich ein anderer Mensch ist, der Wesenskern hinter diesen Augen ist derselbe geblieben.
    Ich kann Euch nicht retten, Mylady. Wie aus dem Off höre ich die Worte, als hätte sie tatsächlich jemand laut gesprochen. Verzweifelt betrachte ich Griffon, hoffe so sehr, dass ich mich täusche, doch als unsere Blicke sich noch einmal treffen, kann ich es nicht länger leugnen.
    Es sind die Augen meines Henkers.

21
    »Oh mein Gott!« Hastig befreie ich mich aus seiner Umarmung, verliere das Gleichgewicht und falle in den Sand. Ich rappele mich wieder auf, mache einen Schritt zurück und starre ihn an. Doch es ist, als würde ich ihn gar nicht mehr erkennen – ich sehe nur die Erinnerung.
    »Cole!«, ruft Griffon und springt auf. Er klingt verwirrt, wahrscheinlich glaubt er, ich wäre immer noch völlig ahnungslos. »Was ist denn los?«
    Ich behalte ihn genau im Blick, während ich mich fester in meine Jacke mummele. Warum bloß habe ich es nicht früher erkannt? Da steht er und blickt mich mit den gleichen Augen an, die ich an jenem kalten, grauen Morgen vor so langer Zeit sah.
    »Du hast mich die ganze Zeit angelogen!« Mein Herz rast wie wild. Aus dem Augenwinkel schiele ich hinüber zum Feuer, überlege fieberhaft, wie ich am schnellsten zu Rayne komme.
    Langsam scheint Griffon zu begreifen. Er kommt einen Schritt auf mich zu. »Es ist nicht so, wie du denkst. Du musst mir glauben.« Er greift nach meinem Arm, aber ich stoße ihn zu-rück.
    »Fass mich nicht an«, sage ich möglichst ruhig, hebe aber gleichzeitig abwehrend die Hände, für den Fall, dass er es wieder versuchen sollte. Schlagartig wird mir bewusst, wie viel größer und kräftiger er ist als ich. Wenn er es darauf anlegt, mich zu packen, habe ich keine Chance.
    Aber er geht ein Stück zurück. »Es ist nicht so, wie du denkst. Bitte, lass es mich erklären«, sagt er beschwichtigend.
    »Du warst der Mann auf dem Schafott, du hast …« Ich kann es nicht laut aussprechen. Ein dicker Kloß sitzt in meiner Kehle. Seine Worte. Seine Berührungen. Seine Fürsorge. Alles Lüge.
    Griffon scheint in sich zusammenzusacken. »Ja, ich war es«, sagt er und sieht mir in die Augen. »Als ich dich im Tower das erste Mal berührte, wusste ich, wer du bist. Und wer ich damals war. Aber ich wusste, du würdest es nicht

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