Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Problem. Dann geh ich schon mal rein und gucke, ob ein Tisch frei ist.«
Er lächelt mich an. »Danke. Ich bin gleich wieder da.« Griffon geht ein paar Schritte weiter bis an die nächste Ecke, und ich höre noch, wie er den Anruf annimmt, bevor ich die Tür öffne und das Restaurant betrete.
Als ich im Eingangsbereich am Tresen stehe und warte, taucht plötzlich Veronique auf, gefolgt von einem gut gekleideten Mann, auf den sie in rasantem Italienisch einredet. Zumindest glaube ich, dass es Italienisch ist. Ich selbst bin über Spanisch für Anfänger noch nicht hinausgekommen, also nicht gerade ein Genie, was Sprachen angeht.
»Cole! Was machst du denn hier?«, fragt sie überrascht auf Englisch, als sie mich entdeckt.
»Hey, Veronique. Ich hab mal gehört, wie du Mom von dem Restaurant erzählt hast. Wir waren gerade in der Nähe und dachten, wir probieren’s mal aus.«
»Gute Wahl. Sie machen fantastisches Kalbsbries.« Sie beugt sich zu mir und flüstert: »Das sind eigentlich Drüsen, aber lass dich davon nicht abschrecken. Die Feinschmecker sagen, dass man daran ein wirklich gutes italienisches Restaurant erkennt.« Sie dreht sich herum zu dem Mann hinter ihr. »Das ist Giacomo, mein Freund. Ich glaube, ihr kennt euch noch nicht.«
Er lächelt und verneigt sich leicht. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er Italiener ist, aber irgendwie sieht er wesentlich älter aus als sie. »Freut mich sehr, dich zu kennen. Ich habe viel gehört von deine wunderbare Begabung. Ist nicht jeden Tag, dass man trifft eine so große Talent.«
Ich betrachte den etwas abgewetzten, burgunderroten Teppich auf dem Boden und bin froh, dass Griffon gleich kommen wird. Außer im Konservatorium ist es mir immer ziemlich peinlich, wenn mich jemand auf mein Cellospiel anspricht. »Vielen Dank. Veronique macht wirklich gute Fortschritte.«
Sie rollt mit den Augen. »Nette kleine Lüge, aber trotzdem süß von dir.« Ihr Blick gleitet durch den Eingangsbereich. »Wartest du noch auf jemanden?«
»Ich bin … mit einem Freund hier. Er ist noch draußen und telefoniert.«
Sie zieht übertrieben die Augenbrauen hoch. »Ein Freund, soso. Und warum hast du noch nie von ihm erzählt? Ich wette, da steckt mehr dahinter!«
Ich wünschte, sie hätte recht. Ich stelle mir vor, wie es wohl wäre, ihn als meinen Freund vorzustellen. Seine Hand zu halten, wenn wir durch die Straßen laufen. »Nein, nein, nur ein Freund«, sage ich.
»Freundschaft ist immer ein guter Anfang«, kontert sie und sieht mich vielsagend an.
Ich zucke vorsichtshalber nur mit den Schultern, sonst verplappere ich mich noch.
» Dobbiamo affrettarci «, wirft Giacomo ein und blickt demonstrativ auf die Uhr.
»Ja, richtig«, erwidert Veronique, »wir sind schon spät dran. Wir sehen uns morgen?«
»Klar. Übliche Zeit.«
Im Hinausgehen treffen sie auf Griffon und Giacomo hält ihm die Tür auf. Ich winke ihnen noch einmal nach und sie treten hinaus ins Dunkel der Straße.
»Wer war das?«, fragt Griffon und schaut ihnen durchs Fenster nach.
»Sie ist eine meiner Schülerinnen«, kläre ich ihn auf, ernte aber nur einen verständnislosen Blick. »Eine Cello-Schülerin. Ich gebe zu Hause Privatunterricht. Veronique kommt donnerstags um vier.«
Er lacht. »Aha, die begabte Cellistin unterrichtet also auch. Das ist nett.«
»Eigentlich brauche ich nur das Geld«, sage ich und verziehe entschuldigend das Gesicht.
»Würdest du mir auch ein paar Stunden geben?«
»Du willst Cello lernen?«, frage ich und weiß, dass ich ungewollt skeptisch klinge.
»Vielleicht habe ich ja schon immer den glühenden Wunsch danach verspürt und nur auf die richtige Lehrerin gewartet …«
»Ich könnte mal schauen, ob ich dich noch irgendwo unterbringe«, antworte ich, und während wir an unseren Tisch geführt werden, hüpft mein Herz vor Freude bei dem Gedanken, ihn dann öfters zu sehen.
5
»Ich glaube, du bist verliehiieebt«, flötet Rayne.
»Ich bin nicht verliebt«, versuche ich abzustreiten, aber gegen das breite Grinsen in meinem Gesicht kann ich einfach nichts tun. Oder dagegen, dass ich im Unterricht sitze und den gestrigen Abend wieder und wieder in meinem Kopf abspiele. Ganz perfekt wäre ein Abschiedskuss gewesen oder wenn er meine Hand gehalten hätte, als wir an der Haltestelle auf meinen Bus gewartet haben. Na ja, dafür bleibt uns noch alle Zeit. Sage ich mir. Hoffe ich. Denn eigentlich hat er mich nicht um ein weiteres Date gebeten, sondern zum Abschied
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