Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
natürlich sollte ich noch üben. Aber plötzlich will ich überhaupt nicht mehr weg.
Kat kommt mir zu Hilfe: »Heute ist Mittwoch – Taekwondo-Abend. Mom ist nicht zu Hause.« Sie wirft mir einen kurzen Blick zu. »Und wenn du mal ein bisschen weniger übst, wird das bestimmt niemandem auffallen.«
»Also, ich verhungere. Wie wär’s, wenn wir zusammen was essen gehen?«, fragt Griffon. »Ich muss erst in ein paar Stunden zurück sein.«
Obwohl ich weiß, dass er mich nur aus Höflichkeit fragt, beginnt mein Herz, wie wild zu hämmern bei dem Gedanken, ein paar Stunden mit ihm allein zu verbringen. Es ist, als bekäme ich noch eine zweite Chance, und ich nehme mir fest vor, mich diesmal zu beherrschen und nicht lauter dummes Zeug von mir zu geben. »Das wäre schön«, sage ich und versuche, nicht allzu dankbar zu klingen.
Wir begleiten Kat noch bis zu ihrem Wagen und schlendern dann weiter die Straße entlang. Es fühlt sich gut an, neben Griffon zu gehen. Er ist zwar viel größer als ich, aber er passt sich meinem Tempo an, sodass ich nicht rennen muss, um mit ihm Schritt zu halten. Nach einer Weile rücke ich ein bisschen näher an ihn heran, natürlich nicht allzu dicht. Er scheint nichts dagegen zu haben, denn er vergrößert den Abstand nicht, sondern sieht mich nur an und grinst. Auf den Bürgersteigen geht es jetzt immer lebhafter zu, Leute mit Einkaufstüten tragen ihre Beute nach Hause und Menschen mit Aktentaschen strömen aus den Büros. Nach und nach rasseln die Rollgitter vor den Geschäften herunter.
»Kennst du ein gutes Restaurant in der Nähe?«, fragt Griffon. »Ich bin nicht so oft in der Stadt.«
»Ja klar, du kommst so gut wie nie her«, sage ich in Anspielung auf das, was er vorhin im Café erzählt hat. Ich weiß, das klingt zickig, aber ich kann nicht anders. Die widersprüchlichen Signale, die er aussendet, machen mich noch wahnsinnig.
Griffon sieht verlegen aus, was mich aus irgendeinem Grund beglückt. »Du hast recht. So selten bin ich auch wieder nicht hier. Hör mal, es tut mir leid wegen …«
Ich mache eine abwehrende Handbewegung, als wäre es nicht wichtig, aber in Wahrheit spüre ich immer deutlicher, dass es mir sehr wohl wichtig ist. Dass er mir wichtig ist. »Ist okay«, sage ich, »du musst mir nichts erklären.«
»Doch. Ich hätte dir sagen sollen, dass ich ganz in deiner Nähe wohne. Aber du warst so schnell wieder weg.« Griffon bleibt vor einem Blumenladen stehen. Er ist bereits geschlossen, aber in der Luft liegt noch der zarte Duft von Rosen. »Außerdem wusste ich, dass ich dich sowieso wiedersehen würde.«
Ich bin ebenfalls stehen geblieben und blicke forschend in sein Gesicht. Ich möchte ihm so gerne glauben. »Wie denn? Du kanntest ja nicht mal meinen Nachnamen.«
»Bei manchen Dingen ist man sich einfach sicher«, sagt er, als wäre es das Normalste auf der Welt. »Außerdem war mir klar, dass Owen mit deiner Schwester in Kontakt bleiben würde.«
»Und was, wenn sie ihm ihre Nummer nicht gegeben hätte?«, wende ich ein, obwohl ich genau weiß, dass das absolut unwahrscheinlich ist. Wahrscheinlich ist, dass Kat ihm vor unserer Abreise ihre Nummer mit wasserfestem Edding auf die Hand geschrieben hat. »Du kennst meine Schwester doch gar nicht.«
»Das stimmt, aber ich kenne Owen. Er hätte sie niemals einfach so wieder abreisen lassen.« Griffon lächelt kurz, dann schaut er sich um. »Also, wo wollen wir essen?«
Ich schaue auf die Straßenschilder, um mich zu orientieren. Veroniques Freund ist Italiener, und Mom hat sie mal nach einem Restaurant in der Nähe von North Beach gefragt, von dem sie gehört hatte, es sei gut und nicht zu teuer. Im Kopf überschlage ich, wie viel Geld ich dabei habe, und könnte mich ohrfeigen, dass ich Kat nicht um einen Zwanziger angehauen habe. »Magst du Italienisch?«
»Klar.«
»Ich glaube, es gibt einen netten Italiener nur ein paar Straßen weiter«, sagte ich und gehe durch das Gedränge auf dem Gehweg voran.
Ich finde das Lokal ohne Schwierigkeiten, erstaunt über mich selbst, dass ich mich sogar an den Namen erinnere. Ich kann mir jede einzelne Note einer Komposition ohne Probleme einprägen, aber bei alltäglichen Dingen wie Buchtiteln oder Restaurantnamen versage ich meist kläglich. Gerade als Griffon die Tür öffnen will, klingelt sein Handy. Er schaut kurz auf das Display und sieht mich an. »Da müsste ich eigentlich drangehen. Macht’s dir was aus? Dauert nur ein paar Minuten.«
»Kein
Weitere Kostenlose Bücher