Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
ausspuckt.«
»Tudor-Zeit?«, frage ich und schaue sie verwundert an.
Sie zuckt mit den Schultern. »Ich besitze die gesamte DVD-Kollektion von Die Tudors. «
Plötzlich fällt mir sein Name ein. »Connor«, sage ich. »Guck mal nach, ob irgendwann zu der Zeit jemand namens Connor hingerichtet wurde.«
»Wer ist Connor?«
Ich zögere. »Lady Allisons Ehemann.«
Rayne tippt den Namen ein und schweigend lassen wir unsere Augen über die Suchergebnisse gleiten. »Hm, nicht viel«, sagt Rayne. »Doch, warte mal, das hier könnte was sein.« Sie klickt eine Seite an. »Hier gibt’s eine Website mit Hunderten von Porträts aus dem Zeitalter von Elisabeth I. und den Tudors. Und einen Treffer für einen gewissen Lord Connor Wyatt. Da ist er. 1536 steht hier.«
Auf dem Bildschirm erscheint das Porträt eines jungen Mannes in einem kostbaren, schwarzen Wams. Mir stockt der Atem. Ich kenne ihn. Die grünen Augen, das blonde Haar, das unter der flachen, schwarzen Kopfbedeckung hervorschaut. Fast ist es, als könnte ich seine Stimme hören, die mir leise etwas zuflüstert. Ich starre auf das Bild dieses Mannes und bin verwundert über den heftigen Schmerz, den ich wegen seines Verlusts empfinde. »Das ist er.«
Rayne wirft mir einen Seitenblick zu. »Warte mal, seinen Namen habe ich vorhin schon mal irgendwo gelesen«, sagt sie und klickt sich durch die verschiedenen Seiten zurück, bis wir wieder bei der Liste gelandet sind. »Da ist er. Im Verzeichnis der Leute, die auf dem Tower Hill hingerichtet wurden: Lord Wyatt, verbrannt auf dem Scheiterhaufen im Jahre 1538.«
Ich schließe die Augen, um zu prüfen, ob das irgendeine bestimmte Erinnerung auslöst, aber alles, was ich sehe, sind die in den Stein geritzten Worte. Bis in alle Ewigkeit.
Um mich zu beruhigen, nehme ich ein paar tiefe Atemzüge und versuche, die Puzzleteile zusammenzusetzen. »Also, für seine Hinrichtung gibt es Nachweise, aber nicht für die von Allison?« Ich lasse meine Augen noch einmal über die Liste wandern.
»Versuchen wir’s noch mal mit ihrem vollen Namen«, sagt Rayne und klickt zurück auf die Seite mit den Porträts. Während sie sich Seite um Seite durch die Bilder fremder Menschen in ihren kostbarsten Kleidern scrollt, wird das Flattern in meiner Magengrube immer heftiger. Es fühlt sich an wie beim Heiß-oder-kalt-Spiel, und ich habe aus irgendeinem Grund das deutliche Gefühl, dass es immer wärmer wird.
»Da ist sie«, sagt Rayne und klickt auf ein kleines Vorschaubild. Auf dem Monitor erscheint das Porträt einer jungen Frau mit tiefen, braunen Augen und rotblondem Haar, das zu einem Zopf geflochten über ihrer Schulter liegt. Ihr Kleid ist aus dunkelrotem Samt, hat bauschige, golddurchwirkte Ärmel, die ihr bis an die Ellbogen reichen, und denselben geraden Ausschnitt wie die Gewänder der Frauen aus der Renaissance.
»Ich kenne sie irgendwoher«, murmele ich. Diese Augen und dieses Kleid habe ich schon mal irgendwo gesehen.
»Gemälde eines unbekannten Künstlers aus dem Jahre 1536«, liest Rayne vor. »Ein Portrait von Lady Allison Wyatt, das heute in der National Gallery in London hängt.«
Allison Wyatt . Ich lasse den Namen in meinem Kopf nachklingen. Ihr Bild kommt mir zwar bekannt vor, aber ich spüre kein so deutliches Wiedererkennen wie vorhin bei Connor. Doch plötzlich weiß ich, wo ich sie schon mal gesehen habe.
»Oh mein Gott! Es ist das Mädchen aus Griffons Zimmer!«
»Aus Griffons Zimmer?« Rayne sieht mich entgeistert an.
»Er hat sie gezeichnet.« Ich nehme den Laptop auf meinen Schoß und betrachte das Gemälde in allen Einzelheiten, von dem mit Gold und Juwelen besetzten Band um ihre Taille bis hin zu ihrer leicht nach vorn gestreckten Hand. Jedes noch so kleine Detail hat der Maler in seinem Porträt von Lady Allison abgebildet: ihren kleinen Mund, die zarten goldenen Ohrringe, die Narbe auf ihrem Unterarm – eine Narbe, die sie sich als kleines Mädchen zuzog, als heißes Kerzenwachs über ihren Arm floss und ihre Mom die Wunde mit einer kühlenden Heilsalbe und sauberen Mullbinden versorgte.
Dann fällt mein Blick auf ihre rechte Hand. Zwischen den Fingern sehe ich Teile einer silbernen Kette blitzen und auf der Innenfläche ihrer Hand – kaum sichtbar, weil der Künstler ihn im Schatten gelassen hat – den dazugehörigen Anhänger. Es ist ein Kreuz mit einem Bogen und einem dunkelroten Rubin in der Mitte. Mir bleibt fast das Herz stehen, als ich ihn wiedererkenne: Er lag in meiner Hand an dem
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