Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Griffon denn versucht, dir irgendwie wehzutun?«
»Nein, aber das hätte er vielleicht, wenn Peter nicht dazwischengegangen wäre. Du hättest seinen Blick sehen sollen, als ich es ihm auf den Kopf zugesagt habe.«
»Wie auch immer. Auf jeden Fall war es eine gute Idee, hierherzukommen.« Rayne blickt hinauf zur Decke, dann neigt sie den Kopf zur Seite und sieht mich an. »Damals, als du eine Königin in England warst, wie war da dein Name?«
Ich rutsche auf dem Bett herum und drücke das Kissen noch enger an mich. »Ich war keine Königin. Und eigentlich mag ich im Moment auch nicht weiter drüber sprechen.« Am liebsten will ich, dass sich alles einfach in Luft auflöst.
»Griffon müsste doch wissen, was genau damals passiert ist«, sagt Rayne nachdenklich. »Du hast doch gesagt, er hat es zugegeben. Und wenn er der Henker war, dann kennt er auch die Hintergründe. Willst du denn nicht die Wahrheit wissen?«
Ich nicke vorsichtig. In meinem Kopf sehe ich wieder die Bilder der kleinen Rituale auf dem Schafott vor mir. Das Geld, das ich in seine Hand lege, die Vergebung, die ich ihm erteile, bevor er seinen Auftrag ausführt und mich tötet.
»Flipp jetzt nicht gleich aus«, sagt Rayne, »aber vielleicht solltest du mit ihm reden. Nur noch ein Mal. Dann kann er dir alles erzählen, und du musst nicht weiter herumrätseln, wie es wirklich gewesen ist.«
»Auf gar keinen Fall!« Trotzdem zieht sich bei dem Gedanken, ihn vielleicht nie wieder zu sehen, mein Herz schmerzlich zusammen. »Du weißt ja nicht, wie er mich bei der Hinrichtung angesehen hat. Er hätte es verhindern können. Er hätte die Axt nicht erheben und mich töten müssen. Wie kann man ein guter Mensch sein, wenn man gegen Bezahlung unschuldigen Leuten die Köpfe abschlägt?«
»Hm, wohl wahr«, sagt Rayne. »Und ich denke auch, du solltest vorsichtig sein. Aber andererseits … Wer weiß, vielleicht hatte er keine andere Wahl. Ich meine, du bist wütend auf ihn wegen etwas, das vor fünfhundert Jahren passiert ist …«
»Oh nein. Ich bin wütend, weil er mich vor einer Stunde noch angelogen hat. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass er irgendeine Absicht verfolgt, dass seine Seele, sein Wesenskern, oder wie immer man es nennen will, böse ist.«
»Meinst du nicht, das ist ein bisschen übertrieben?« Sie setzt sich an ihren Laptop, googelt irgendwas und klickt dann auf einen Link. »Anscheinend gibt es jede Menge über Hinrichtungen im Tower von London. Hier steht zum Beispiel, dass nur hochrangige Leute innerhalb der Mauern hingerichtet wurden.«
»Das hat der Fremdenführer an dem Tag auch gesagt. Bei den Hinrichtungen draußen auf dem Tower Hill gab es immer jede Menge Schaulustige, aber auf dem Tower Green war die Öffentlichkeit ausgeschlossen.«
Rayne wirft mir über die Schulter einen Blick zu. »Weil man ihnen die Demütigung ersparen wollte, oder weil die Hinrichtungen geheim bleiben sollten?«
»Ach, ich weiß es nicht. Können wir bitte damit aufhören?« Mir ist schon ganz flau davon, die ganze Zeit über meine eigene Hinrichtung zu sprechen.
»Komm schon, Cole. Lass uns einfach sehen, ob wir nicht ein paar Antworten finden. Vielleicht geht’s dir dann besser.«
»Warum soll’s mir besser gehen, wenn ich weiß, was vor fünfhundert Jahren passiert ist?«
»Man weiß nie«, sagt Rayne und klickt ein paar weitere Links an. »Lass es uns wenigstens versuchen.« Sie legt die Hände auf die Tastatur. »Also, fünfzehnhundert-was?«
»1538.«
»Okay. Dann haben wir 1538, England, den Tower von London. Weißt du, wie dein Name damals war?«
Ich muss schlucken, bevor ich antworten kann. Was, wenn sie tatsächlich etwas findet und ich schwarz auf weiß die Geschichte meiner eigenen Enthauptung lesen muss?
»Cole? Weißt du einen Namen?«, hakt Rayne nach.
»Allison. Lady Allison. Den Nachnamen weiß ich nicht.«
Mit zwei Fingern tippt sie schnell etwas ein und schaut dann konzentriert auf den Bildschirm. »Aha, hier gibt es eine Liste mit allen Hinrichtungen im Tower von London.« Sie klickt die Seite an. »Wow, ziemlich viele. Allerdings meistens Männer.« Sie sieht mich an. »Könnte es vielleicht sein, dass du ein Typ warst?«
»Nein, in dem Leben nicht.« Ich schaue über ihre Schulter auf den Bildschirm.
»Bist du sicher? Ich kann keine Allison auf der Liste finden. Hm. Vielleicht sollte ich einfach nach einer Lady Allison in der Tudor-Zeit suchen und gucken, was er
Weitere Kostenlose Bücher